Alexander Kleinjung: RTL gründet "Journalistenschule"

Hallo Leute,

RTL gründet eine "Journalistenschule" für TV und Multimedia. Nach An-
gaben des Senders werde damit eine Lücke in der bisherigen Ausbildung
des Journalistennachwuchses geschlossen.

Peter Kloeppel, Gründungsmitglied der neuen "Schule", wird zitiert mit
der Feststellung:

"Gerade im Hinblick auf das Zusammenwachsen von Fernsehen und
    Internet und damit den TV-Markt von Morgen ist eine fundierte
    journalistische Fachqualifizierung in diesen Bereichen immer
    wichtiger."

Quellen:
http://www.rtl.de/38396.html
http://www.rtl.de/38429.html
http://www.rtl.de/38520.html

Nun, in meinen Augen stellt sich hier die Frage, ob sich der Netz-
Journalismus wirklich so sehr vom "klassischen" Journalismus unter-
scheidet - und auch, ob das Medium Internet und das (kommende oder
erträumte) Zusammenwachsen von Internet, Fernsehen & Co. wirklich
ganz neue Anforderungen an Journalisten stellen (werden).

Sicher, das "Erscheinungsformat" Internet verbietet fast schon lange
Essays á la Leitartikel der FAZ oder der "Zeit" - aber bleiben dabei
nicht die Originärtugenden guten Journalismus', eine Sache von allen
Seiten zu beleuchten, möglichst alle Facetten herauszuarbeiten, auf-
zuklären und den Leser (und die Leserin :-) objektiv und umfassend
zu informieren, auf der Strecke?

Oder anders: Wird diese Art neuer "Journalistenausbildung" nicht ein
weiterer Tribut an die Oberflächlichkeit unserer Gesellschaft, werden
bunte Anigifs und Flashfilme an die Stelle seriöser, komplexer, an-
spruchsvoller Berichterstattung treten?

Und vor allem: Brauchen wir wirklich ein neues Journalistenformat -
oder mehr eher Journalisten mit Format?
Eine Rückbesinnung auf die klassische Berichterstattung, gerade gegen den Zeitgeist der kurzweiligen Informationshappen, die nicht
mehr als einen Oberflächeneindruck geben und die in der allgemeinen
und oft beschrienen Informationsflut untergehen?

Informationsvermittlung, Berichterstattung, Journalismus im Internet:
Wie denkt ihr darüber? Welche Erwartungen habt ihr - und welche
Befürchtungen?

<img src="http://home.germany.net/100-80215/alex/images/promo/signet.gif" alt="">

<img src="http://home.germany.net/100-80215/alex/images/promo/akonline.gif" alt="">

http://www.atomic-eggs.com/selfspezial/daten/101.html

  1. Sup!

    Ich kann mir die Inhalte schon gut vorstellen:

    1. Kühl sprechen wie Barbara Eligmann
    2. Lispeln wie das unsägliche Nachmittags-Nachrichten-Blondchen
    3. Dumme Witze in die Abmoderation einbauen wie Peter Klöppel
    4. Kandidaten und Showgäste fertigmachen. (Big Brother/100.000 Mark Show)

    Dazu natürlich ein Kurs in Bildmanipulation (wie man aus Pfützen auf dem Boden Blut-Pfützen macht), ein Kurs in Kontextverdrehung, ein Kurs in Ignoranz und Pauschalisierung ("Internet - Sammelbecken der Neonazis!").

    Naja - das hat uns gerade noch gefehlt, aber die Journaille kann auch mit RTL kaum noch schlimmer werden...

    Gruesse,

    Bio

  2. Hallo Leute,

    RTL gründet eine "Journalistenschule" für TV und Multimedia. Nach An-
    gaben des Senders werde damit eine Lücke in der bisherigen Ausbildung
    des Journalistennachwuchses geschlossen.

    Peter Kloeppel, Gründungsmitglied der neuen "Schule", wird zitiert mit
    der Feststellung:

    "Gerade im Hinblick auf das Zusammenwachsen von Fernsehen und
        Internet und damit den TV-Markt von Morgen ist eine fundierte
        journalistische Fachqualifizierung in diesen Bereichen immer
        wichtiger."

    Hallo Alex

    Natuerlich ist eine fundierte Ausbildung wichtig. Aber wenn ich mir die Nachrichtenformate von RTL (und anderen Privaten) ansehe, wird dort sehr viel Wert auf Effekthascherei gesetzt.
    Gerade die Macht der (bewegten) Bilder verfuehrt dazu, diese (auch als Journalist) per se fuer wahr zu nehmen.
    Natuerlich gibt es das schon, seit es Bilder gibt, aber ich bin schon skeptisch, ob die Umgebung RTL fuer eine Ausbildung, die dafuer sensibilisieren soll die richtige ist

    Gute Nacht
    Marcus

    P.S.: Ich habe letzte Woche meinen Fernseher verschenkt. Ich werde mich in naechster Zeit von bewegten Bildern fernhalten. Radio und Zeitungen reizen mehr zum Nachdenken

  3. Hallo Alex,

    Oder anders: Wird diese Art neuer "Journalistenausbildung" nicht ein
    weiterer Tribut an die Oberflächlichkeit unserer Gesellschaft, werden
    bunte Anigifs und Flashfilme an die Stelle seriöser, komplexer, an-
    spruchsvoller Berichterstattung treten?

