Matthias Scharwies: Jugendherbergen - heute noch wichtig? Ja!

Auf change.org läuft zur Zeit eine Online-Petition für einen Rettungsschirm für alle Jugendherbergen in Deutschland – jetzt!.

Auf den ersten Blick hat das nichts mit uns zu tun. Allerdings sind wir als Verein Mitglied und führen unsere jährlichen SELF-Treffen immer wieder in Jugendherbergen durch. Auch das diesjährige Treffen (08.10.-10.10.) wird in der JH Horner Rennbahn in Hamburg stattfinden.

Schon in Mannheim im Oktober 2020 berichtete uns der JH-Leiter, dass die damals nach dem ersten Lockdown frisch wiedereröffnete Jugenherberge durch Abstandsregelungen nur max. 50% der Besucher aufnehmen würde. Leider sind teilweise noch nicht einmal diese Zahlen erreicht worden, da viele Schulen und Sportvereine ihre Veranstaltungen in den letzten Jahren gestrichen hatten.

Trotzdem fallen natürlich viele laufende Kosten (Gebäude-Erhaltung ...) an, denen aber fehlende Einnahmen (keine Klassenfahrten, keine Sportturniere, keine Urlauber ...) gegenüberstehen.

Es geht hier nicht um die Frage, ob Mehrbettzimmer heute noch zeitgemäß sind, sondern darum, dass Jugendherbergen mit ihrer Kombination aus Gruppenräumen und Unterkunftsmöglichkeiten ein wertvoller Baustein der Bildung und ein alternativer Lernort zur Schule sind.

Damit es hier zu keinen ungewollten und später bedauerten Schließungen kommt, unterstützen wir die Petition nach einem Rettungsschirm.

Matthias Scharwies

  1. Lieber Matthias,

    Leider sind teilweise noch nicht einmal diese Zahlen erreicht worden, da viele Schulen und Sportvereine ihre Veranstaltungen in den letzten Jahren gestrichen hatten.

    dem wäre vielleicht noch hinzuzufügen, dass Schulen und Sportvereine durch entsprechende Erlässe dazu gezwungen worden waren, von solchen Veranstaltungen abzusehen, was zu diesen fallenden Belegungszahlen beigetragen hat.

    Auch im Schuljahr 2021/2022 ist mit solchen Erlässen zu rechnen, da die Delta-Variante die Hoffnungen auf eine baldige Rückkehr zu einem Betrieb wie vor der Pandemie nachhaltig trübt. Also leider keinerlei Entspannung in dieser Hinsicht.

    Liebe Grüße

    Felix Riesterer

  2. "läuft zur Zeit" ist nicht verkehrt, weil die Petition keine zeitliche Begrenzung hat; sie datiert allerdings vom April 2020.

    1. Hi,

      "läuft zur Zeit" ist nicht verkehrt, weil die Petition keine zeitliche Begrenzung hat; sie datiert allerdings vom April 2020.

      Wo hast Du das Datum gefunden?

      Irgendwie scheint die change.org-Seite kaputt zu sein.

      rechts oben auf den Petitionsdetails heißt es: 0 haben unterschrieben.

      Bei den Updates heißt es:
      Herzlichen Dank an mehr als 200.000 Unterstützer*innen!

      Seltsam.

      cu,
      Andreas a/k/a MudGuard

      1. Bei mir funktioniert sie Seite. Finde es auch sinnvoll Jugendherbergen zu unterstützen, gerade in diesen schweren Zeiten muss man zusammenhalten.

        --
        I like 2 Code
  3. Jugendherbergen sind VIEL zu teuer! Wenn man ihnen einen Status der Wichtigkeit verleihen wollte, müssten sie für JEDEN (auch Hartzer!) erschwinglich sein. Für das gleiche Geld kommt man bei Privat unter und muss keinen roten Tee zum Abendessen trinken.

    1. Hallo Dr. Schwafelhans,

      grundsätzlich ja, Jugendherbergen sind kein billiges Vergnügen mehr. Mit 2 Personen bekommt man in einem einfachen Hotel auch schon ein Doppelzimmer zum gleichen Preis. Aber mit Vollpension?

      Beim Luftbett mit Frühstück findet man sicherlich auch Fewos oder Zimmer, die preislich konkurrenzfähig sind. Aber eben nur für wenige Personen.

      Bei einer größeren Gruppe bist Du da am Ende. Da mag es Selbstversorgerhäuser geben - die sind aber nicht so leicht zu bekommen.

      Bei einer Gruppenreise mit Jugendlichen gibt es für Empfänger von Sozialleistungen zumeist aber auch noch Zuschüsse.

      Die Idee, dass die "Hartzer" sich ja auch Arbeit suchen könnten, bringe ich jetzt nicht ein. Denn der Vorwurf "Hartzer sind Faulenzer" trifft nur einen kleinen Teil. Es ist mittlerweile leider so, dass viele Leute keine Arbeit mehr finden, auch wenn sie wollen. Und etliche "Hartzer" bekommen Sozialleistungen, weil sie vielleicht arbeiten wollen, aber aus unterschiedlichen Gründen nicht können. Oder nicht auskömmlich bezahlt werden.

      Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass Jugendherbergen keine staatliche Sozialleistung sind, sondern Unternehmen, die vom Jugendherbergswerk betrieben werden. Oder einfache Hotels, die sich JH nennen. Sie müssen ihre Kosten also erwirtschaften. Das Jugendherbergswerk ist gemeinnützig. Es muss seine Gewinne für den angegebenen gemeinützigen Zweck verwenden. Da bereichert sich keiner.

