Umschulung und Prüfung, keine Anmeldefrist?
Foo-Mate
- menschelei
Hallo Welt,
ich denke diese Frage geht wohl eher an Leute hier im Forum welche evtl. aus selbst Ausbilden.
Es geht um folgendes, mein ehemaliger Kollege aus dem IT-Bereich wurde durch Krankheit arbeitlos.. nun wurde er von der ARGE in eine "Umschulungsmaßnahme" gesteckt, die geht irgendwie nur 10 Monate (das macht mich alleine schon Stutzig) und im September soll dann vor der IHK die Prüfung zum Verkäufer abgelegt werden.
Das komische, mein Kollege hat weder was von der IHK gehört noch wurde er zur Prüfung angemeldet. Gibt es denn bei Umschulungen keine Fristen? Wird man nicht auch bei einer Umschulung schon von Anfang an in ein "Ausbildungsverzeichnis" eingetragen?
Es wird aber noch viel kurioser... mein Kollege war noch nie im Handel tätig muss aber vor der IHK mindestens 2 Jahre vorweisen können (praktische Erfahrung).
Das ganze also wird von der ARGE finanziert und ein privater Bildungsträger führt das ganze durch. Auf die Frage vom Kollegen bei seinem Dozenten "wie das denn überhaupt alles funktionieren soll" bekam er die Antwort " ... das bekommen wir schon hin.. halte dich da einfach raus.. zur Not machen wir eine Sammelumschulung*" ..
Für mich eine totale Verarsche, ich denke eher der Bildungsträger macht so richtig Geld mit dieser Maßnahme und dem Versprechen auf einen Abschluss.. denn im Vertrag zwischen Kollege und Bildungsträger steht nur "Vorbereitung auf eine Abschlussprüfung" .. also für mich sieht das ganze nicht nach einer Umschulung sondern eher nach einer Gruppenbeschäftigung aus.. finanziert wird das ganze allerdings zu 50% vom Landkreis und 50% vom Europäischer Sozialfonds..
Wie seht ihr das ganze? Ist das alles so korrekt oder kann man eine Abschlussprüfung einfach mal ganz kurzfristig bei der IHK Anmelden auch wenn die Vorraussetzungen fehlen (wie die praktische Zeit im Handel)?
Guten Abend.
Es geht um folgendes, mein ehemaliger Kollege aus dem IT-Bereich wurde durch Krankheit arbeitlos.. nun wurde er von der ARGE in eine "Umschulungsmaßnahme" gesteckt, die geht irgendwie nur 10 Monate (das macht mich alleine schon Stutzig) und im September soll dann vor der IHK die Prüfung zum Verkäufer abgelegt werden.
Bei einer Umschulung wird davon ausgegangen, dass die Person eine Berufsausbildung hat und auch schon im Arbeitsleben tätig war. Dementsprechend ist es überflüssig, eine komplette Lehrzeit zu durchlaufen, in der ja zu einem sehr großen Teil allgemeine Grundlagen vermittelt werden.
Speziell beim "Verkäufer" (ich nehme an, du meinst den Kaufmann im Einzelhandel) beträgt die Lehrzeit für Abiturienten und andere Schlauberger obendrein nur zwei Jahre – und da sind die besagten überflüssigen, da schon früher erlernten Inhalte mit drin. Kurz: In zehn Monaten zum Dosenein-, -aus- und umsortierer sowie Sachen-über-die-Piepsmaschine-Zieher, kein Problem.
Ob man damit ratzfatz einen Arbeitsplatz bei einem feinen Herrenausstatter bekommt, auch Kaufmann, auch Einzelhandel, ist eine andere Geschichte. Der Bereich Einzelhandel ist halt sehr breit gefächert.
Das komische, mein Kollege hat weder was von der IHK gehört noch wurde er zur Prüfung angemeldet.
Möge er sich an die IHK wenden. Die werden ihm schon sagen, was, wann, wie, ob und warum.
Es wird aber noch viel kurioser... mein Kollege war noch nie im Handel tätig muss aber vor der IHK mindestens 2 Jahre vorweisen können (praktische Erfahrung).
Siehe oben: Seine bisherige Berufserfahrung könnte durchaus angerechnet werden.
Das ganze also wird von der ARGE finanziert und ein privater Bildungsträger führt das ganze durch.
Für mich eine totale Verarsche, ich denke eher der Bildungsträger macht so richtig Geld mit dieser Maßnahme und dem Versprechen auf einen Abschluss.. denn im Vertrag zwischen Kollege und Bildungsträger steht nur "Vorbereitung auf eine Abschlussprüfung"
Jede Lehre, jede Ausbildung und jede Umschulung, ja, sogar die Grundschulzeit ist nur eine Vorbereitung. Was erwartest du denn? Dass du deinen Kaiser Wilhelm unter einen Ausbildungsvertrag setzt und damit den Abschluss schon in der Tasche hast? Dass ein Kind, das auf dem Gymnasium angemeldet wird, automatisch das Abitur besteht?
Das wäre eine einseitige Bringschuld des Arbeitgebers, während der Auszubildende auf der faulen Haut liegen kann. Nein, diese Formulierung ist keine Verarschung, sondern völlig korrekt. Die Prüfung muss dein Kollege schon mit eigener Leistung ablegen.
.. also für mich sieht das ganze nicht nach einer Umschulung sondern eher nach einer Gruppenbeschäftigung aus.. finanziert wird das ganze allerdings zu 50% vom Landkreis und 50% vom Europäischer Sozialfonds..
