Rolf B: Beirut: Wie helfen, wenn Menschen in Not sind ...

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Hallo Linuchs,

Die Fischer haben dann Vertriebs-Genossenschaften gegründet. Klartext: Die Spenden haben nicht - wie eine Versicherung - den alten Stand wiederhergestellt, sondern neue Strukturen geschaffen mit womöglich neuen Gewinnlern.

Jede Katastrophe ist auch eine Chance. Sie bricht vorhandene Strukturen auf und ermöglicht Verschiebungen im Status Quo. Wer die Chance nutzt, gewinnt. Wer sie nicht nutzt, verliert. Das ist ein kalter Fakt, ohne Betrachtung der Frage, wie man Chancen ermöglichen kann. Spenden sollen dieser Kälte entgegenwirken und helfen, dass weniger Leute verlieren und mehr Leute Chancen bekommen.

Dabei stehen die Chancen-Nutzer im Wettbewerb. Es ist unwahrscheinlich, dass jeder, der sich nach einer Katastrophe aufrappelt und um Verbesserung kämpft, damit Erfolg hat. Eine Spende erweitert oder verschiebt die Kräfte in diesem Wettbewerb. Das ist immer so und das kannst Du nicht vermeiden, wenn Du den Geschädigten vor Ort Geld zur Verfügung stellst.

Das muss aber nicht schlecht sein. Ist der Kuchen "Fisch-Nachfrage" vielleicht so groß, dass ein erhöhtes Angebot ihn nicht übersteigt? In dem Fall gewinnen alle. Wenn die Genossenschaft dagegen Fischer vom Markt verdrängt, weil das Angebot die Nachfrage übersteigt, gibt es Verlierer.

Ohne zu wissen, wie die Folgen waren, kannst Du die Wirkung deiner Spendenaktion nicht als gut oder schlecht beurtelen.

Wenn Du die Verhältnisse vor Ort nicht ungesteuert verschieben willst, dann solltest Du so spenden, dass neutrale Hilfe geleistet wird. Das Rote Kreuz oder andere Hilfsorganisationen haben sicherlich Verwaltungskosten, aber dafür auch Leute vor Ort, die auf die ausgewogene Spendennutzung achten. Hoffe ich zumindest.

Rolf

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sumpsi - posui - obstruxi