manchen Kunden sind Verträge wohl egal - wie reagieren

[Henry]

Hallo,

ich bin selbständig im IT-Bereich. Grundsätzlich funktioniert das Unternehmen ganz gut, allerdings habe ich immer wieder Probleme bezüglich der Zuverlässigkeit der Kunden (machmal komme ich mir verarscht vor). Ich möchte euch einfach mal einen Sachverhalt beschreiben, vielleicht habt ihr auch schon Erfahrung mit so etwas gemacht und könnt mir verraten, wie man in den jeweiligen Situationen am besten reagiert. Nachdem ein Kunde unterschrieben hat bekommt er im ersten Schritt einen recht umfangreichen Fragekatalog von mir, leider ist es ab und an so, dass die Kunden einfach nicht in die Pötte kommen, sprich ich muss ihn Ewigkeiten hinterherlaufen, bis sie mir den ausgefüllten Fragekatalog übersenden, wenn Sie es denn überhaupt tun. Einem Kunden der bereits unterschrieben hatte bin ich ca. 4 Wochen bezüglich des Fragekatalogs hinterhergelaufen. Er hat mich immer wieder vertröstet. Nach vier Wochen hat er mit dann plötzlich folgende E-Mail geschrieben:

"Guten Tag Herr XXX,
bitte entschuldigen Sie meine verzögerte Antwort.
Wir müssen das Projekt auf Januar verschieben. Wir haben einige grosse Projekte erhalten. Zudem bin ich noch einige Wochen geschäftlich im Ausland und werde deshalb keine Zeit für neue Projekte haben. Ich hoffe das geht für Sie in Ordnung."

Jetzt frage ich mich wie ich mit sowas umgehen soll. Er hat je bereits unterschrieben, ich kann mit meiner Arbeit aber nicht anfangen, weil ich den Fragekatalog noch nicht habe. Wie würdet ihr reagieren, würdet ihr das akzeptieren, würdet ihr einfach gleich eine Rechnung stellen oder anderweitig reagieren. Ich meine, wozu gibt es denn Verträge, wenn sich sowieso keiner dran hält. Solche Dinge bzw. ähnliche Dinge sind mir in diesem Jahr mehrmals passiert. Die Frage ist wie man richtig reagiert und vor allem rechtlich gesehen richtig reagiert.

Ich ärgere mich immer tierisch über sowas.

[M.]

Mahlzeit,

Wie würdet ihr reagieren, würdet ihr das akzeptieren, würdet ihr einfach gleich eine Rechnung stellen oder anderweitig reagieren.

Grundsätzlich fang ich gar nicht an, bevor ich 30% Anzahlung hab. Das steht auch im Vertrag.
Im Vertrag steht dann auch, in welchem Zeitraum der Kunde den Fragenkatalog zurücksenden muss.

Wenn sich der Kunde nicht an die Fristen hält, verfallen die 30%, bzw. wenn der Kunde den Termin verschiebt, muss er halt damit leben, wenn andere Projekte sein verzögern.

In deinem Fall würde ich für die 30% ne Rechnung stellen und einen anderen Auftrag erledigen. Wenn du keinen konkreten Betrag für so einen Fall ausgehandelt hast, frag nen Fachanwalt, denn nur jemand, der deinen Vertrag kennt, kann dir genau sagen, was du machen kannst. Rechtsberatung kannst du hier eh keine bekommen ;)

[Gunther]

Hallo!

Ich sehe das im Großen und Ganzen wie M.!

Wie würdet ihr reagieren, würdet ihr das akzeptieren, würdet ihr einfach gleich eine Rechnung stellen oder anderweitig reagieren.

Grundsätzlich fang ich gar nicht an, bevor ich 30% Anzahlung hab. Das steht auch im Vertrag.
Im Vertrag steht dann auch, in welchem Zeitraum der Kunde den Fragenkatalog zurücksenden muss.

Das ist doch der entscheidende Punkt.
Wenn du schon einen Vertrag hast, was steht denn da diesbezüglich drin?
Aus deiner Frage hier würde ich aber eher mal vermuten, dass da nichts zu drin steht.