      Rolf

      --
      sumpsi - posui - obstruxi
  4. Ich finde es auf jeden Fall sehr wichtig, dass so etwas bleibt. Vereinstreffen, Reisen, etc. die sich keine Hotels oder Meeting-Räume leisten können, sind sonst davon ausgeschlossen.

    1. Hallo,

      meiner Ansicht nach sind Jugendherbergen inzwischen überflüssig, da sie preislich in der Regel nicht mehr günstiger sind als andere Unterkünfte und von der Ausstattung her meistens schlechter. Übrigens hat mich als Schüler gestört, dass man in eine Position gedrängt wird, in der man sich vor dem Hintergrund, dass mach noch auf der Schule sei, einerseits mit dem gerinsten zufrieden geben soll und andererseits für Aufgaben eingespannt wird, für die niemand Geld bezahlen will. Bei uns waren so Tätigkeiten wie z.B. Müllsammeln- mit meinem schulischen Werdegang hatte das sicher kaum etwas zu tun. Irgendwie ist es sowieso seit dem Wegfall des Zivildienstes noch mehr zum Prinzip verkommen, junge Leute für fast unbezahlte Dienste einzuspannen und dieses als "Teil der Selbstfindung" oder "beruflichen Orientierung" zu verkaufen. Die Wahrheit hinter Konzepten wie dem "FSJ" ist aber einfach nur, dass niemand Geld ausgeben möchte für Arbeiten, die zu keinem finanziellen Zugewinn führen; z.B. Altenbetreuung. Das ist so traurig, dass man auch von moralischer Seite sich nicht auf so etwas einlassen sollte. Vermutlich führt die geringe Gegenleistung, wenn man in einer Jugendherberge wohnt, eher zu einem Reibach auf Betreiberseite; die Heuchelei von Selbstorganisation und Mehrwert durch Übernahme von Aufgaben und Verantwortung kaschiert dieses auf sozial geschickte und, dem Zeitgeist entsprechend, kaum kritisierbare Weise.

      Gruß Hans

      1. Hi,

        meiner Ansicht nach sind Jugendherbergen inzwischen überflüssig, da sie preislich in der Regel nicht mehr günstiger sind als andere Unterkünfte und von der Ausstattung her meistens schlechter.

        ich denke, das kann man so pauschal nicht sagen. Es ist wohl so, dass Hotelübernachtung inzwischen hier und da günstiger ist als in einer JuHe. Aber Moment: Günstiger? Oder einfach nur billiger? Was erwarte ich denn genau?

        In einem Hotel erwarte ich, dass ich ein Zimmer und ein Bett zum Übernachten habe. Gern mit WC und Dusche. Frühstück inklusive? Ja, sehr willkommen. Ist auch der Normalfall. Dass ich mich ums Reinigen und Bettenmachen nicht kümmern muss, ist sehr angenehm.

        In der JuHe scheint es dagegen immer noch üblich zu sein, dass ich mein Bett selbst herrichten muss. Weitergehende Maßnahmen übernimmt aber wohl der Betreiber, ähnlich wie im Hotel. In einer JuHe ist es auch üblich, dass man für einen gewissen Aufpreis Vollverpflegung bekommen kann. Manche Hotels bieten das nicht einmal an.

        Übrigens hat mich als Schüler gestört, dass man in eine Position gedrängt wird, in der man sich vor dem Hintergrund, dass mach noch auf der Schule sei, einerseits mit dem gerinsten zufrieden geben soll und andererseits für Aufgaben eingespannt wird, für die niemand Geld bezahlen will. Bei uns waren so Tätigkeiten wie z.B. Müllsammeln- mit meinem schulischen Werdegang hatte das sicher kaum etwas zu tun.

        Ich habe insgesamt viermal Bekanntschaft mit einer Jugendherberge gemacht:

        1. Als Schullandheimaufenthalt in der 9. Klasse in Zürich 1983
        2. Als von der FH organisierte Studienreise nach London im Jahr 1992
        3. Beim SELF-Treffen 2005 in Bochum
        4. Beim SELF-Treffen 2020 in Mannheim

        In keinem der genannten Fälle musste ich irgendwelche Arbeiten übernehmen, die du beschreibst oder andeutest. Jedenfalls nichts, was übers Saubermachen und Aufräumen im eigenen Zimmer hinausging - also Aufgaben, die ich zuhause auch hätte erledigen müssen. Und in allen Fällen (außer dem Youth Hostel in London) war das Ambiente, die Ordnung und Sauberkeit erstklassig. Auch die Verpflegung war, soweit ich sie in Anspruch genommen habe, immer ordentlich.

        Irgendwie ist es sowieso seit dem Wegfall des Zivildienstes noch mehr zum Prinzip verkommen, junge Leute für fast unbezahlte Dienste einzuspannen und dieses als "Teil der Selbstfindung" oder "beruflichen Orientierung" zu verkaufen.

        Ich glaube, du siehst Gespenster.

        Die Wahrheit hinter Konzepten wie dem "FSJ" ist aber einfach nur, dass niemand Geld ausgeben möchte für Arbeiten, die zu keinem finanziellen Zugewinn führen; z.B. Altenbetreuung. Das ist so traurig, dass man auch von moralischer Seite sich nicht auf so etwas einlassen sollte.

        Ja, es gibt Jobs, die kaum jemand machen möchte, die hoffnungslos unterbezahlt sind. Aber das kannst du nicht mit Jugendherbergen in einen Topf werfen.

        Live long and pros healthy,
         Martin

        --
        Klein φ macht auch Mist.