Linuchs: ich war von Anfang an dabei - und wurde verklagt

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Irgendwann im Jahr 1995 / 1996 habe ich meine erste Webseite mit einem Windows-Editor erstellt. SelfHTML war die Anleitung dafür.

Das war die Zeit, in der jeder Verein einen ausführlichen Artikel in der Lokalpresse bekam, wenn er eine Webseite online stellte.

Suchmaschinen gab es nach meiner Erinnerung noch nicht, man verlinkte sich auf Gegenseitigkeit, auch „Bannertausch“ genannt.

Ich hatte drei Domains mit den Namen meiner Gemeinde und zwei Nachbargemeinden nahe Bremen. Schon immer ging es mir um Tipps zu öffentlichen Veranstaltungen.

Aber damals eben auch eine Linkliste zu Webseiten in diesen Gemeinden. Ein Mitbewerber wollte nicht, dass ich auf die Seiten seiner Kunden verlinke (Deep Link), ich fragte die Firmen, die selbstverständlich gefunden werden wollten. Und ließ mich verklagen, wegen des hohen Wertes vor dem Landgericht Verden.

Die Internet-Gemeinde verstand diesen Kläger nicht. Da ich in Weyhe wohnte, gab es viele Kommentare unter dem Stichwort „Au Weyhe“. Jahre später noch in Suchmaschinen zu finden.

In Verden vertrat ich mich selbst, eine Anwältin schaute drüber, dass ich nicht in juristische Fettnäpfen trat. Ich gewann, der Kläger ging in die nächste Instanz, das Oberlandesgericht (OLG) Celle.

Am OLG herrscht Anwaltszwang, man muss einen der dort eingetragenen Anwälte nehmen, meine Anwältin gehörte nicht dazu.

Aus Gewohnheit, mehrere Angebote einzuholen, fragte ich bei drei der zugelassenen Anwälte an, ob sie mich vertreten würden. Ohne Rücksprache mit mir meldeten sich alle drei beim OLG, dass sie mich nun vertreten. Das OLG war verständlicherweise verwirrt und fragte bei mir zurück. Ich hatte nun Mühe, diese Arschloch-Anwälte zurückzupfeifen und entschied mich für eine mir unbekannte Anwältin (weiblich).

In Celle habe ich den Prozess verloren. Die Tatsache, dass ich mich nicht selbst vertreten durfte und meine Anwältin weiblich war, halte ich für bemerkenswert. Alle anderen Beteiligten waren männliche Schnösel.

Ich hatte Glück, dass ich damals gut verdiente und die 12.000 Mark aus zwei Prozessen zahlen konnte. Aber das Risiko, in der nächsten Instanz auch zu verlieren, war mir zu hoch.

Linuchs