Hi there,
Auf der anderen Seite verwend' ich auf einem Rechner ein XP SP2, das seit 2006 niemals upgedatet wurde
Du nutzt wissentlich ein Betriebssystem, das dutzende bekannte Remote-Exploits enthält und sehr einfach angreifbar ist? Warum? Weil du glaubst, damit eine »freie Entscheidung« gefällt zu haben?
Natürlich ist es angreifbar, Sorgen mach ich mir aber erst, wenn Du mir verrätst, wie die bösen Buben meinen Rechner finden wollen.
ich garantiere Dir, dieser Rechner ist malware-frei, obwohl ich weder eine Software-Firewall noch irgendeinen Virenschutz verwende
Das würde ich als fahrlässig bezeichnen und niemandem raten.
Im Lichte des zuvor Gesagten ist es irgendwie zwingend, findest Du nicht? Ratschläge diesbezüglich erteile ich allerdings in der Tat keine.
einmal im Monat lass ich ihn mit der desinfekt-DVD vom c't-Magazin durchchecken und bis jetzt nichts gefunden.
Dann hast du vermutlich bisher Glück *und* Verstand gehabt. Am Verstand kann man arbeiten. Ich sehe jedoch keinen Grund, warum man das Glück herausfordern sollte.
Mit Glück hat das wenig zu tun weil:
Ich hab eine Firewall im Router, ich verwend' vom BS einmal abgesehen nichts von Mirkosaft, ich lass nur Originalsoftware darauf laufen, ich seh' also nicht, wo die Malware herkommen sollte.
Da fallen mir verschiedene Möglichkeiten ein, sofern der Rechner nicht gänzlich von der Außenwelt abgeschirmt ist: Über Websites, Downloads, E-Mail, Messenger-Programme, USB-Sticks, Kamera-Speicherkarten, CDs/DVDs/Bluerays, angeschlossene Mobilgeräte, über andere Clients im Netzwerk, über Fehler im Router…
Websites schliess ich durch entsprechenden Browser resp. Browserkonfiguration aus.
Downloads gibts keine
E-Mails? Hm, ich verwend' einen Mailer, der nicht einmal HTML versteht
Messenger-Programme? Verwend ich nicht, Mirkosaft-Dienste alle abgedreht
USB-Sticks - ja, eigene, der Rest gilt sinngemäß für andere portable Speicher
Kamera-Speicherkarten? Wenn ich einen Virus photographier', vielleicht
CD etc. - wenn auf einer OriginalCD etwas drauf ist, dann hab ich wirklich Pech gehabt
Fehler im Router - ja, das kann uU dann wirklich unter Ar***karte laufen, das kann aber mit jedem BS zum Problem werden
Gerade bei den neueren Windowsversionen führen zB die automatischen Updates immer wieder zu Problemen - dem Anwender kann es egal sein, ob sein Rechner nicht funktioniert, weil es ein Problem mit den Patches gegeben hat oder weil er irgendeinen Schädling auf dem Rechner hat.
Damit stellst du die möglichen Nebenwirkungen von Sicherheitsfixes, die es unzweifelhaft gibt, auf dieselbe Stufe wie Malware. Das verharmlost letztere völlig. Malware klaut Kreditkartendaten, spioniert private Daten aus, zerstört oder manipuliert industrielle Produktion, wandelt den Rechner in einen fernsteuerbaren Knoten eines Botnetzes um (verschickt Spam, beteiligt sich an DDoS…) usw.
Ich hab nix Privates auf meinen Rechnern. Ich arbeite damit.
Bist du selbst in der Software-Entwicklung tätig oder hast du ein wenig Einblick in solche Verfahren? (Ersthafte Frage.)
Ja, seit 1985.
Dass Hersteller Geld verdienen wollen, schließt nicht aus, dass es eine technische Motivation für Produktentscheidungen gibt. 13 Jahre alte Betriebssysteme sind architekturell veraltet, insbesondere was Sicherheitsmechanismen angeht. Es ist eine wichtige Aufgabe eines Software-Herstellers, die fundamentalen Schwächen einer Architektur einzusehen und ein neues System zu entwickeln, anstatt das alte Jahrzehnte lang zu warten.
Dort wo ich den Rechner zum Entwickeln von Software einsetz', ist mir das Betriebssystem komplett egal.
Ein anderer Grund, warum ich ein altes BS (von mir aus auch veraltet, aber das ist wie mit der Schönheit, das entsteht alles erst im Auge des Betrachters) ist der Grund, daß ich einige Hardware habe, für die es keine Treiber mehr ab XP gegeben hat. Das sind zum Teil Soundkarten darunter, die drei- bis viermal so viel kosten wie ein Otto-Normal-Anwender-PC. Auch Keyboards etc, ich seh' nicht ein, warum ich das alles wegschmeissen soll, nur weil ein paar Konzernfuzzies ein Sicherheitsproblem herbeireden. Aber selbst wenn ich mir das gesamte Equipment neu kaufe, ist die bisher damit getanene Arbeit verloren, weil viele neue, nein, die meiste neue Hardware, irgendwelche Controler- und ähnliche Daten nicht mehr versteht. Das ist in etwa so, wie wenn man Dir erklärt, Ihre 3000 Euro teuere Nikon-Kamera bleibt Ihre 3000 Euro teuere Nikonkamera, aber leider, ab 1. April 2014 wird der Support dafür eingestellt, aber sie können das Teil auch weiterhin zumindest als Briefbeschwerer verwenden. Photos, die Du bis dahin gemacht hast, kannst Du Dir als JPEG betrachten, aber bearbeiten ist mit dem neuen Klicki-Bunti, auf das Du umbedingt umsteigen musst, leider nicht mehr drinnen.
Jetzt kann man natürlich sagen, heh, was will der mit der uralten Hardware und dem alten Krempl, aber, was ich damit mache, und damit sind wir eigentlich schon fast wieder am Anfang (und, zur Beruhigung aller, auch beinahe schon am Ende), das überlass ich der Mirkosaft ums Verrecken nicht, das will ich alleine entscheiden.
Stammtischempörung à la »Die wollen uns doch nur das Geld aus der Tasche ziehen! Das lass ich nicht mit mir machen! Ich update einfach nicht mehr!« ist insofern fehl am Platze.
Um's Geld ist es mir nicht gegangen, es ist einfach eine Prinzipsache, und ich hoffe, das ist 'rübergekommen. (Du magst Dir jetzt denken, wer seit '85 in der Softwarebranche ist, entwickelt einen gewissen Altersstarsinn, und vermutlich hast Du auch (ein wenig) recht, das ändert aber nicht viel am von mir Gesagten;)...