Matthias Scharwies: Barrierefrei - was ist das eigentlich?

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Servus!

der Begriff „barrierefrei“ geistert immer wieder durch unsere Fäden für die Webseiten-Gestaltung. Was ist das eigentlich?

ein edles Ziel, das wir aber nie wirklich erreichen werden.
Barrieren irgendwelcher Art für irgendwen wird es immer geben.

Genau! Barrierefreiheit als Ideal, das es anzustreben geht.

Ebenfalls in D: Busse des öffentlichen Nahverkehrs senken sich an Haltestellen ab, um rollende Fahrgäste aufzunehmen. In 10 Jahren vielleicht 5 Rollstühle gesehen, öfter aber Kinderwagen und Fahrräder.

Noch viel einfacher: Menschen, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, wissen es zu schätzen, dass der Ein- oder Ausstieg keine Treppenstufe mehr ist, sondern nur noch sowas wie eine abgesenkte Bordsteinkante.

Genau, ist auch eine Verpflichtung bis 2025(?), alle Bahnsteige im Schienen- und Busverkehr, sowie die Zugänge zu U-Bahnstationen barrierefrei einzurichten. Und wie @Der Martin sagte, das kommt allen zugute, auch dem gesunden jungen Mann mit dem großen Paket.

Schüler sagen immer, wegen dem einen Rollstuhlfahrer musste unsere Grundschule umgebaut werden. Nein, wsl. wurden die Baumaßnahmen nur vorgezogen, denn auch da ist es Pflicht nachzurüsten. Und eben keine 45°-Rampe wie in den 70ern, sondern ein Aufzug und keine Stufen zwischen drinnen und draußen. Nach unserem Umbau haben wir einen Aufzug - den nutzt der Hausmeister, da er das Kopierpapier jetzt mit dem Hubwagen in den Verwaltungstrakt bringen kann und immer wieder Schüler mit gebrochenen Beinen, bzw. Bänderrissen.

Optisch behindert - Haben die einen Screenreader installiert, der den Text vorliest? Keine Ahnung, wie diese Leute Links anklicken und sich auf Webseiten bewegen.

Auch eine Sehbehinderung ist kein Schwarz/Weiß-Fall. Auch Kurzsichtigkeit ist eine Sehbehinderung - aber solange ich meine Brille trage, brauche ich im Alltag keine weitere Unterstützung.

Genau! Seit ich älter geworden bin, habe ich die Schriftgröße meines Monitors etwas heraufgesetzt. Auch Kontraste machen Älteren Probleme - am Computer und beim nächtlichen Autofahren (letztens hattet ihr von dunkelgrauer Schrift auf schwarzem Hintergrund bei irgendwelchen Metaller-Seiten geredet)

Im SELF-Wiki:

geistige Behinderung heißt heute eher kognitive Einschränkung und dafür haben wir z.B. die leichte Sprache - in der Konsequenz auch mir zuviel. Trotzdem merke ich immer wieder, dass eine vermeintlich gute Übersetzung (mir fällt jetzt nur delicious - deliziös ein) Kindern oder Nicht-Akademikern einen Text so erschweren können, dass sie die Lust am Lesen verlieren. Auch Bandwurm-Sätze sollten eben vermieden werden.

Cäsars "De Bello Gallico" wird deshalb noch heute von Schülern gelesen, weil er relativ einfache Sätze und ein begrenztes Vokabular verwendete - nicht um zukünftige Schülergenerationen zu quälen, sondern um in Rom Berichte seiner Großtaten unters Volk zu bringen. Auch Luther hatte "Dem Volk auf's Maul geschaut", um ein großes Publikum zu erreichen.

Grad in der Süddeutschen: Kurven, Ecken, mehr Übersicht

Hat imho auch was mit Barrierefreiheit zu tun.

Manchmal bin ich dir einfach dankbar, dass du mit deinen Fragen das Forum belebst, obwohl andere wohl argwöhnen, dass du nur provozieren willst.

Herzliche Grüße

Matthias Scharwies

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Einfach mal was von der ToDo-Liste auf die Was-Solls-Liste setzen.“