Zu dieser Umschulerei kann man stehen wie man will. Teilweise wird da wirklich Kinderkacke vermittelt, teilweise ist das wertvolle Hilfe. Teilweise ist das ein Instrument zur Schönung der Arbeitslosenquote, teilweise eine wirklich gute Weiterbildung.
Es hängt immer davon ab, auf was umgeschult werden soll, und auch, um welche Teilnehmer es sich handelt.
Ist das alles so korrekt oder kann man eine Abschlussprüfung einfach mal ganz kurzfristig bei der IHK Anmelden auch wenn die Vorraussetzungen fehlen (wie die praktische Zeit im Handel)?
Kurzfristig anmelden: Ja, grundsätzlich kein Problem, zumal eine Prüfung im September bei jetziger Anmeldung nicht einmal als kurzfristig zu bezeichnen wäre.
Und ob die Voraussetzungen erfüllt sind, wird logischerweise erst bei der Anmeldung geprüft (was aber nicht bedeutet, dass man nicht vorher mal bei der IHK nachfragen könnte, ob man für die Anmeldung alles beisammen hat).
die geht irgendwie nur 10 Monate (das macht mich alleine schon Stutzig)
Was macht Dich daran stutzig? Immerhin verschwindet er so 10 Monate lang aus der Arbeitslosenstatistik. Ist das denn nichts?
Das ganze also wird von der ARGE finanziert und ein privater Bildungsträger führt das ganze durch.
Tja, Bildungsträger müßte man sein.
Auf die Frage vom Kollegen bei seinem Dozenten "wie das denn überhaupt alles funktionieren soll" bekam er die Antwort " ... das bekommen wir schon hin.. halte dich da einfach raus.. zur Not machen wir eine Sammelumschulung*" ..
Na also. Kompetente Aussage. Das schafft Vertrauen, finde ich.
Für mich eine totale Verarsche, ich denke eher der Bildungsträger macht so richtig Geld mit dieser Maßnahme und dem Versprechen auf einen Abschluss.. denn im Vertrag zwischen Kollege und Bildungsträger steht nur "Vorbereitung auf eine Abschlussprüfung" ..
Dann bekommt Dein Kollege auch genau das, was im Vertrag steht.
also für mich sieht das ganze nicht nach einer Umschulung sondern eher nach einer Gruppenbeschäftigung aus..
Das ist aber eine böse Sichtweise, die Du das hast.
Das würde ja heißen, daß die Arge mit Tricks arbeitet und die Leute unter falschen Voraussetzungen in unsinnige Umschulungen zwingt, um einerseits die Statistiken zu schönen und sie andererseits zu billigen Arbeitskräften auszubilden.
Das kann ich mir nicht vorstellen.
Roger
Das würde ja heißen, daß die Arge mit Tricks arbeitet und die Leute unter falschen Voraussetzungen in unsinnige Umschulungen zwingt, um einerseits die Statistiken zu schönen und sie andererseits zu billigen Arbeitskräften auszubilden.
Das kann ich mir nicht vorstellen.
Dass die Arge mit Tricks arbeitet, kann gar nicht sein. Ich denke, die glauben wirklich an eine Wirkung. Da könnte man ja auch behaupten, die Kirche arbeitet mit Tricks, aber die vermitteln glaubwürdig (na, ja ...) einen Glauben. Und das rechnet sich auf Dauer.
Unsinnige Umschulungen sind das ja nicht. Wenn eine hochbegabte Fachkraft wegen - was auch immer - berufsunfähig oder arbeitslos wird, wird ihr bescheidenes Verhalten beigebracht, in der Kirche "Demut" genannt, also Vereinfachung des Lebens. Das ist doch was und hat positive Folgewirkungen, etwa die Reduzierung der Wohnungsnot. Der Glückliche macht doch erstmal ein Fass auf und kann da auch gleich einziehen.
Und eine schöne Statistik ist doch auch ein paar Anstrengungen wert. Die Arge muss ihre Existenzberechtigung erarbeiten.
Linuchs
Unsinnige Umschulungen sind das ja nicht. Wenn eine hochbegabte Fachkraft wegen - was auch immer - berufsunfähig oder arbeitslos wird, wird ihr bescheidenes Verhalten beigebracht, in der Kirche "Demut" genannt, also Vereinfachung des Lebens. Das ist doch was und hat positive Folgewirkungen, etwa die Reduzierung der Wohnungsnot.
Na dann werd ich als gut ausgebildete Fachkraft und der drohenden Hartz-Kulisse aber lieber gleich schon im vorauseilendem ängstlichen Gehorsam bei der nächsten Gehaltsverhandlung oder beim Gespräch über unbezahlte Überstunden ein bißchen mehr Demut an den Tag legen.
Ich sag mir, lieber heute ein bißchen Demut als morgen dann mal ganz viel. Du weißt doch, die Sache mit dem "Spatz in der Hand...". Stell Dir nur mal vor, "man" würde arbeitslos.
Roger
Na dann werd ich als gut ausgebildete Fachkraft und der drohenden Hartz-Kulisse aber lieber gleich schon im vorauseilendem ängstlichen Gehorsam bei der nächsten Gehaltsverhandlung oder beim Gespräch über unbezahlte Überstunden ein bißchen mehr Demut an den Tag legen.
Na, siehste, wirkt doch. Eine weitere positive Folgewirkung.
Linuchs