Der Martin: Das *g* zum Wochenende: Französisch eingedeutscht

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Moin,

Als ich im englisch-verschonten Granada (nicht weit weg liegt das englisch besetzte Gibraltar) gefragt wurde, was ich beruflich mache, gab es keine akustische Verständigung. Erst das Malen auf Papier zeigte auf, dass die deutschen Anglismen dort nichts wert sind.

Computer = ordinador

Keyboard = taklatura

File = archivo

und ich dachte, nur die Franzosen wären so drauf ...

In den 1970er-Jahren, mein IT-Fachgebiet war Produktionsplanung und -steuerung, studierte ich die deutschsprachige Lektüre von IBM, voll gespickt mit Anglismen. Auf Messen kam ich an vergleichbare Siemens-Lektüre und ich staunte, wie dort deutsch geschrieben wurde.

In den frühen 90er Jahren gab es hier in DE die Marotte, dass in der IT plötzlich alles deutsch sein sollte. Und zwar nicht nur an der Anwender-Schnittstelle (wo ich es eingesehen hätte), sondern auch viele Fachbegriffe.

Das führte dann dazu, dass selbst viele Profis nicht mehr verstanden haben, was irgendeine Doku ihnen eigentlich sagen wollte, weil sie mit abstrusen, schlecht ins Deutsche übersetzten Fachbegriffen gespickt war.

Ich erinnere mich noch an den Kellerspeicher als eine der verrücktesten Wortschöpfungen. Da habe ich auch lange überlegt, was das wohl sein sollte. Hätte man einfach Stapel gesagt (als wörtliche Übersetzung von Stack), das hätte wohl jeder Fachmann verstanden. Aber nöö ...

Zum Glück hat dieser radikale Germanismus nach ein paar Jahren wieder nachgelassen.

Live long and pros healthy,
 Martin

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