Imho ist es immer "eine gute Idee" (erforderlich), Dinge die terminlich vom Kunden abhängen vertraglich im Vorfeld zu regeln. Genauso wie den Fall der Nichteinhaltung seitens des Kunden.

Gruß
Gunther

[T-Rex]

Ich schliesse mich mal an!

Da bei dir das Kind aber in den Brunnen gefallen ist und du wie Gunther vermutet nichts kongretes in deinem Vertrag drin stehen hast bleiben dir 3 Optionen.

1. Einfach alles hinwerfen. Wenn der Kunde nichts macht, entsteht dir auch keine weitere Arbeit.

2. Wenn es ein guter Kunde ist auf ihn einreden und hoffen das es etwas bwwirkt.

3. Wenn es ein schlechter Kunde ist bzw. du ihn nicht halten willst alle deine Stunden zusammen fassen eine schöne Rechnung schnüren und zusenden.

Punkt 3 hat mal ein Steuerberater mit mir gemacht. Als ich bei ihm war, war ich der liebe Kunde und "neine nein das wird ihnen auf gar keinen Fall in Rechnung gestellt". Als ich dann ein leeres Formular nicht unterschreiben wollte wurde der Kontakt gekappt und ich hab eine 200 Euro Rechnung bekommen, die man dann als 20 Jähriger auch brav zahlt *seufz*.

Gruß
Vergangenheit schwelgender
Naiv-Rex

[M.]

Mahlzeit,

Punkt 3 hat mal ein Steuerberater mit mir gemacht. Als ich bei ihm war, war ich der liebe Kunde und "neine nein das wird ihnen auf gar keinen Fall in Rechnung gestellt". Als ich dann ein leeres Formular nicht unterschreiben wollte wurde der Kontakt gekappt und ich hab eine 200 Euro Rechnung bekommen, die man dann als 20 Jähriger auch brav zahlt *seufz*.

Kenn ich auch. Steuerberater schreibt Rechnung, ich hab aber nicht bezahlt.
Steuerberater verklagt mich und verliert den Prozess ;)

Also ist einfach zahlen nur bedingt ne gute Lösung :)

[T-Rex]

Also ist einfach zahlen nur bedingt ne gute Lösung :)

Dann mal deinen Rat.
Hab hier eine Rechnung von einem Klempner. Der hat letzte Woche einen Abfluss in der Küche repariert. Um das ganze zu testen hat er das Spülbecken voll laufen lassen. 1 mal, alles okay. 2 mal alles okay. 3 mal - die Amatur geht nicht mehr. Die war schon alt und verkalkt, trotzdem komisch dass gerade jetzt das Ding kaputt geht.
Ich also husch in den Obi der nur 10 Minuten zu Fuss von uns weg ist. 50 Euro für die billigste Amatur (lol... die sollten auch mal in billig Lohnländer produziert werden!). Dann hat er das Ding eingebaut. Das hat 1 Stunde gedauert.
Jetzt soll ich die komplette Arbeitszeit + Azubi der vorher nicht angekündigt war übernehmen. 224 Euro.

Würdest du einfach zahlen, würdest du verhandeln? Wenn ja, wieviel würdest du versuchen heraus zu holen?

Gruß
schläfriger
T-Rex

[M.]

Mahlzeit,

Würdest du einfach zahlen, würdest du verhandeln? Wenn ja, wieviel würdest du versuchen heraus zu holen?

Da dafür ein Azubi nicht nötig ist, würde ich das nicht zahlen. Allerdings kann ich das schwer abschätzen, da ich für sowas keinen Handwerker kommen lassen würde, sowas wird in unserer Familie selbst gemacht ;)

Aber grundsätzlich bin ich der Meinung, jeder soll bekommen, was ihm zusteht. Wenn ein Handwerker zuviel berechnet, ist das unfein.

Also zumindest die Stunde für den Einbau der Armatur des Azubi würde ich nicht zahlen, beim Rest kommt es drauf an ob er anständig gearbeitet hat und ob er getrödelt hat um mehr Stunden berechnen zu können.

Ist aber insgesamt alles sehr schwammig, weil ich ja nur deine kleine Schilderung habe. Kaum möglich, ne bessere Antwort zu geben.

[T-Rex]

Ist aber insgesamt alles sehr schwammig, weil ich ja nur deine kleine Schilderung habe. Kaum möglich, ne bessere Antwort zu geben.

