Anlässlich des bevorstehenden Blue Beanie Day (Was’n das?) hat Jeffrey Zeldman einen unbedingt lesenswerten Artikel geschrieben:
This year more than ever, Blue Beanie Day matters
Darin beschreibt er gegenwärtige Fehlentwicklungen in der Webbranche und das Problem, das „Frameworkistas“ dabei darstellen.
Einen Auszug hab ich mal übersetzt:
Das Problem an diesem Top-down-Ansatz ist dreischichtig:
Erstens: Viele junge Entwickler bauen mächtige Portfolios mit Werkzeugen, deren Wirkung und Auswirkungen sie womöglich nicht verstehen und überschauen. Die Resultate davon sind nicht unbedingt benutzbar für alle Nutzer und auf verschiedenen Geräten – und die Entwickler wissen das gar nicht. Vielleicht wissen sie es auch und schauen unter die Haube und beheben das. (Die Resultate sind womöglich auch sehr langsam und überladen, und die Entwickler wissen auch hier nicht, wie das zu beheben wäre.) Die beeindruckenden Portfolios dieser Entwickler unbenutzbarer Websites führen dazu, dass sie eingestellt und in Führungspositionen gehoben werden, wo sie anderen Entwicklern beibringen, Frameworks zu verwenden und damit beeindruckende, aber unbenutzbare Webseiten zu erstellen.
Nur Entwickler, die inklusives Design und Barrierefreiheit verstehen und wertschätzen und die in der Lage sind, ihren eigenen Code zu schreiben, nehmen die Mühen auf sich, die ebenso spannenden wie bahnbrechenden neuen Standards (wie CSS Grid Layout) zu erlernen, mit denen es möglich wird, schlanke, benutzbare, barrierefreie, zukunftskompatible, zukunftsweisende Webseiten zu bauen. Immer weniger Entwickler tun das.
Zweitens: Da Unternehmen auf ihre Senior-Entwickler bauen, die bestimmen, was für Webanwendungen und auf welche Art diese gebaut werden; da Web-Standard-basierte Ansätze aus dem Gedächtnis verschwinden und Frameworks sich im Universum breitmachen, werden in immer mehr Organisationen Framework- und JavaScript-orientierte Entwickler den Ton angeben.
Drittens, und als Folge der ersten beiden Punkte: Jeden Tag werden mehr und mehr Webanwendungen entwickelt, die schlichtweg unbenutzbar sind – nicht benutzbar für Menschen mit Beeinträchtigungen (oder mit dem „falschen“ Telefon oder Browser oder Gerät). Und das wird noch weiter zunehmen, wenn Webstandard-orientierte Entwickler in Rente gehen oder herausgedrängt werden und durch Frameworkistas ersetzt werden.
Ich hoffe, dass noch genügend Entwickler da sind, um sich dem entgegenzusetzen. Und dass die, die sich am 30. November eine blaue Mütze aufsetzen, das nicht tun, weil es hip ist, sondern dass die das denn auch wirklich ernst meinen.
LLAP 🖖
“I love to go to JS conferences to speak about how to avoid using JavaScript. Please learn CSS & HTML to reduce your JS code bloat.” —Estelle Weyl