Karl Heinz: Welchen Linux Desktop würdet Ihr für Touchscreens verwenden?

Hallo,

ich nutze seit mittlerweile mehreren Jahren Linux Mint in Verbindung mit Cinnamon und bin damit sehr zufrieden.

Neben meinem Desktop PC habe ich mir kürzlich einen Convertible Laptop mit Touchscreen zugelegt, bei welchem man die Tastatur um 360 Grad nach hinten weg klappen kann.

Mint bzw. Cinnamon läuft auf diesem Gerät tadellos, es ist allerdings so, dass Cinnamon nicht unbedingt der optimale Desktop für Touch ist. Aus diesem Grund bin ich auf der Suche nach einer Linux Desktop Umgebung die Touch möglichst optimal unterstützt. Nach ein wenig Recherche ist meine Meinung bezogen auf Touch für die Desktop Umgebungen wie folgt, es wäre prima wenn Ihr mir sagt ob Ihr mit meiner Meinung übereinstimmt:

Meine/Eure Meinung (Desktop Eignung bezogen auf Touch)

Cinnamon: Wenig geeignet, es handelt sich um einen Fork von Gnome 2. Sicherlich fließen auch Gnome3 Konzepte ein dennoch bin ich der Meinung das Cinnamon alles andere als das optimale für Touch ist. Weil ich hiermit ständig arbeite kann ich das auch auf meiner Erfahrung bestätigen.

Mate: Wenig geeignet, ähnlich wie bei Cinnamon handelt es sich um einen Fork von Gnome2, wobei hier, im Gegensatz zu Cinnamon, keinerlei Gnome3 Konzepte einfließen. Man versucht das klassische Gnome2 Konzept weiterzuentwickeln und das ist ja alles andere als Touch freundlich.

XFCE: XFCE ist zwar hinter KDE die am zweit meisten genutzte Desktop Umgebung, ob diese sich nun für den Touch Einsatz eignet oder nicht kann ich allerdings nicht sagen, da ich keinerlei Erfahrung mit XFCE habe. Ich würde mal vermuten das der schlanke Desktop XFCE und Touch nicht zusammenpassen. Eine Desktop Umgebung die eine gute Touch Unterstützung hat wird vermutlich keine schlanke Desktop Umgebung sein?

Unity: Tendenziell eine Desktop Umgebung die sich sehr gut für Touch eignen könnte. Was mich allerdings stört ist das Canonical die Entwicklung eingestellt hat und das die Entwicklung nun von der UBports-Community (die auch die Entwicklung von Ubuntu Touch übernommen hat) weiter vorangetrieben wird. Denkt Ihr Unity hat unter diesen Umständen überhaupt noch eine Zukunft? Wenn ja, wäre das eine interessante Alternative für Touch-Displays? Ich denke schon.

Gnome3: Mein persönlicher Favorit für Touch. So wie ich das sehe zusammen mit Unity wohl die Desktop Umgebung die den modernsten Weg geht und diesbezüglich wohl auch am besten zu Touch passt. Übrigens, der Favoriten Desktop von Linux Torvalds ist Gnome3 :-). Linus verwendet allerdings am liebsten das auf Red Hat basierende Fedora. Irgendwie habe ich eine Abneigung bezogen auf die Pakektverwltung rpm, ich mag viel lieber deb :-).

KDE: Der Platzhirsch mit der größten Verbreitung. Hiermit habe ich keinerlei Erfahrung. KDE scheint allerdings ziemlich mächtig und Ressourcen hungrig zu sein. So wie ich das sehe ist KDE so flexibel, dass hier ohne weiteres eine Anpassung an Touch möglich wäre. Ich tendiere bezogen auf Touch allerdings eher zu Gnome3 oder Unity, weil die von Haus aus bereits besser zu Touch passen. Bei KDE wäre das wohl etwas umständlicher, außerdem stört mich der hohe Ressourcenverbrauch.

Gnome3 mit Mint oder Ubuntu?

Nehmen wir an ich entscheide mich für meinen aktuellen Touch Favoriten Gnome3. Leider wird Linux Mint nicht in einer Variante mit Gnome3 Desktop angeboten. Ich habe nun zwei Möglichkeiten um Gnome3 dennoch zu nutzen:

  • Gnome3 händisch in Mint installieren
  • Auf eine andere Distribution ausweichen, welche eine Gnome3 Variante zur Verfügung stellt.

Ich bin mir etwas unsicher für welche der beiden Möglichkeiten ich mich entscheiden sollte. Im Wikipedia Artikel von Mint steht folgendes:

Alle anderen Desktop-Umgebungen lassen sich in beiden Ausgaben von Linux Mint immer auch mittels Paketverwaltung nachträglich installieren, dann allerdings ohne ausgefeilte Vorkonfiguration.