Tatsache !

Naja hab da angerufen. Sekretärin war sehr nett hat sich alles angehört und es so weiter gegeben. 10 Minuten später ruft der Chef an und fragt nach einer ausführlichen Schilderung. Also denk ich mir supi ein offener Mensch der sich für die Wahrheit interessiert. Also fang ich an zu erzählen. Nach nicht mal einer Minute würgt er mich mit einer erhobenen Stimme ab und meint das passt schon alles so und ich soll zahlen. Das Telefonat war sehr schnell beendet.
Der Witz während des Telefonats war, dass er mich gebeten hat nie mehr etwas bei ihnen zu bestellen, da er auf Kunden wie mich verzichten kann :D.

Gruß
Antikunde
T-Rex

[Der Martin]

Hi,

Der Witz während des Telefonats war, dass er mich gebeten hat nie mehr etwas bei ihnen zu bestellen, da er auf Kunden wie mich verzichten kann :D.

habe ich so ähnlich auch mal erlebt. Habe bei einem Computer- und Elektronikhändler etwas bestellt und direkt ab Lager abgeholt. Einen Tag später bekam ich von diesem Laden eine Werbe-Mail, zusammen mit der freundlichen Aufforderung, den Laden bei einem von vier vorgeschlagenen Internet-Portalen zu bewerten.

Ich habe die Jungs daraufhin angeschrieben und betont, dass ich in Zukunft keine Werbemails erhalten wolle. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten: Der Versand dieser Mails sei fest im System verankert, das könne man nicht abstellen. Wenn ich diese Mails nicht wolle, sollte ich in Zukunft nicht mehr dort einkaufen.

Die Empfehlung habe ich mir seither zu Herzen genommen.

Als ich einige Wochen später einem guten Freund davon erzählt habe, sagte der, er hätte diese Mail an meiner Stelle an den Geschäftsführer weitergeleitet.

Ciao,
 Martin

[M.]

Mahlzeit,

Ich habe die Jungs daraufhin angeschrieben und betont, dass ich in Zukunft keine Werbemails erhalten wolle. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten: Der Versand dieser Mails sei fest im System verankert, das könne man nicht abstellen. Wenn ich diese Mails nicht wolle, sollte ich in Zukunft nicht mehr dort einkaufen.

An sowas sind diverse Abmahner und der Verbraucherschutz immer interessiert. Ich gehe davon aus, solche Mails werden dann sehr schnell abgestellt ;)

[M.]

Mahlzeit,

Naja hab da angerufen. Sekretärin war sehr nett hat sich alles angehört und es so weiter gegeben. 10 Minuten später ruft der Chef an und fragt nach einer ausführlichen Schilderung. Also denk ich mir supi ein offener Mensch der sich für die Wahrheit interessiert. Also fang ich an zu erzählen. Nach nicht mal einer Minute würgt er mich mit einer erhobenen Stimme ab und meint das passt schon alles so und ich soll zahlen. Das Telefonat war sehr schnell beendet.

Dein Problem wird sein, dass es bei der geringen Summe (Azubi für eine Stunde) zu viel Aufwand ist, zu streiten. Wenn du mutig bist, teile schriftlich die Minderung der Rechnung mit und überweise dann den geminderten Betrag. Entweder akzeptiert die Firma das oder sie schickt dir ne Mahnung.
Ist ne Gratwanderung, die in die Hose gehen kann, denn wenn dir am Ende das Gericht sagt, du musst zahlen, zahlst du auch Anwalts- und Gerichtskosten.

Der Witz während des Telefonats war, dass er mich gebeten hat nie mehr etwas bei ihnen zu bestellen, da er auf Kunden wie mich verzichten kann :D.

Am besten erzählst du das einigen Leuten und betonst dabei, sie dürfen es aber auf keinen Fall weiter erzählen. Falls der Betrieb eine Facebook-Seite hat, könntest du dort einen (sehr gut überlegten und formulierten) Kommentar absetzen und umgehend mit Freunden teilen, damit der auch gelesen und geteilt wird.

