Hej Christian,
Nein, das denke ich nicht. Ich bezog mich ja explizit auf den Punkt, mit dem er behauptet, man würde Kapitalverbrechen nicht mehr melden dürfen weil man sonst denunzieren würde. Ich denke nicht, dass ich sinnentstellend zitiert habe.
Insofern ist sein Argument auch schlüssig. Wenn jemandem, der eine Kleinigkeit falsch macht keine kleine Strafe drohen darf, darf einem, der etwas schlimmes macht auch keine schlimme Straf drohen.
Nein, das ist nicht schlüssig, sondern eine Übertreibung oder von mir aus auch Zuspitzung. Das Leben ist nicht schwarz oder weiß, sondern es beinhaltet eine Menge Graustufen. Dass man kleine Vergehen im Einzelfall lieber ohne Behörden handhabt heisst nicht, dass es nicht richtig ist den Wiederholungsfall oder schwere Vergehen zur Anzeige zu bringen.
Mir scheint, du legst jetzt die Pingeligkeit an den Tag, die Du Auge und mir vorwirfst, aber das mag täuschen.
Was anderes (und ich hoffe, das macht den Fall dann doch wieder interessant): darf/ muss man jedes schwere Vergehen zur Anzeige bringen? Meine Urgroßmutter hat einen Bankräuber anhand seiner Art sich zu bewegen sofort in einer Videoaufzeichnung erkannt. Der hatte kurz nach dem Krieg sich so den Grundstein für ein Eigenheim gelegt. Es wurde niemand verletzt, die Summe war vergleichsweise bescheiden, die Urgroßmutter kannte den Mann und gönnte es ihm aufgrund seiner persönlichen Geschichte.
Eine echte Einzelfall-Betrachtung, die allerdings sie anstelle eines Gerichtes vorgenommen hat.
Bei dem Bankraub gab es keine Verletzten (es ist fraglich, ob der Räuber überhaupt eine funktionsfähige Waffe hatte).
Hat sie richtig gehandelt oder falsch. Ab wann ist etwas eine große Straftat?
Wer entscheidet das für wen? Ich meine jeder sollte das für sich selber und nur mit seinem Gewissen entscheiden. Und wie wir bereits vorher festgestellt haben, sind unterschiedliche Standpunkte durchaus zulässig.
Als jemand, der erwägt, ob und wie er möglichst sparsam mit seinen Daten umgehen kann, ist es schon eine sehr unangenehme Geschichte, wenn Daten, von denen ich das nicht auch noch gerade in einem Umfeld veröffentlicht werden, wo ich die nicht veröffentlich sehen will. Da wo man sich in seinem persönlich-individuellem Recht besonders stark betroffen fühlt (das muss nicht einmal rational nachvollziehbar sein), reagiert man eher. Bei etwas anderem (absichtlich oder fahrlässig herbeigeführte Kratzer im Lack des eigenen Autos) oder wenn einem Liebhaber von Gartenzwergen tatsächlich seine Sammlung mutwillig zerstört wird, würde ich wohl eher mit einem Achselzucken reagieren.
Finanzielle/ materielle Schäden sind für mich persönlich generell weniger aufregend.
Moralische Betrachtungen sind unscharf.
Yep.
Aber Auge bezog sich ja explizit auch auf die anderen hier im Thread, unter anderem fühlte ich mich angesprochen (angesprochen, nicht angegriffen). Denn auch ich hatte von „anschwärzen“ gesprochen.
Ah - siehst du? Das belegt meine These von oben also. 😉
Da steckt also Deine Persönlichkeit drin und etwas, wo du drauf reagierst. 😂
Marc
PS: Als schwere Straftaten galt es mal, Juden zu verstecken, Homosexuell zu sein, Menschen aus anderen Kulturen zu lieben — muss das alles angezeigt werden, weil es "schwere" Straftaten sind? - Darf ich jemanden nicht anzeigen, der mich zugeparkt hat, weil ich ein Taxi rufen, darauf warten muss und dadurch die Geburt meines einzigen Kindes verpasse, weil es eine kleine Ordnungswidrigkeit war?
Lass mal den Leuten ihr eigenes, emotionales Rechtsgefühl. Für die rationale Einzelfallbewertung sind zurecht diejenigen zuständig, die als Unbeteiligte nicht emotional betroffen sind…
Mein Bedürfnis in Bezug auf Datenschutz ist offensichtlich höher als Deines. Die Frage ist: kannst du damit leben? 😉
Ceterum censeo Google esse delendam