Hallo Stefan und Forumer!
Immerhin waren gestern aber auch irgendwo in Deutschland mehr als Zehntausend auf einer Demonstration, und die hatte "pazifistische" Gruende. In Anfuehrungszeichen deshalb, weil sie von der PDS initiiert wurde,
Warum ich gerade diese Bemerkung aufgreife, wird später deutlich.
Vor kurzem war Ostern und es gab wieder "richtige" Ostermärsche. Die Friedensbewegung, die in den letzten Jahren wohl kaum mehr als eine Handvoll Leute auf die Straßen locken konnte, hat wieder Zulauf bekommen. Ist der Grund dafür "nur" Krieg? Nein! Denn Kriegsherde gibt es überall. Und auch als vor gar nicht so lange her derselbe Milosevic gegen Bosnien losging, alles nach dem gleichen Schema (mit vergewaltigenden, massenmördernden, ethnisch säubernden "Milizen"), war auch niemand zu Ostern auf den Straßen zu sehen.
Also warum jetzt? Waren die gleichen Leute auf die Straße gegangen, als Rußland Tchetchenien überfiel? Nein!
Aber so langsam wird der Grund deutlich, warum ich diese Bemerkung aufgegriffen habe, nicht wahr?
Diesmal waren wieder so viele Ostermarschierer dabei, weil die bösen Amis mit der bösen NATO beteiligt sind (das Logo von Robert heisst auch nicht :"Stoppt den Krieg" sondern "Stopp NATO" - ohne weiteren Kommentar!).
Eigentlich bedarf es keine weiteren Erklärungen über die Beweggründen dieser unseren (als Franzose sollte ich sagen "Euren") Pazifisten. Aber, weil ich gerne bereit bin, mehr zu erzählen, lege ich einfach drauf los.
Warum ist (war) die Friedensbewegung nur in Deutschland so stark? Strengen wir unser Gedächtnis ein bißchen an, die jüngeren mögen sich daran erinnern, was sie in der Schule gelernt haben, und blicken wir zurück, ziemlich lange zurück.
Die antiamerikanischen Gefühle kamen mit dem Vietnam-Krieg einher. Es stimmt, dieser Krieg war ungerecht und ungerechtfertigt, es war richtig, dagegen zu protestieren, es war damals richtig, nicht nur gegen den Vietnam-Krieg zu protestieren, sondern auch dagegen, daß die Amerikaner ihn führten.
Deutschland war, als dieser Krieg anfing, bereits zwanzig Jahre geteilt. Die eine Hälfte, in der viele von uns aufgewachsen sind, war "frei", und die andere, aus der ebenfalls viele der hier Schreibenden stammen, war es nicht.
Daß Deutschland im kalten Krieg die reinste Agentenschleuse für beide Seiten war, braucht angesichts der zentralen Lage in Europa einerseits, und der gemeinsamen Sprache in den beiden Staaten verschiedener Blockzugehörigkeit andererseits, nicht näher erläutert zu werden.
"Agenten" wurde von mir bewußt als Ausdruck gewählt, denn der Kalte Krieg bestand nicht nur darin, Militär- oder Wirtschaftsspionage zu betreiben, sondern auch Meinungsbeeinflußung. Diese Art der Agententätigkeit blieb aber weitgehend unentdeckt, da es keine spektakuläre Fälle gab, wie z.B. der Fall Guillaume (der den "Fall" Willy Brandts zur Folge hatte), aber sie hat dennoch stattgefunden.
Und unsere ("Eure") Friedensbewegung ist dafür das beste Beispiel dafür, heute, 10 Jahre nach dem Zusammenbruch des Ostblocks, leider immer noch. Weder in Frankreich, Spanien, Italien, England usw... gab es so etwas Vergleichbares. Warum?
Man könnte geneigt sein, zu sagen: "Ist doch klar, hat doch Deutschland am Meisten unter den Folgen des 2. Weltkriegs gelitten". Hier sage ich nur: wirklich? Was ist mit England? Frankreich? Und vor allem, was ist mit Rußland/UdSSR?
Man könnte geneigt sein, zu sagen: "Die Deutschen waren deswegen so pazifistisch engagiert, weil sie der Meinung sind, von deutschem Boden her sollte kein Krieg mehr ausgehen". Das wäre eher ein Grund. Aber angesichts dessen, wie es gerade im (neuen) Deutschland manchmal zugeht (ich denke da nur an die Unterschriftensammlungen mancher Parteien), wäre es nicht annähernd ausreichend gewesen, so viele auf die Straßen zu bringen wie in den besten Zeiten der Friedens- oder eher Anti-USA-Bewegung.
Tja, und daher wage ich die pazifistischen Gründe einer Partei wie die PDS zu bezweifeln. Würde heute ein neuer Franco versuchen, das spanische Baskenland auszurotten, das nicht kommunistisch ist, würde die PDS auch zu nichts aufrufen, wenn irgendjemand dagegen eingreift. Aber Serbien (Jugoslawien) ist ja ein Freund Rußlands, und wenn ausgerechnet die NATO etwas dagegen unternimmt...
Diktatoren müssen gestoppt werden. Mein alter Herr (möge er in Frieden ruhen) meinte, 1936 wäre Adolf zu stoppen gewesen. Aber da haben viele Pazifisten, die es damals in Frankreich und England gab, sich dagegen gewehrt. Mit allen Folgen die uns bekannt sind.
STOPPT MILOSEVIC!
Bis danndann
PAF (patrickausfrankfurt)
angesichts des Themas ohne TBGG