Hej Frameworknutzer,
Was @Gunnar Bittersmann wohl meinte: Angular benötigt andere Kenntnisse, die eher in den Bereich Programmierung gehen.
Ja, verstehe! Im Frontend muss man aber schon länger programmieren. Ajax gibt es seit über 10 Jahren und wenn ein Frontender glaubt er käme ohne "richtiges" Programmieren aus dann ist er im falschen Geschäft.
Ach, was ich nicht alles schon für derartige Behauptungen gehört habe: Wer den CMS-Zug verpasst hat, sei raus aus dem Geschäft, wer kein Flash kann, ist raus aus dem Geschäft, wer kein ASP kann ist raus aus dem Geschäft, JavaScript ist tot (mindestens ein dutzend Mal)...
Diese Sprüche sagen höchstens etwas darüber aus, wie derjenige tickt, der sie loslässt.
Wer sagt denn, dass ein Autodesigner Motoren konstruieren können soll, nur weil seit hundert Jahren Autos Motoren haben?
Ich bin ganz froh, dass unterschiedliche Spezialisten an einem Auto arbeiten. Ich würde mich nicht in einen Wagen setzen, der zweihundert fährt und von einem einzelnen Tüftler stammt (ohne zugekaufte Komponenten versteht sich).
Frontend heißt für mich das Entwickeln von Code der im Browser läuft. Der "sichtbare" Teil der WebApp. Oder Webclient, wie mans nennen will. Früher war Frontend noch stark von "Programmieren" und Backend getrennt. Das ist heute nicht mehr so. Deshalb halt ich auch "Angular ist nichts für Frontendentwickler" für falsch. Das ist ein veraltetes Bild des Berufs!
UI-Entwickler ist ein treffender Begriff von @Gunnar Bittersmann. CSS und HTMl haben erst einmal nichts mit Programmierung zu tun, auch SASS nicht.
Dabei ist allein CSS bereits so umfangreich, dass selbst "Stars" wie Lea Verou zugeben, nicht mehr alles im Kopf haben zu können.
Das ganze Wissen muss dann auch noch auf aktuellem Stand gehalten werden und letztendlich will man auch noch das letzte Quentchen aus den Möglichkeiten rausquetschen, um zum Beispiel Änderungen am Backend vermeiden zu können. Alles was man über das Frontend sinnvoll erledigen kann, ist billiger umgesetzt, als das Hinzuziehen eines Backenders.
Allein über "das letzte Quentchen aus CSS rausholen" gibt es ganze Bücher wie zum Beispiel das Buch, aus dem der obige Ausspruch von Lea Verou stammt.
Das ist nicht nur eine andere Denke, ich kenne niemanden, der neben Frontend auch noch (gut) in der Programmierung von Backends ist.
Zum Frontend gehören IMHO viele andere Dinge, die sich prima von der Programmierung trennen lassen und hier bereits benannt wurden. Es ist eben nicht "nur" HTML und CSS (obwohl selbst das schon nur von wenigen beherrscht wird - es gibt schließlich Frameworks, die es einem abnehmen, Dinge verstehen zu müssen - SCNR)
Auch wenn es viele gibt, die von sich behaupten, zusätzlich noch ein As in allen möglichen weiteren Sprachen und Techniken zu sein. Meist verstehen Sie dann alles, was sie angeben zu beherrschen, bestenfalls halb und sie sind froh, wenn ihre komplexen Projekte, zusammengesetzt aus einem Mischmasch an Frontend- und Backend-Techniken irgendwie laufen, weil sie jedes Problem so gelöst haben, wie es am schnellsten ging - nicht wie es konzeptionell am besten gewesen wäre...
Klar hat nicht jeder den vollen Durchblick aber das ist in der heutigen Zeit auch gar nicht mehr möglich.
Man benötigt aber mindestens den Überblick über das was geht und sollte wissen, was wo zu finden ist. Selbst das gelingt heute nur noch, wenn man sich auf etwas spezialisiert. Nur weil man was mit Computern macht, kennt man sich nicht mit den Vor- und Nachteilen aller Betriebssysteme im Detail aus, kann einschätzen, welcher Web-Server für welchen Dienst ideal ist, welche DB die speziellen Anforderungen eines Projektes am besten abdeckt usw.
Im Großen und Ganzen wird jede Anwendung mit fast jeder DB (oder Excel-Dateien), mit jeder Programmiersprache auf jedem Web-Server irgendwie ans laufen zu kriegen sein - dabei können Bootstrap, Angular und weiß nicht was zum Einsatz kommen.
Aber das wird niemals ideal sein - nicht einmal sinnvoll (und auf keinen Fall performant oder gar sicher).
Darum braucht man Datenbanker, SysAdmins (btw: Happy SysAdmin-Day!), Programmierer, Designer und eben Frontender in Projekten, die einen gewissen Qualitätsanspruch haben (auch wenn sie dennoch scheitern können - aber das ist ein anderes Thema).
Und Frontender sind in der Regel keine guten Programmierer. Ein bisschen JS um den Code DRY zu machen (don't repeat yourself), ein bisschen SVG, XML - kommt schon was zusammen.
Aber ich würde niemals eine komplette JavaScript-Anwendung selber programmieren - egal ob Framework oder nicht - es sei denn ich wechsle meinen Beruf. Ja, das ist mMn ein komplett anderes Berufsbild!
Aber ich würde für mich NIE behaupten dass ich irgendwelche Probleme löse "wie es konzeptionell am besten gewesen wäre". Dazu gibt es viel zu viele Einschränkungen. Meine Fähigkeiten, Zeit, Budget, bestehender Code usw.
Gerade weil man aus von dir genannten Gründen Abstriche machen oder Kompromisse eingehen muss, sollte man Leute haben, die ihr Handwerk verstehen.
Schuster bleib bei deinen Leisten!
Leider veraltet unser Wissen schnell. Wer kann schon in allen Techniken am Ball bleiben? Dann kommt man ja nicht mehr zum umsetzen...
Ja. deswegen finde ich eine Anti Framework Haltung auch unangebracht.
Um Anti-Framework ging es mir nicht. Eher um den Unterschied zwischen den einzelnen Fachbereichen, die an dem Aufbau einer Website im Idealfall beteiligt sind.
Ich kann nur zu so was wie Bootstrap Stellung beziehen, von Angular verstehe ich zu wenig.
Natürlich gibt es den Idealfall nicht im echten Leben, aber das ist kein Grund, ihm nicht jeden Tag einen Schritt näher zu kommen!
Marc