Kann mir einer sagen was in diesem Kontext mit „ausgefeilte Vorkonfiguration“ gemeint ist?

Nehmen wir an ich installiere Gnome3 auf einem Mint-System, dann fehlt mir diese „ausgefeilte Vorkonfiguration“, das ist doch dann ein Nachteil oder? Dann wäre es doch eigentlich der bessere Weg eine Linux Distribution zu verwenden, die eine Gnome3 Variante anbietet (z.B. Ubuntu), dass hätte dann den Vorteil, dass ich zum einen meinen Wunschdesktop Gnome3 verwenden könnte und zum anderen eine „ausgefeilte Vorkonfiguration“ zur Verfügung hätte, was auch immer mit „ausgefeilte Vorkonfiguration“ gemeint ist? In diesem Kontext die Frage für welche der beiden oben genannten Möglichkeiten ich mich entscheiden sollte?

Viele Grüße

--
"Die Deutsche Rechtschreibung ist Freeware, sprich, du kannst sie kostenlos nutzen. Allerdings ist sie nicht Open Source, d.h. du darfst sie nicht verändern oder in veränderter Form veröffentlichen."
  1. Kann mir einer sagen was in diesem Kontext mit „ausgefeilte Vorkonfiguration“ gemeint ist?

    Paketzusammenstellungen via Metapaketen wie ubuntu-gnome-desktop, ubuntu-mate-desktop, ubuntu-unity-desktop :: alle auch mit "-minimal") und "Branding". Also die "Abstimmung" des ganzen bunten Zeugs (Grafiken, Schriften, Fensterdekorationen, Anmeldebildschirm, Fenstermanger, Komposer…) bis herunter zu plymouth, grub2 und der initrd (in dem Zusammenhang mal als "Booten mit Grafik" bezeichnet).

    Dazu kommen dann noch diverse Mikrodienste und Programme die in der Sitzung automatisch gestartet werden. Dazu Zeug wie fuse, gvfs, gigolo und dessen Subprogramme für smbfs/cifs, sshfs, e.t.c. - welches ja mit dem Dateimanager "können" muss, den das Desktop-Bundle verwendet. KDE hat dann noch dieses merkwürdige Akonadi für dessen PIM (Kmail, Kontakt).

    Deine übrigen Fragen an sich betreffen überwiegend persönliche Präferenzen. Die kann man kaum beantworten. Aber für die Frage nach "unity oder gnome" hab ich (m)eine Faustregel für Dich: "Je kleiner das Gerät um so mehr unity." Au einem 10-Zöller mit SVGA willst Du wohl eher kein Gnome. Auf einem 27-Zöller mit "4K" wohl eher kein Unity...

    Nehmen wir an ich installiere Gnome3 auf einem Mint-System, dann fehlt mir diese „ausgefeilte Vorkonfiguration“, das ist doch dann ein Nachteil oder?

    Da fehlt das "ausgefeilt". Die Vorkonfiguration kann Dir durchaus genügen weil Du womöglich selbst so Deine Vorstellungen dazu hast, was wohl "ausgefeilt" sei.

    1. @@ursus,

      Auf einem 10-Zöller mit SVGA willst Du wohl eher kein Gnome. Auf einem 27-Zöller mit "4K" wohl eher kein Unity…

      Was würdest du bei einem 14-Zöller empfehlen, Unity oder Gnome?

      1. Auf einem 10-Zöller mit SVGA willst Du wohl eher kein Gnome. Auf einem 27-Zöller mit "4K" wohl eher kein Unity…

        Was würdest du bei einem 14-Zöller empfehlen, Unity oder Gnome?

        Bei 14 Zoll? Das ist für mich nah an der ultimativen 12,5-Zoll-Grenze, muss man für sich selbst herausfinden.

        Installiere zum normalen Ubunto (mit gnome) einfach das Paket "ubuntu-unity-desktop" und schmeiß, wenn Du Dir sicher bist, mit

        sudo apt -y purge ubuntu-unity-desktop && sudo apt -y autoremove && sudo apt --reinstall install ubuntu-gnome-desktop
        

        oder eben

        sudo apt -y purge ubuntu-gnome-desktop && sudo apt -y autoremove && sudo apt --reinstall install ubuntu-unity-desktop
        

        den falschen wieder runter.

        Bis dahin kannst Du den Desktop beim Anmelden auswählen.

        1. @@ursus,

          Bei 14 Zoll? Das ist für mich nah an der ultimativen 12,5-Zoll-Grenze…

          Was ist an der 12,5 Zoll Grenze so ultimativ?

          1. Was ist an der 12,5 Zoll Grenze so ultimativ?

            Der Platz. Unitys Stärke ist der vergleichbar geringe Platzverbrauch. Das ist aber zugleich auch eine Schwäche. Es zeigt halt weniger Zeug an.

