Und was lernen wir daraus? Industrie und Handel, Mittelstand und Konzerne haben ueberhaupt noch nichts davon begriffen, wie das Web psychologisch gesehen funktioniert, warum das Web kein Fernsehen ist, wie man das Web nutzen koennte, um Kunden auf neue Weise anzusprechen (nicht mehr einfach nur durch stupide Werbung). Eigentlich muessten ganze Heerscharen von "Web Consultants" oder "Online-Beratern" oder dergleichen damit beschaeftigt sein, all diesen finanzstarken Firmen mal klarzumachen, dass es eben nicht reicht, von der Werbe-Agentur mal eben ein paar Webseiten machen zu lassen, auf denen irgendwas munter blinkt und blitzt.
Hallo Stefan und Ihr anderen,
Ich verdiene mein geld nicht in einer (web-)agentur; webauftritte fallen allerdings - neben vielem anderen - in meinen aufgabenbereich (unternehmenskommunikation, ehemals riesenfirma, jetzt kleineres tk-unternehmen). Gewissermaßen vertrete ich also die gescholtenen ...
Warum sind firmen-websites oft so schlecht?
Entweder gibt es im unternehmen gar keine marketing-abteilung o. ä., dann wird mit der erstellung der website so verfahren wie mit der image-broschüre: eine agentur übernimmt die arbeit. Und was machen die agenturen? Auch auf die gefahr hin, daß ich hier prügel beziehe: Sie machen nichts. Wenn es eine gute agentur ist, programmiert sie sauber, entwirft ein schönes, webgemäßes design, findet eine sinnvolle struktur und weist das unternehmen darauf hin, daß die texte dem medium entsprechend aufbereitet werden müssen. Aber von wirklicher beratung ist selten die rede. Wenn eine agentur für ein dutzend simpler mouseover/mouseout-textgrafiken einen halben manntag in rechnung stellen kann (selbst erlebt, war eine seriöse agentur), wenn jedes mickrige "zwei-frames-auf-einmal-ändern"-JavaScript (das heißt nicht, Stefan, daß dein legendäres mickrig ist, sondern, daß diese aufgabe für den programmierer einer agentur mickrig sein müßte) den preis gleich um hundert märker hochtreibt - ja, warum sollte man seine kunden noch beraten? Kostet doch nur zeit. Und könnte den kunden verärgern, falls man ihm mal widerspricht. Firma xyz will ein java-puzzle? Bitte gern, sie wird schon selbst merken, daß ihr das keine neuen kunden bringt.
Oder es gibt eine Marketingabteilung, dann kennt sie sich zumeist nicht mit dem web aus: Man hat bwl mit schwerpunkt marketing studiert und weiß um die psychologie von anzeigen, broschüren, mailings, tagen der offenen tür usw., und "so sehr unterscheidet sich das web davon auch nicht". Den rest überläßt man - eben: einer agentur.
(Ich bin etwas geladen, sorry!)
Zurück zu den unternehmen: ein wirklich kundenorientierte website zu konzipieren, bedeutet einen haufen arbeit (ich weiß, wovon ich spreche: ich versuche es derzeit), und es heißt, sich von bequemlichkeiten zu lösen ("Und dann nehmen wir noch unsere presseinfos und machen daraus die rubrik service...") und von unguten standards ("Aber alle haben doch ihre unternehmensgeschichte im netz..."). Das problem greift allerdings tiefer: Gäbe es eine website, deren inhalte und angebote von den surfenden kunden angenommen würden - in den unternehmen fehlte jegliche manpower, um die anfragen zu bearbeiten und die website am laufen zu halten. Und vielleicht müßten sogar die vertriebsstrukturen neu organisieren werden... We are not amused!
Ein bißchen Ketzerei:
Kaum eine agentur kultiviert den service der beratung.
Den unternehmen ist das web im prinzip lästig; eine "richtige" website bedeutet nämlich ein mehr an arbeit, neue strukturen und mehr (oder umgeschultes, auch schlecht, kostet ebenfalls) personal.
Hoffnung? Immer :-)))
Viele grüße +markus+