    Das Wesen des Internets besteht doch nicht aus Anigifs oder Flashfilmen. Sondern auch - oder im Kern - aus hypertextuell verknüpften Informationen. Und das Wissen um diese Struktur und auch das Nutzen dieser Struktur ist gerade für den journalistischen Bereich nicht uninteressant und führt IMHO keineswegs zu einer Verflachung des Journalismus.

    Ganz wichtig im Zusammenhang des "Netzjournalismus" finde ich auch den Aspekt der Recherche, denn für den Journalisten ist das Netz ja nicht nur Publikations- sondern auch Recherchemedium. Und mit den im Netz gefundenen Informationen umzugehen, ist ja auch im Hinblick auf Seriosität, Glaubwürdigkeit, Urheberrechtsschutz etc. eine Sache, die angehende Journalisten erst mal lernen müssen.

    MfG
    David (wieder unter den Lebenden ;-))

    <img src="http://www.mously.com/banner/170_24.gif" alt="">

  4. Hi,

    Nun, in meinen Augen stellt sich hier die Frage, ob sich der Netz-
    Journalismus wirklich so sehr vom "klassischen" Journalismus unter-
    scheidet - und auch, ob das Medium Internet und das (kommende oder
    erträumte) Zusammenwachsen von Internet, Fernsehen & Co. wirklich
    ganz neue Anforderungen an Journalisten stellen (werden).

    Glaube ich nicht, kommt aber darauf an wie Du hier Journalismus definierst. Die Medien ergaenzen sich und die "Basis" (so will ich's mal nennen) bleibt die gleiche: Gute Recherche und Praesentation fuer die "Qualitaetspresse" und Effekthascherei fuer die "Schmuddelpresse". Was sich meines Erachtens durch das Internet geaendert hat ist die Schnelligkeit: Nachrichten verbreiten sich immer schneller und die Redaktionen muessen immer schneller reagieren. Ich kann mich noch an I-Love-You erinnern. Da habe ich hier im Forum von gelesen bevor unser IT department was gemerkt hat, von irgendwelcher Presse mal ganz zu schweigen. Also glaube ich muessen Journalisten in Zukunft lernen mit solchen Dingen umzugehen und darauf zu reagieren.

    Sicher, das "Erscheinungsformat" Internet verbietet fast schon lange
    Essays á la Leitartikel der FAZ oder der "Zeit" - aber bleiben dabei
    nicht die Originärtugenden guten Journalismus', eine Sache von allen
    Seiten zu beleuchten, möglichst alle Facetten herauszuarbeiten, auf-
    zuklären und den Leser (und die Leserin :-) objektiv und umfassend
    zu informieren, auf der Strecke?

    Oder anders: Wird diese Art neuer "Journalistenausbildung" nicht ein
    weiterer Tribut an die Oberflächlichkeit unserer Gesellschaft, werden
    bunte Anigifs und Flashfilme an die Stelle seriöser, komplexer, an-
    spruchsvoller Berichterstattung treten?

    Das sehe ich anders. Sieh Dir das Internetangebot der Zeit an, halte ich fuer sehr gut und umfassend. Oder die BBC, geh mal auf http://news.bbc.co.uk/, eine meiner Meinung nach sehr gute und vor allem umfassende Ergaenzung zum Fernsehen. Oder auch ohne Fernsehen zu geniessen. Ich habe keinen Fernseher und beziehe einen Grossteil meiner Nachrichten von dort, entweder ueber Realvideo oder durch's lesen. Je nach Stimmung halt.

    Und vor allem: Brauchen wir wirklich ein neues Journalistenformat -
    oder mehr eher Journalisten mit Format?

    Siehe oben, ich glaube beides: Journalisten mit Format, die mit den neuen Formaten umgehen koennen.

    Gruss,
    Armin (der jetzt mal zur BBC surfen wird)

  5. Moin

    RTL gründet eine "Journalistenschule" für TV und Multimedia. Nach An-
    gaben des Senders werde damit eine Lücke in der bisherigen Ausbildung
    des Journalistennachwuchses geschlossen.

    <g>Kann ich gut verstehen;-). Mit "normalen" Journalisten können die auch nichts anfangen. Das wäre stetiges "Perlen vor die Säue" werfen. Das Niveau der Hauptnachrichtensendungen, der Magazine, der regionalen Fenster ist erschreckend flach, häufig nicht mal mehr peinlich, sondern unterhalb der Beknackheitsgrenze.</g>

    Schlimm finde ich aber, dass diese Sendungen auch noch Einschaltquoten haben. Ich kenne viele in der nahen Verwandschaft oder Nachbarschaft, die (fast) aussschließlich über solche Sendungen aktuelle Nachrichten wahrnehmen. _Das_ macht mich wütend.

    Viele Grüße

    Swen