marctrix: Der Lesetip zum Wochenende

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Hej Klawischnigg,

Kein Kunde bezahlt für Barrierefreiheit (ausser es handelt sich um eine Seite, wo er das muss)

Es wäre deine Aufgabe, deine Kunden dafür zu sensibilisieren.

Ja, hab ich versucht, aber mein Engagement ist da endenwollend.

Es geht darum einen vernünftigen Kompromiss zu finden.

Andere müssen mit dem Mindestlohn auskommen. Daher denke ich immer, ich kann auch mal was machen, ohne es zu berechnen, weil dann das Leben anderer ein kleines bisschen besser wird. Das Leben von Menschen, die zur Mehrzahl schwerer schuften für ihr Geld.

Ich habe in meinem Leben viel Glück gehabt und schaue nicht nur zu den wenigen, denen es noch besser geht. Das macht mich nicht froh. Im Gegenteil. Dagegen ist mir fast ununterbrochen bewusst, dass selbst ein HartzIV-Empfänger zu den 10 einkommensstärksten Prozent weltweit gehört. Ich gehöre vermutlich zu den wohlhabendsten 4 oder 5 Prozent.

Dann fällt es mir leicht, eine Webseite besser zu machen und das auch nicht auf die Rechnung zu schreiben.

Trotzdem kommen dabei keine perfekten Webseiten zustande. Denn wie du richtig sagst, haben Kunden mitunter Wünsche, für die es keine barrierefreie Lösungen gibt („Ich hab da mal was gesehen…“) - dafür eine komplexe bestehende Lösung umzubauen, dauert mindestens mehrere Stunden. Kann man auch mal umsonst machen, wenn es eine realistische Chance gibt, das öfters wiederzuverwenden.

Wenn bestehende Lösungen den Umbau ausschließen oder es effizienter wäre, eine eigene Lösung zu entwickeln, ist das oft zu aufwändig.

Natürlich kann ich von keinem verlangen, ähnlich zu agieren, wie ich das mache. Allerdings kann ich berichten, dass es ein gutes Gefühl, etwas herzustellen, unter das man gerne seinen Namen setzt.

Manchmal gelingt das und an den anderen Tagen entstehen Werke, für die man sich zumindest nicht schämen muss!

Meine Kunden wollen nicht sensibilisiert werden (in Wahrheit will das vermutlich niemand), die wollen einfach ihre komischen Vorstellungen im Internet sehen.

Wenn das ohne (großen) Aufwand möglich ist: mach es einfach barrierefrei. Es kann auch auf der Rechnung erscheinen (muss ja nicht ausgewiesen sein, du weist ja auch nicht „responsiv“ als eigenen Posten aus, das berücksichtigst du einfach bei der Auswahl von Techniken für die Umsetzung und der Aufwand ist in den meisten Fällen kaum bezifferbar oder gar rauszurechnen).

Genauso wenn ich sage, was ist mit denen, die kein Javascript aufgedreht haben - interessiert auch keinen.

Ich gehe bei einer kompletten Neuentwicklung so vor, dass ich zuerst mein HTML schreibe, dann mein CSS und dann ggfs. noch JS und weiteres CSS dazuschreibe. Wenn irgendwas fehlt, funktioniert es immer noch.

Leider habe ich nur noch selten die Chance, etwas komplett von Beginn an zu entwicklen. Meist geht es um WP-Seiten, obwohl die Kunden hinterher ihren Content so gut wie nie aktuelle halten, geschweige denn „managen“…

Was in den letzten zwei Jahren wirklich angekommen ist, daß eine nicht-responsive Seite am besten gleich gar nicht erstellt wird.

mobile first ist das Zauberwort, wenn es darum geht, responsiv ohne nennenswerten Mehraufwand zu entwicklen - wobei ich nicht als Besserwisser rüberkommen will. Ich denke, das weißt du selber.

Und keine Barrieren einzubauen, kostet nichts.

Wenn's so einfach wäre wie es sich anhört. Das Problem ist, daß viele Kunden im Netz irgendeinen Schnickschnack aufschnappen, den sie auf ihrer unglaublich wichtigen Seite unbedingt auch implementiert haben wollen, und der ist meist nicht nur nicht barrierefrei sondern der schafft Barrieren von der Höhe der großen Mauer aus diesem Games of Thrones-Quatsch…

Manchmal (nicht immer) kann man mit ganz, ganz wenig Aufwand ein Hintertürchen einbauen…

Marc