Lieber Gunnar,
Und das ist falsch. Lehrer tun das, aber es ist statischer Unfug.
hmm, bist Du sicher, dass da jegliche Dynamik fehlt? Oder... meintest Du statistischer Unfug?
Die Berechnung des arithmetischen Mittelwertes ist nur sinnvoll, wenn die Daten intervallskaliert sind, d.h. der Abstand zwischen einer Eins und einer Zwei derselbe wäre wie der zwischen einer Zwei und einer Drei. Und wie der zwischen einer Drei und einer Vier … Das ist bei Schulnoten aber nicht gegeben.
Wie stützt Du Deine Aussage? Wenn ich in einer Klassenarbeit eine Note vergebe, muss ich diese nachvollziehbar erteilen. In aller Regel vergebe ich pro Aufgabe Punkte, sodass man sehen kann, mit wie vielen Punkten man welche Note erreicht. Und hier muss ich linear vorgehen, was bedeutet, dass sehr wohl der Abstand zwischen den Noten gleich ist!
Die Verwendung der Zahlenwerte 1 bis 6 (bei A bis F käme niemand auf die Idee) zur Berechnung des arithmetischen Mittels ist Unfug.[1] Lehrer, merkt euch das!
Wir Lehrkräfte handeln nach Vorschrift. Du darfst gerne die Politik dazu bewegen, dass die Vorschriften entsprechend geändert werden. Ob das aber dazu führt, dass Bildung wieder einen höheren Stellenwert hat, steht auf einem völlig anderen Blatt.
Was Du aber völlig außer Acht lässt, ist der Umstand, dass ein arithmetisches Mittel lediglich eine Hilfe ist, die Leistungen einer Schülerperson einigermaßen objektiv einzuordnen. Die erteilte Note ist dann eine sogenannte pädagogische Gesamtbewertung, die auch gegen mathematische Rundungsregeln gebildet werden kann. Wenn ich der Meinung bin, dass jemand eher sehr gut
anstatt gut
als Note verdient hätte, das errechnete Mittel aber 1,6
ist, dann gebe ich sehr gut
. Das macht dann vielleicht die von Dir als Unfug bezeichnete Praxis einigermaßen wieder gut.
Liebe Grüße
Felix Riesterer
Ein anderer Mittelwert kann auch bei Schulnoten ermittelt werden: der Median. Siehe auch Ordinalskala/Mögliche Operationen. ↩︎