Jörg Reinholz, Kassel: Feindbild "Datenschutzfaschisten"

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Lieber Kay,

als Werbetreibender mag es Deinen Interessen zu wider sein, wenn potentielle Käufer sich hinter Adblockern und No-Tracking-Headern verstecken und, wie auch ich, teilweise sehr viel radikalere Möglichkeiten nutzen um bei Bedarf unerkannt und unbelästigt zu surfen.

Aber mir ist es wichtig und es interessiert mich sehr wohl, dass ich, wenn z.B. ein gewisser Händler, der sich als Spediteur ausgibt, auf die Feststellung hin, dass ich ein Produkt offenbar wiederholt benötige und es wiederholt bei ihm kaufe, höhere Preise macht als anderen Kunden. Oder mir dauernd Produkte aufdrängt, die ich gar nicht mehr brauche, weil ich sie schon habe.

Ich will auch aus anderen Gründen sehr oft nicht, dass jeder "Datensammelwütige" auf dieser Welt weiß oder wissen kann, was ich im Web so treibe. Ich nehme ein in der Verfassung garantiertes, bürgerliches Grundrecht wahr wenn ich mich aus frei zugänglichen Quellen informiere ohne dafür mit meinen Daten zu bezahlen.

Und es sind meine Daten. Mir ist es ziemlich egal, ob die Datensammler ob meiner Methoden sauer sind. Ich halte meine Daten bei Bedarf eben fest. Aber mich und andere deshalb "Datenschutzfaschisten" zu nennen ist, mit allem Verlaub, etwas mehr als nur eine Stilblüte.

Soll ich mit "Datensammelwutfaschist" antworten oder was willst Du hören? Immerhin willst Du mir ja das Recht absprechen, über die Verbreitung meiner Daten wenigstens in einem gewissen Maße selbst zu bestimmen. Just die von Dir beabsichtigte Entrechtung durch die Anwendung des Mittels der "feindseligen Herabwürdigung" - verbunden mit der Schaffung eines Feindbildes (s. Gloria Beck, "Verbotene Rhetorik" (Piper-Verlag ISBN 978-3-492-25002-3, erste Auflage 2010, Kapitel "Feindbildtechnik", Seiten 145 ff) ist:

"faschistoid" und moralisch sehr bedenklich.

Diesmal mit Absicht und Bedacht unter meinem Name und mit meiner Adresse:

Jörg Reinholz
Hafenstraße 67
34125 Kassel
www.fastix.org