            Man kann zwar den DPI-Wert so einstellen, dass alles hübsch klein ist - und was anderes nehmen - aber ich z.B. brauche dann eine Brille in der Stärke eines Teleskops.

        2. @@ursus,

          Installiere zum normalen Ubunto (mit gnome) einfach das Paket "ubuntu-unity-desktop"

          Ich spreche die ganze Zeit von Unity 8, was laut der Entwickler Community ubports beim Desktop noch Experimental ist? Steht so zumindest beim Downloadlink beim Desktop bei ubports.

          Wenn ich das richtig verstanden habe wird Unity 8 bei Smartphones nicht als Unity 8 bezeichnet sondern als Ubuntu Touch, das geht zumindest aus den Downloadlinks bei ubports so hervor. Liege ich da richtig?

          Sprichst du wie ich von Unity 8 oder von Unity 7.

          1. @@ursus,

            Installiere zum normalen Ubunto (mit gnome) einfach das Paket "ubuntu-unity-desktop"

            Ich spreche die ganze Zeit von Unity 8, was laut der Entwickler Community ubports beim Desktop noch Experimental ist? Steht so zumindest beim Downloadlink beim Desktop bei ubports.

            Da steht

            "However, you can install a development preview on Ubuntu 16.04 and 18.04 to explore the current status."

            Das würde ich an Deiner Stelle NICHT auf einem produktiv eingesetztem Gerät installieren. Eine "development preview" ist für Personen, die schon mal dafür entwickeln oder damit testen wollen - oder das Ganze so sehen, wie ein Modelleisenbahner sein Spielzeug.

            Wenn ich das richtig verstanden habe wird Unity 8 bei Smartphones nicht als Unity 8 bezeichnet sondern als Ubuntu Touch, das geht zumindest aus den Downloadlinks bei ubports so hervor. Liege ich da richtig?

            Offenbar.

            Sprichst du wie ich von Unity 8 oder von Unity 7.

            Ich spreche von einem Desktop, der speziell für kleine Bildschirme entwickelt wurde. Bei Ubuntu 18.04 ist das Metapaket "ubuntu-unity-desktop" verfügbar. Das damit zu installierende Paket "unity" hat die Version 7.5.

            Tipp:

            Wenn Du ein schlankes System haben willst, installiere erst einen Ubuntu-Server (ohne Desktop!), dann erst mal nur das Paket unity und dessen Abhängigkeiten.

            Danach treffe Deine Softwareauswahl.

            1. @@ursus,

              Ich spreche von einem Desktop, der speziell für kleine Bildschirme entwickelt wurde. Bei Ubuntu 18.04 ist das Metapaket "ubuntu-unity-desktop" verfügbar. Das damit zu installierende Paket "unity" hat die Version 7.5.

              So richtig gut auf Touch scheint allerdings erst Unity 8 ausgerichtet zu sein und das ist noch Beta 😟.

              Unity 7.x hingegen ist doch tot!

              In diesem Artikel:

              https://wiki.ubuntuusers.de/Unity/

              steht folgendes:

              Mittlerweile gab Canonical im April 2017 bekannt, dass das bisherige Unity 7 sowie das bislang unveröffentlichte Unity 8, welches auf den zugleich eingestellten Ubuntu Phones bereits eingesetzt wurde, eingestellt wird. Unity 7 soll jedoch ohne weitere Entwicklung weiterhin nachinstallierbar sein, wohingegen Unity 8 von der UBports Community weiterentwickelt werden wird. Das aus programmiertechnischer Sicht völlig überalterte und schwer am Leben zu erhaltende Unity 7 wird voraussichtlich nicht mehr gepflegt und langfristig von Unity 8 ersetzt.

              Es macht doch keinen Sinn einen Desktop zu verwenden der völlig überaltert ist und nicht mehr gepflegt wird. Dann lieber warten bis Unity 8 aus der Beta raus ist.

              1. Es macht doch keinen Sinn einen Desktop zu verwenden der völlig überaltert ist und nicht mehr gepflegt wird.

                Naja. Das eine (8) ist laut Vorankündigung experimentell, also "kaputt" und das andere(7.5) wird nicht mehr weiter entwickelt (Ich gehe aber davon aus, dass es Sicherheitsupdates bekommt).

                Dann lieber warten bis Unity 8 aus der Beta raus ist.

                Könnte man so sehen. Allerdings ist da das Problem mit kleinen Bildschirmen, welches sich zwar in alternativem Desktops durchaus beheben lässt, dann aber Zeit und Fachwissen im Umfang eines ziemlich dicken Buches verlangt.

                Im Übrigen hat ich Unity schon immer weitgehend auf Gnome gestützt, es wurden und werden also Gnome-Programme (und -Tools) installiert und genutzt. Insoweit liegt die Sache mit der Weiterentwicklung insbesondere von Tools an anderer Stelle.