Hallo zusammen,
In den letzten Monaten haben sich ungefähr zehn halbfertige Beiträge bei mir angehäuft, welche ich jedoch nicht absenden konnte, da ich nur vergleichsweise "selten" das Forum besuche und deshalb die Threads von der Forumshauptseite gefegt werden und im Archiv landen bevor ich überhaupt Zeit hatte, einen umfangreichen Artikel zu schreiben. Besser gesagt ich beginne ein oder mehrere Posting, habe aber keine Zeit, sie innerhalb von 24-36 Stunden zuende zu führen. Bei soviel Traffic rauschen die Diskussionen redundant und nicht nachhaltig an einem vorbei, die Technik des Forums legt es darauf an, dass die Forumsgemeinschaft zu einer Antwortmaschine pervertiert. Meines Erachtens müsste es eine Arbeitsgruppe geben, an der ich auch gerne mitarbeiten würde, welche die Archivdaten überarbeitet und aus den gewonnenen Erkennnissen einen Metaindex bzw. Feature-Artikel erstellt. Dies könnte man auch wunderbar selbstregulierend lösen, sodass jeder Anmerkungen und Metainformationen editieren kann.
Im Übrigen postete ich vor knapp 30 Stunden den Beitrag http://forum.de.selfhtml.org/archiv/2002/8/19934/, und ich denke nicht, dass ich eine absonderlich tölpelhafte oder überaus anspruchsvolle Frage gestellt habe. Unabhängig davon segelte der Beitrag schnurstracks ins Archiv - "da kann man nichts machen".
Heute Mittag war für mich das Forum nicht erreichbar, und so konnte ich folgenden Artikel nicht absenden. Da es mich mittlerweile immer wütender macht, dass ich die Zeit für das Schreiben der Beiträge verschwende, eröffne ich den Thread aus reiner Boshaftigkeit erneut, auch wenn mein Artikel nicht viel Neues enthalten mag.
In-Reply-To: http://forum.de.selfhtml.org/archiv/2002/8/19903/ (Momentan im Zwischenreich)
Hallo, Kai,
so, es wird natürlich schon mächtig "gewurstelt", ob und wie man die neuen XHTML-Befehle einbauen könnte, der Erfolg überrascht mich dann doch.
Ich finde es gelinde gesagt "albern".
Ich habe mir den gesamten bis jetzt fertiggestellten Working Draft angeschaut, und meine Meinung dazu reicht von "völlig sinnlos" über "inkonsequent, laisser-faire und chaotisch" bis "mag durchaus nützlich sein". Abgesehen davon bin bin ich "mal wieder" erstaunt, in was das W3C und deren Mitglieder Zeit, Arbeitskräfte und wohl auch Geld investiert, um Utopien zu schaffen, die fern ab von der Wirklichkeit des Webs liegen.
Nun ist der XHTML 1.0-Standard zweieinhalb Jahre alt, aber faktisch keine bedeutende Seite wird in XHTML verfasst, eher in HTML 3.2 mit 4.01 Transitional-DTD. Nun ist der CSS 2-Standard vier Jahre alt, aber font und Tabellenlayout veröden ganze virtuelle Landstriche; Seiten mit Anspruch auf Kompatibilität lassen von purem CSS die Finger. Nun gibt es endlich SVG, aber kein Browser unterstützt es, zudem gibt es noch keine entsprechenden Autorenwerkzeuge, durch die der freie Standard SVG die Popularität und Verbreitung wie Flash erreichen könnte. Nun ist modulbasiertes XHTML 1.1 seit über einem Jahr offiziell, aber nirgendwo im Web sehe ich deren Anwendung (es mag an mir liegen), und weil ich mich noch nicht intensiv damit beschäftigt habe, ich mir weiterhin unklar, ob und wie das Alles die Möglichkeiten des gemeinen Webworkers erweitert oder ihm nützlich sein kann - doch die Mehrheit der Netzautoren wird wohl nicht einmal wissen, was das seltsam-neumodische X vor dem HTML soll. (...) Die WCAG spreche ich erst gar nicht an, sonst schlage ich noch um mich.
Trotzdem ist anscheinend die Zeit reif für _noch mehr_ Komplexität, das heißt nicht abwärtskompatibles XHTML 2 und CSS3.
Sicherlich ist das W3C nur ein kleiner vergleichsweise unbedeutender Faktor in der Entwicklung des Webs, aber manchmal scheint mir, dass das Konsortium verständlicherweise schneller als der die Entwicklung lähmende Rest sein möchte und unaufhörlich Standards herausgibt, welche sich nicht einmal in mehreren Jahren etablieren können, da die Realität hinterherhinkt. Es steht selbstverständlich außer Frage, dass die Webtechnologien breiter und vielfältiger genutzt werden und eine kontinuierliche Weiterentwicklung notwendig ist, aber mir scheint es, als trage das W3C nicht sonderlich zur Etablierung der Standards bei; je nützlicher sie vorgeben zu sein, desto unbenutzbarer werden sie.
Mozilla hat "Evangelism"-Gruppen, Microsoft verschnürt UA und OS, Konzerne preisen Konsumgüter über Massenmedien an, Politiker nehmen die Dienste von PR-Beratern in Anspruch - aber die Webtechnologien werden anscheinend nicht ausreichend propagiert. Für mich ist es nicht ersichtlich, wie das W3C als Mittler zwischen Netzautoren und Benutzern und Herstellern von Autorenwerkzeugen und Benuteragenten fungiert, denn durch diese Rolle hätte es einen maßgeblichen Einfluss auf die die Entwicklung verzögernden Faktoren.
Um zum Anfang zurückzukehren: Mozilla hat sicherlich die Nase vorn und ist in der Disziplin Technik der Vorreiter. Noch bevor die Specs Recommendations sind, hat Mozilla die Features schon implementiert. Aber anstatt den Browser und damit alle Mozilla-Derivate benutzerfreundlicher zu machen, muss unbedingt der neueste Quatsch und sozusagen der "heißeste Scheiß" eingebaut werden, den vielleicht eine von tausend Webseiten benutzt, und das vermutlich bis Mozilla bei der Version 2 angelangt ist (d.h. womöglich weitere vier Jahre). Auch ist Mozilla kein Browser für den Endbenutzer, und nennenswerte Netscape 6/7-Nutzer habe ich noch in keinem Logfile erspäht. Veraltete Browser beherrschend deshalb das Web und lähmen ebenfalls die Entwicklung, und eine Veränderung der Lage ist nicht in Sicht.
Ich würde mir vom W3C wünschen, dass eher an Praktiken zur Vebreitung von aktuellen (bzw. bis zu vier Jahre alten) Spezifikationen gearbeitet wird, als dass es seine Aufgabe nur im Verfassen von neuen Empfehlungen sieht. Das Gleiche gilt natürlich für die Browserhersteller, wobei sich Mozilla in Sachen Unterstützung der Webstandards wenig vorzuwerfen hat, aber dies ist nicht das einzige Kriterium.
Grüße,
Mathias