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Hallo

Dein Verlangen nach einer kishonschen Geschichte mag verständlich sein, seine Reisen nach Absurdistan waren im besten Sinne des Wortes amüsant. Als beschreibung dessen, was wir als Besucher von Webangeboten erleben (Oder sollte ich besser sagen „erdulden“?), taugt sein Aufbau von Geschichten leider nichts.

Ich finde nur, die Beschreibung dessen, was wir eh alle kennen, ein bisschen dürftig.

Dem kann ich nicht zustimmen. Die Geschichte holt die Art, wie heutzutage Werbung im Internet präsentiert wird, in ein reales Szenario. Eines, in dem wir diese Art der Bewerbung nie und nimmer hinnehmen würden. Diese Gegenüberstellung mag zwar nicht besonders originell sein, „dürftig“ ist sie mMn deshalb nicht.

Den Anfangszustand, der offensichtlich das kritisierte Verhalten selbst vollzog, den du hier ursprünglich vorgestellt hast, habe ich allerdings nicht gesehen. Mir ging es nur um deinen Wunsch nach etwas Ausgefallenerem.

Aber wenn wir schon dabei sind.

Das Problem: so einfach ist es ja nicht. Die ganze Art, wie (kommerzielle) Webseiten heute gemacht sind, bedeuten ja erst mal zusätzlichen Aufwand. Niemand blendet Werbung ein, wenn die nciht nötig wäre. Von irgendwas müssen wir alle ja leben.

Mag sein. Dennoch wird uns als Nutzern etwas vor den Latz geknallt, was viele nicht als angenehm empfinden. Warum sollte ich, wenn ich es als unangenehm empfinde, auf ein solches Angebot eingehen? Es scheint andererseits auf Seiten der Anbieter so überhaupt kein Bewusstsein dafür zu geben, dass die Präsentation der Werbung von vielen als unangenehm empfunden wird und die Werbung (auch deshalb) nur ungenügend wirkt. Anstatt die Konzepte zu überdenken, wird getreu dem Motto „Viel hilft viel!“ noch mehr in alter™ Manier draufgehauen.

Das Ergebnis sind schlecht bis unbenutzbare Seiten. Vom Traffic, den ich als Nutzer zusätzlich zahlen muss, um „Inhalte“, die ich nicht haben will, zu laden und der Gefahr, Schadsoftware über Werbenetzwerke untergeschoben zu bekommen, ganz zu schweigen. Naja, nicht ganz: Bezahlt mir der Anbieter einer Seite, die stark mit Werbung gepflastert ist, den zusätzlichen Traffic, wenn mein Monatsvolumen aufgebraucht ist oder den IT-Service, der mir das von untergeschobener Malware befallene Gerät kostenpflichtig wiederherstellt? Wohl nicht. Warum soll ich mich also damit herumschlagen?

Auch derjenige, der dieses Vorgehen kritisiert hat ja (andere) Mechanismen auf seiner Seite für eine hohe Conversionsrate, die es erschweren an die eigentlichen Inhalte zu kommen. Da hat er sicher viel Arbeit rein gesteckt - auch aus demselben Grund: er muss von irgendwas leben.

Wie gesagt, diesen Zustand habe ich nicht zu Gesicht bekommen.

Wir stecken, weil im Web alles kostenlos sein muss, …

Muss es das tatsächlich? Es gibt seit jeher auch im Web kostenpflichtige Angebote. Deren Reichweite ist gegenüber kostenlosen Angeboten natürlich beschränkt. Das wäre sie aber auch im RL, so ganz ohne Internet.

… in einem Dilemma, dessen tragisches Ausmaß am besten auf journalistischen Seiten deutlich wird. Wir alle wollen hochwertige, freie Berichterstattung, aber Geld wird nur mit Klicks verdient - Hintergründe sind den meisten Menschen zu lang, Dossiers lesen nur die wirklich Interessierten. Davon kann amn nciht leben.

Geld wird nur mit Klicks verdient? Was spricht gegen eine Paywall? Was spricht gegen andere Konzepte (die wir (noch?) nicht kennen)?

Springers Bild behauptet, das Abo-Angebot Bild+ würde gutgehend wachsen, auch, weil der Adblockerblocker das kostenlose aber werbefinanzierte Angebot der eigenen Website von Werbeverweigerern freihält. Den Wahrheitsgehalt vermag ich nicht einzuschätzen. Vermutlich is auch ein gehörig Maß an Propaganda dabei. Es scheint aber funktionierende Konzepte jenseits der Flutung mit Werbung zu geben.

Also was machen? - Hinter einer Paywall verkümmern Angebote in der Bedeutungslosigkeit.

Ja nun. Wo ist das Problem? Die deutsche Medienlandschaft befindet sich dank eines Konzentrationsprozesses in den Händen weniger Anbieter (die wenigen Ausnahmen bestätigen die Regel). Das war aus Sicht der Gesellschaft offensichtlich nicht problematisch, mir ist jedenfalls nicht diesbezügliches zu Ohren und Augen gekommen. Worin besteht nun das Problem, wenn nachgewiesen unwirtschaftliche Medienangebote vom Markt verschwinden?

Warum sollte nicht eine Paywall, hinter der alles, was mehr als Meldung oder ein Anreißer ist, verschwindet, mittlefristig dazu beitragen, dass immer mehr Nutzer bereit sind, für Webangebote zu zahlen? Apple hat es mit iTunes ja für den Musikmarkt vorgemacht. Nutzer sind bereit, Geld auszugeben. Nicht jeder, nicht jeder für alles, nicht für jedes Modell. Na und? Lasst uns schauen, was kommt.

Außer der New York Times kann es sich kaum jemand leisten, Geld für seine Nachrichten zu verlangen. Nicht gerade eine Vielfalt im pluralistischen Sinne und von der Demokratisierung, die sich z. B. ein Stefan Münz mal vom Internet erhofft hat, sehe ich leider nichts und meine sogar eher das Gegenteil auszumachen, angesichts der Meinungsmache durch vorwiegend skrupellose Agitatoren und neuerdings sogar Chatbots, die den Eindruck erwecken, eine Mehrheit sei für Dinge, die tatsächlich nur von einer Minderheit mitgetragen werden - doch die ständige Bearbeitung hinterlässt Spuren...

Hmm, Meinungsmache sehe ich auch in der „offiziellen“ [1] Medienlandschaft. Pluralismus hingegen sehe ich in dieser Medienlandschaft leider viel zu wenig und viel zu selten. In den Zeitungen eines Anbieters wird nicht nur eine Meinung propagiert, es werden auch oft Artikel, die von einer Zeitung verfasst wurden, in allen anderen Zeitungen des selben Anbieters fast wortgleich veröffentlicht. Mit Pluralismus ist es da nicht weit her. Aber ja, wer die Medien, die ihr/ihm liegen, behalten will, muss auch bereit sein, etwas herzugeben, um sie am Leben zu erhalten. Typischerweise ist das Geld.

PS: Was war doch gleich das Thema :-)

… weiß auch nicht mehr so recht. :-)

Tschö, Auge

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Wo wir Mängel selbst aufdecken, kann sich kein Gegner einnisten.
Wolfgang Schneidewind *prust*

  1. „Offiziell“ in Hinsicht auf den Wunsch diverser Medienvertreter die Medien zu sein und niemanden ernsthaft neben sich dulden zu wollen und zu müssen. ↩︎