Wie gesagt, ob der Aufwand den Nutzen rechtfertigt, musst du selbst entscheiden. Ich würde bei der Summe wohl eher einen drauf drinken, mir denken, "so ein Depp" und es gut sein lassen. Grad im Moment denk ich mir, in der Zeit kann ich doppelt so viel Geld verdienen, als ich da rausholen kann (beim einfachen Schreiben einer Rechnnugsminderung) oder, wenn ich nicht arbeite, gehts von meiner, eh knappen, Freizeit weg.

Wenn ich aber in Stänkerlaune bin (ja, würde man mir gar nicht zutrauen, ich weiss :D), sieht das evtl. anders aus. Da gäbe es mindest einen Mailwechsel, den ich dann anschliessend veröffentliche. Und der Vorteil, man kann sowas ja so anonymisieren, dass, wenn man an zwei Stellen postet, mit verschieden geschwärtzen Stellen durchaus den gesammten Inhalt erfassen kann.

Als Beispiel, Wenn ein Autokennzeichen auf einer Seite lautet (** ist die "Schwärzung")

HH ** 12**

und auf einer anderen Seite

HH AB ****

dann reicht auf der dritten Seite ein

** ** **34

und schon findet irgendjemand die komplette AUtonummer raus. Das geht auch mit Mails *g*

Also, erstmal überlegen, wieviel Zeit du investieren willst, dann weisst du, was du machen kannst.

[Klawischnigg]

Hi there,

Jetzt frage ich mich wie ich mit sowas umgehen soll.[...]

Auf alle Fälle nichts überstürzen. Kann sein, daß er wirklich bis Jänner braucht, kann sein, daß er Deine Arbeit nicht mehr braucht. Im ersten Fall musst Du halt noch etwas warten, im zweiten Fall würde ich eine Stornobegühr in Rechnung stellen und die Sache gut sein lassen; Unterschrift hin oder her, wenn er das Programm oder was immer Deine Dienstleistung ist nicht mehr will, dann solltest Du das akzeptieren, nach einer entsprechenden Storno- oder Abschlagszahlung natürlich. Es macht absolut keinen Sinn und idR nur böses Blut, wenn Du auf einen Vertrag bestehst, der zu einer einseitigen Forderung geworden ist. Da verdienen dann letztlich nur die Anwälte.

Im konkreten würde ich den Kunden darauf hinweisen, daß für Dich (aus welchen Gründen auch immer, gut ist es meistens auf Termindruck wegen anderer Projekte hinzuweisen (hat Dein Kunde ja auch gemacht;)) der Jänner absolut letzter Termin ist und daß Du Dich gezwungen siehst, sollte das Projekt auch dann nicht zustande kommen, bei gleichzeitiger Verrechnung einer angemessenen Abschlagszahlung vom Vertrag zurückzutreten...

[Henry]

Im konkreten würde ich den Kunden darauf hinweisen, daß für Dich (aus welchen Gründen auch immer, gut ist es meistens auf Termindruck wegen anderer Projekte hinzuweisen (hat Dein Kunde ja auch gemacht;)) der Jänner absolut letzter Termin ist und daß Du Dich gezwungen siehst, sollte das Projekt auch dann nicht zustande kommen, bei gleichzeitiger Verrechnung einer angemessenen Abschlagszahlung vom Vertrag zurückzutreten...

Wie hoch würdest du diese Abschlagszahlung denn prozentual ansetzen?

[M.]

Mahlzeit,

Wie hoch würdest du diese Abschlagszahlung denn prozentual ansetzen?

Das hängt von deiner Vorleistung ab. Ich würde sagen, irgendwas zwischen 10% und 30%
Rechne deine aufgebrachten Stunden aus, multipliziere mit deinem Stundensatz, füge 19% MwSt. dazu.
Zu dieser Summe addierst du deinen "Ärger-Bonus" und schon hast du eine Summe die du in Prozente umrechnen kannst ;)

[Tabellenkalk]

Hallo,

Ich ärgere mich immer tierisch über sowas.

nicht ärgern, nur wundern!

Gruß
Kalk

[Gunnar Bittersmann]

@@Tabellenkalk:

nuqneH

Ich ärgere mich immer tierisch über sowas.

nicht ärgern, nur wundern!

Und weiter wundern.

Qapla'