Hallo MudGuard,
einer Sprache, die in Jahrhunderten oder sogar Jahrtausenden des Patriarchats entstanden ist, propfst Du nicht eben mal einen geschlechtsneutralen Zusatzgenus auf. Das braucht Zeit. VIEL Zeit. Und Vordenker, die das Charisma haben, den Rest der Sprechenden mitzunehmen. Es muss auch ein neues Genus sein, weil ja die Neutralitätskämpferinnen und -kämpfer die Idee des generischen Maskulinums verworfen haben und auch in Pluralformen jederzeit Spuren von Maskulinität wittern.
Da bist Du jetzt selbst drauf reingefallen: Den Versuch des neutralen Plurals „Studierende“ hast Du zum Singular „Student“ und „Studierender“ gemacht und damit deine patriarchalische Grundeinstellung entlarvt…</scherz>
Und ich frage mich: Sollte ich mich als Mann diskriminiert fühlen, wenn eine Pluralform verwendet wird, um „neutral“ zu sein? Plurale werden schließlich immer feminin dekliniert! Oder ist das jetzt rechts-#112 versiffter Revanchismus?
Solange lediglich existierende Sprachkonstrukte umgebaut werden und kein als neutral definiertes, neues Genus festgelegt wird, wird man und frau immer irgendwo eine Stelle finden, die ein Genus impliziert und sich darüber lustvoll empören können. Diese Festlegung bedeutet aber richtig Arbeit, und die Bereitschaft aller, sich darauf einzulassen. Die einzige Form, bei der man sich derzeit nicht die Zunge bricht, ist die „und“ Form für die Leserinnen und Leser. Man redet sie sich nur fusselig. Und ich bin schon wieder 2× in die man Falle getappt. Auch so ein versteckter Maskulinismus.
Die Frage, ob patriarchalische Strukturen und Gewohnheiten durch einen feministischen Sprachenk(r)ampf aufgelöst werden können, oder ob der Schuss nicht durch die Nervigkeit des Ganzen nach hinten losgeht, bleibt bei all dem auch unbeantwortet.
Rolf
sumpsi - posui - obstruxi