Indianerversteher: Unbedingte Empfehlung: Wieso es keinen Rechtsruck gibt

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Es gibt keinen Rechtsruck, klassisch rechte Positionen sind nicht weiter verbreitet als in der Vergangenheit. Rechte Parteien profitieren aber davon, dass sie als Gegenpol zu den rasanten gesellschaftlichen Veränderungen gesehen werden, mit denen ein großer Teil der Bevölkerung im Kern überfordert ist und sich deshalb ihre liebgewonnene Normalität zurückwünschen.

Klingt als wäre das eine gute Zusammenfassung.

Wenn da nicht das ebenso akademische wie krass zu einfache "rasanten gesellschaftlichen Veränderungen … mit denen ein großer Teil der Bevölkerung im Kern überfordert ist" wäre. Irgend wie gehört da auch hinein, dass "ein großer Teil der Bevölkerung" nicht nur "rasanten gesellschaftlichen Veränderungen" gegenüber kritisch ist, sondern auch einen ganz realen und höchst nachteiligen sozialen Wandel, insbesondere den (empfunden: totalen) Verlust früherer sozialer Sicherheiten erlebt.

So hätte, um das Erstarken rechtspopulistischer Ideen dem "Wir schaffen das." auch etwas folgen müssen, was aufzeigt, dass unter den unzweifelhaft folgenden Lasten (auch für die Sozialkassen) nicht nur diejenigen besonders leiden werden, deren Einkommen "unter dem Median" liegt und denen klar wurde, dass sie nun auch noch mit den Zuwanderern um Wohnungen und (prekäre) Jobs in der "Dienstleistungsgesellschaft" konkurrieren und - über die Sozialkassenbeiträge - "die ganze Chose auch noch bezahlen". Schlimm ist, dass das Problem der Politik bekannt ist - aber einfach nichts geschieht weil dank des verbreiteten Lobbyismus dort gefühlt nur die "oberen zehntausend" Gehör finden und diese also nicht an den Kosten dieses "Wir schaffen das!" beteiligt werden - sondern durch die stärkere Konkurrenz an Arbeitsmarkt noch mehr Facharbeiter zu Hilfsarbeiterlöhnen beschäftigen und zu unbezahlten Überstunden zwingen können. Also im Gegensatz zur Bevölkerungsmehrheit und sogar erheblich profitieren.

"gesellschaftlichen Veränderungen"

Gegen Gleichberechtigung hat z.B. gerade in Osten kaum keiner was - die gab es dort formal schon viel länger! Aber das parallel zu den ungelösten, durch Globalisierung und Rückbau der sozialen Marktwirtschaft entstehenden, individuellen Problemen dann noch von einigen hyperaktiven Geistern hanebüchene Veränderungen wie das berühmte dritte Klo in den Schulen vorgeschlagen wurde (bei denen, verdammt, erst mal die Dächer und Fenster dicht sein sollten) oder dass solche "Professorixe" sich umfassend und belehrend Gedanken um die sprachliche Geschlechterdarstellung machen - während KEINER die ECHTEN Probleme der "unteren" 60 Millionen Bürger wirklich angeht - dürfte viele in die Fänge der Rechtspopulisten und -radikalen getrieben haben.

Das die Rechtspopulisten und -radikalen auch keine Lösung der Probleme anbieten ist - bei einer Protestwahl oder auch bei einem "da stelle ich mal mit hin, weil die ja auch dagegen sind" - individuell irrelevant. Relevant für uns alle wird es aber, weil diese Dummenfänger von AfD, Pegida und Co. dadurch erst Zuhörer und dann womöglich Macht erhalten.