Hallo Martin,
ein Nachtrag. Ich habe mich am Wochenende etwas belesen, auch ein paar Normen überflogen und ein paar Leute gefragt, wie sie das sehen. Darunter jemanden, den wir „Normen-Papst“ nennen, da er (wie auch immer er das macht) einen erstaunlich guten Überblick über die ganze Normungsgeschichte behält.
Es ist wohl so, dass die von mir genannte Einteilung das babylonische Sprachwirrwarr (auf einfachster bzw. oberster Ebene) beseitigen soll, dies aber bis jetzt noch nicht offiziell oder flächendeckend eingeführt ist. Seit mindestens Anfang der 80er Jahre kommt diese Definition wohl ständig in Normungsausschüssen auf den Tisch. Wie man sieht mit eher mäßigem Erfolg. Es scheint aber einigermaßen Konsenz zu herrschen, dass es entweder diese allgemeine Definition werden wird oder keine.
„Umsetzung“ ist auch tatsächlich ein häufig genutzter Begriff in diesem Zusammenhang, auch wenn er nicht wörtlich, sondern viel allgemeiner aufzufassen sei. Die Frage zur Klassifikation lautet also „Warum gibt es dieses Ding? Hat die Zielsetzung dieses Dings am ehesten etwas mit Energie, Information oder Stoffen zu tun?“ oder so ähnlich.
Keine allgemeine Definition dafür zu haben ist aber auch keine Option, auch wenn einige - von der Diskussion genervt - mittlerweile dafür plädieren. Ich ging bisher davon aus, dass es eigentlich egal ist, wie man etwas nennt. Man muss nur wissen in welchem Zusammenhang was gemeint ist. Klar, im schlimmsten Fall muss man ständig umdenken und die Fehlerwahrscheinlichkeit steigt, aber das ist nicht Problem der Norm, sondern des Verwenders. Es gibt dabei aber tatsächlich ein (im Alltag wohl sogar relativ großes) Problem, dass Du schon angesprochen hast: Je nach Begriff unterscheidet sich bspw., welche Norm überhaupt anzuwenden ist. Und das kann tatsächlich einen großen Unterschied machen. Und das nicht nur für den Hersteller, sondern für jeden. Niemand möchte zu Hause eine Küchenmaschine [1] stehen habe, die nach einer Norm für Geräte getestet wurde, obwohl es sich dabei um einen Apparat handelt und mit der ich dann vielleicht sicher kommunizieren könnte, mir dabei zeitgleich aber die Messer um die Ohren fliegen.
Wie Du auch schon sagtest, widersprechen sich viele Normen auch gegenseitig oder es gibt sogar innerhalb einer Norm verschiedene Definitionen. 2006/42/EG hat bspw. zwei übergeordnete Definitionen, von denen sich Hersteller die jeweils für sie günstigere aussuchen können. Von den unzähligen „Unterdefinitionen“ natürlich ganz zu schweigen.
Ja, die EMV-Normen haben teils eigenartige Einteilungen. Die elektrische Sicherheit aber auch. Da gilt ein Schaltnetzteil beispielsweise als Einrichtung der Informationstechnik und fällt daher in den Anwendungsbereich der EN 60950-1!
Genau sowas sind dann wohl tatsächlich solche praxisrelevanten Probleme… *kopfschüttel*
Gruß
Dennis
Nur Interessehalber: Gibt es eine Möglichkeit, nur einen Wortteil kursiv zu schreiben? Küchen_maschine_ ↩︎