Hej zusammen,
Marco Zehe hat Grundlegendes zusammengeschrieben: The web accessibility basics
Leider ist es damit aber nicht getan. Ich mag Marco sehr gerne, habe ihn auch hierher eingeladen, weil ich ihn sehr schätze und er ist ja nicht ohne Grund ständig in Sachen Barrierefreiheit unterwegs.
Aber der Artikel von Marco, gibt doch einen recht speziellen Blickwinkel wieder. Was er beschreibt sind die Basics für blinde Menschen.
Er hat keine Probleme mit zu kleinen Schaltflächen, weil er - selbst wenn er einen Tremor hätte (starkes Zittern) - Funktionen mit Tasten auslöst und nicht mit einem Mausklick.
Ihn muss auch roter Text auf grünem Grund nicht stören, denn er wird ihm immer klar und deutlich vorgelesen, während Menschen mit einer Rot-Grün-Schwäche daran verzweifeln. Menüs, die sich nervös ein und ausblenden, wenn man die Maus nicht ruhig genug bewegt? Für Marco ebenfalls kein Problem! Schriftvergößerung, Seitenzoom, angemessene Sprache? Marco ist überdurchschnittlich intelligent und wird niemals zoomen - alles keine Barrieren für ihn, für andere aber durchaus.
Fehlende Audiodeskription? Marco arbeitet ausschließlich über sein Gehör, für ihn muss Audio nicht transskribiert werden...
Darum: solche Listen sind IMMER mit Vorsicht zu genießen und sie reichen niemals, um eine Seite barrierefrei zu bekommen. Nicht einmal die Basics sind für Gehörlose oder Menschen mit motorischen Einschränkungen erfüllt, wenn man alles beachtet, was dieser Artikel beschreibt. Für Blinde wird eine Seite grundsätzlich bedienbar, wenn man sich an das hält, was Marco schreibt. Aber Blinde sind eben auch besonders leicht zu unterstützen. Man kommt nicht in Konflikt mit Designvorgaben (Styleguides, Corporate Design usw) oder vielen anderen Vorgaben aus dem echten Leben.
Provokant gesagt: Blinde brauchen lienearisierbare Texte und für alle Bilder und Videos eine textliche Entsprechung. Darüber hinaus noch eine vernünftige Struktur (Überschriften, Tabellen, Semantik) - also eigentlich nur sauberes, möglichst valides HTML, das bestimmungsgemäß eingesetzt wird und sonst gar nichts!
Für Menschen mit Lese-Rechtschreibschwäche, Konzentrationsschwierigkeiten, photosensitiver Epilepsie (die Liste lässt sich fast beliebig fortsetzen) hätte man mit den im Artikel von Marco beschriebenen Maßnahmen nichts oder nicht viel getan. Außer: sauberes HTML ist immer eine gute Grundlage für die eigentliche Arbeit, die danach aber erst beginnt.
Die WCAG sind nicht umsonst so umfangreich. Es führt halt kein Weg um sie herum. Alles andere kann bestenfalls einen ersten Einstieg erleichtern - womit solche Artikel ihre Daseinsberechtigung haben, denn die WCAG sind schon aufgrund ihres Umfanges für viele Menschen abschreckend. Wenn man Barrierefreiheit aber erst einmal beherrscht und von Beginn an in einem Projekt berücksichtigt, ist der Aufwand in der Umsetzung durchaus überschaubar. Für die meisten Seiten reicht einem erfahrenen, ohnehin sauber codendem Entwickler ein zusätzlicher Aufwand von etwa 10%.
Übrigens hat Marco in seinem Blog nicht viele Anpassungen gemacht. Standard-Wordpress mit Standard-Theme. Das ist schon ein Großteil der Miete!
Marc