Schade, dass die Aussagen von Stonie bislang ignoriert wurden. An sich kann ich seine Worte nur unterstreichen. Nicht umsonst gibt es mittlerweile anerkannte Krankheiten wie das Burnout-Syndrom, wo der Perfektionismus meist eine große Rolle spielt. Grundmotivation zum Perfektionismus ist witzigerweise oft, dass die betroffene Person ein geschwächtes Selbstbewusstsein und Angst vor Entblößung hat. Es geht um Anerkennung oder gar Liebe. Die Therapeuten müssen dann geradebiegen, was in der Sozialisierung schief ging. Denn was lernen wir von Kindesbein an? Du wirst nur geliebt, wenn du artig bist und möglichst fehlerfrei. Fehler sind böse, und dafür wirst du bestraft, oft mit Liebesentzug. Wir lernen also, weniger Fehler = mehr Liebe. Hinzu kommt noch, dass Fleißigkeit hohes Ansehen hat. Das treibt dann sogar Blüten, dass Leute Überstunden machen und dafür dickes Lob und Anerkennung einheimsen, sie die Überstunden aber selbst verursacht haben und sie eigentlich gar nicht nötig wären.
Okay, genug abgeschweift.
Stonie sieht die Diskussion hier leider sehr einseitig. Sicher, wer kritisiert, und möchte, dass die Kritik Gehör findet, sollte schon bedacht kritisieren, besonders wenn man sein Gegenüber gar nicht persönlich kennt. Doch muss nicht nur der Kritiker über seinen Schatten springen und 'sein Art' mal beiseite lassen, auch der Kritisierte muss über seinen Schatten springen und angebliche persönliche Angriffe 'herausfiltern'. Letztendlich liegt es nämlich auch an der Interpretation, ob einem etwas persönlich trifft oder nicht. Oft fühlt sich jemand persönlich angegriffen, weil er etwas zwischen den Zeilen vermutet.
Allerdings muss man hier auch mal die Positionen berücksichtigen und da muss ich den Kritikern Recht geben. SelfHTML ist eine gewisse Institution und hat eine gewisse Verantwortung gegenüber seinen Lesern. Und gerade bei einer Referenz ist Perfektionismus sinnvoll, da es Basis für weiteres Arbeiten ist.
Ich kann gut nachvollziehen, dass man sich bei den Beispielen nicht so viel Arbeit gemacht hat, es sollen ja auch nur Beispiele sein und das Prinzip vermitteln. Dieser 'lachsige' Ansatz ist aber eher bei einem Buch angebracht, wo man nichts einfach rauskopieren kann. Aber witzigerweise verhält es sich meist umgekehrt. Für das Buch gibt sich der Autor meist mehr Mühe, wohl auch wegen der Wertigkeit und dass man damit verdienen möchte.
Schlecht formulierte Kritik hin oder her. Selbst wenn sie noch so diffamierend ist, sollte man sich zumindest die berechtigten Punkte zu Herzen nehmen. Sicherlich fällt das schwer, weil man dann denkt, dass man dem Kritiker damit ein Gesicht verleiht. Aber na und? Who cares? Hier geht's nicht um private Dinge, sondern um nützliche Informationen für Interessierte. Wer Beiträge nur veröffentlicht, um seine Eier damit zu streicheln, hat hier die falsche Plattform erwischt. Sicher ist Anerkennung und Lob auch wichtig für eine weitere Motivation, aber Anerkennung und Lob sollten nicht das Ziel eines Artikels sein. Da hilft auch keine Selbstverarschung wie "Wenn's auch nur einem hilft, dann ist's doch gut".
Wenn man einen Artikel veröffentlicht, der von Fachleuten berechtigt kritisiert wird, sollte man es auch nicht Fachartikel nennen.
Inhaltlich finde ich die Viewportweiche auch bedenklich. SelfHTML richtet sich an Webdesigner, Menschen die es werden wollen und Leuten die in der Freizeit Webseiten basteln wollen. Und alle haben das gleiche Ziel. Inhalte für Leser bereitstellen. Ja, Leser und nicht für sich selbst. Sicher gibt's Ausnahmen, dass Leute nur für sich alleine Webseiten machen, aber die große Mehrheit möchte, dass auch andere die Seiten besuchen, dazu setzt man sie ja schließlich auch ins Netz. Die Zielgruppe ist also kaum zu hinterfragen. Wir machen Webseiten für Nutzer. Der Nutzer möchte an die Inhalte und nicht eine Vorschaltseite. Diese will er so schnell wie möglich loswerden. Und wenn er freundlich ist gibt er anderen auch direkte Links ohne Vorschaltseite weiter, da ist die Weiche dann eh nutzlos. Die Grundidee hinter dem Artikel deckt sich also nicht ganz mit unserer Zielgruppe. Wer ohne Javascript unterwegs ist, weiß, dass er Kompromisse eingeht oder kennt es nicht anders. Und wenn eine Seite für seinen großen Bildschirm zu klein ist, dann macht er sie sich einfach größer. Das gehört bei Senioren z. B. mit zu den ersten Fragen in einem Internetkurs: Wie kann ich die Seite größer machen. Zudem bleibt der Autor einem auch ein sinnvolles Beispiel schuldig.