Lieber Matthias,
das Desaster mit Crowdstrike ist vor allem für Firmen interessant. Enterprise-Umgebungen, die Windows absichern wollen, haben hier auf ein Pferd gesetzt, das genau so sehr schlampt, wie der Hersteller von Windows selbst. Das ist nicht alleine meine Meinung!
Für Privatleute und deren PC/Laptop sollten völlig andere Gedanken dazu führen, sich von Windows weg hin zu Linux zu orientieren:
- Updates täglich (z.T. mehrfach) und nicht nur für das Kernsystem, sondern auch für alle installierten Anwendungen
- Freiheit und Selbstbestimmtheit mit Datenautonomie (Golem.de: Mein wachsendes Unbehagen mit Windows)
- Nächste Version des OS garantiert auch wieder frei
- Große Auswahl an Desktop-Umgebungen (XTom.com: The 10 Best Linux Desktop Environments)
- Live-Systeme diverser Distributionen zum unverbindlichen Ausprobieren (oder als Notfallsysteme zu Reparaturzwecken) erhältlich
- Untertstützung wirklich alter Hardware (heise.de: Windows 11: Diese Voraussetzungen muss Ihr PC erfüllen)
Wenn man über den Umstieg auf Linux spricht, muss man auch die Debatte Kaufsoftware versus FOSS eröffnen. Auf einem Linux-System findet man nach der Installation in aller Regel ausschließlich freie open source Software vor. Übliche kommerzielle Produkte, wie sie im Enterprise-Umfeld gerne eingesetzt werden (MS Office, Adobe Produkte etc.) bleiben zuerst einmal außen vor. Man kann lernen, Alternativen aus der FOSS-Szene zu verwenden (LibreOffice anstelle von MS Office, GIMP anstelle von PhotoShop), oder den leidigen Weg gehen, Windows-Software unter Linux nutzbar zu machen.
Für mich waren das Ubuntu-Wiki und diverse LUGs eher eine weitere Hürde. Ob sich da ein Tutorial zum Umstieg in unserem Wiki gut machen würde, müsst ihr entscheiden.
Aus meiner Sicht ist das so: Ob Du Windows oder etwas anderes benutzt, ist genau so, wie ob Du gedankenlos Deine Ernährung mit diversen Supermarktartikeln rein nach Bauchgefühl gestaltest, oder Dir echte Gedanken um Deine Gesundheit und Deine Nahrungsmittel machst. Und wenn Du letzteres tust, dann bist Du eh darauf angewiesen, dass Du Dich online bei belastbaren Quellen schlau machst, wie das geht. Die Analogie reicht dabei sogar noch weiter, denn die diversen Bonuskarten oder -Apps der Discounter kommen den Cloud-Angeboten wie z.B. OneDrive doch beklemmend näher!
Das ist sicherlich nicht alles in jedem Fall reibungslos, denn je nach Ansprüchen kann man durchaus Probleme lösen müssen, wie dieser Redakteur bei Golem.de: Ich schließe das Fenster
Wenn Leute sich unsicher sind, ob sie mit dem neuen OS zurecht kommen werden, erinnere ich mich immer wieder gerne an den Selbstversuch mit einer damals 73-jährigen, bei der 2014 mit dem letzten Update für Windows XP nicht nur ein neues OS, sondern gleich auch noch neue Hardware her musste. Damals kam ein Ubuntu 16.04 zum Einsatz, das nun wirklich nicht 1:1 wie XP aussah. Aber den Firefox kannte sie schon. Anstelle des damals noch im Einsatz befindlichen Mailprogramms Outlook Express kam der Thunderbird, mit dem sie auf Anhieb dort weitermachen konnte, wo sie unter XP zuletzt aufgehört hatte. Auch ihre ganzen Office-Dateien, die seinerzeit mit MS Office erstellt worden waren, konnte sie mit LibreOffice weiter verwenden. Aber der echte Mehrwert kam mit den Bordmitteln von Ubuntu, die sie unter XP so nicht hatte: Das Einscannen von Rechnungen, um sie dann als PDF-Dateien per Mail zu versenden! Auch die Hardware-Unterstützung für ihren neuen HP-Multifunktionsdrucker war mit HP-Treibern für Linux (HP Toolbox) zuverlässig.
Wenn eine 73-jährige von Windows zu Linux umsteigen kann, dann ist dieser Umstieg ganz bestimmt kein Hexenwerk. Und wer vorsichtig sein möchte, der installiert sich Linux neben seinem Windows, um im Zweifel beim Hochfahren des Rechners die Wahl zu haben. Das nennt man dualboot oder multi-boot.
Liebe Grüße
Felix Riesterer