Liebe Forumer,
ich habe eine Weile ueberlegt, ob ich diesen Thread anzetteln soll oder nicht. Ich hab mich entschlossen, ihn anzuzetteln - nicht aus Ruhmsucht, sondern um ein Thema bekannter zu machen, dass hierzulande noch gar nicht so sehr ins allgemeine Bewusstsein der Internet-Aktiven gedrungen ist: das Thema "I can! eLection 2000" (Icann).
Also mal der Reihe nach:
Da soll nun also noch in diesem Jahr (November) eine Wahl stattfinden. Gewaehlt werden soll ein Direktorium, dass fuer wichtige, weltweite Grundsatzentscheidungen im Internet zustaendig sein soll, zum Beispiel fuer die Weiterentwicklung des Domain-Namen-System (DNS). Das Gremium soll international und fachkompetent sein. Es wird aus ein paar (ich meinte irgendwo 9 gelesen oder gehoert zu haben) Direktoren bestehen, die "demokratisch" gewaehlt werden sollen.
Nun machen Massenwahlen ohne Kandidaten wenig Sinn, also muessen Kandidaten gefunden werden. Die Kandidatenfindung laeuft derzeit ziemlich chaotisch ab. Hier in Deutschland hat "SPIEGEL Online" sich hervorgetan, um die Sache zu organisieren. Man rief seine Leserschaft also dazu auf, um Kandidaten vorzuschlagen. Aus den Vorschlaegen wird eine Petitionsliste der meistgenanntesten Personen erstellt, die beim Icann eingereicht wird.
Tja, und da beginnt nun das Problem fuer mich. Mein Name wurde mit am haeufigsten genannt. Ganz erklaeren kann ich mir das nicht. Entweder neigen SPIEGEL-Leser auffaellig stark dazu, sich mit HTML zu beschaeftigen, oder die Kampagne gegen den Abmahnwahn hat bei einigen Leuten die Vorstellung ausgeloest, ich sei eine Art Netz-Politiker. Wie auch immer - ich bin nun gefragt, ob ich wirklich Kandidat sein will.
Um mal eine Vorstellung zu bekommen, was von so einem Icann-Direktor verlangt wird, sollte man sich diesen Artikel durchlesen:
http://www.spiegel.de/netzwelt/politik/nf/0,1518,81738,00.html
Naja, von dem allgemeinen Geschwafel wie Unabhaengigkeit und Background im Bildungsbereich wollen wir mal absehen - aber der Kandidat braucht ausserdem einen starken Arbeitgeber und das noetige Kleingeld. Kein Wunder, denn er muss vermutlich dauernd durch die Welt jetten, irgendwo konferieren, und er muss machthungrige Top-Vertreter von Industrie und Handel mit irgendwas beeindrucken koennen. Mit SELFHTML sind so welche jedenfalls nicht zu beeindrucken. Und mit TeamOne auch nicht. Immerhin, das noetige Kleingeld zum Jetten wuerde eine Stiftung finanzieren, die eigens fuer diesen Zweck ins Leben gerufen wurde.
Gewuenscht ist also offensichtlich jemand, der es gewohnt ist, seinen Nadelstreifenanzug auch im Bett anzulassen, und bei dem selbst die eifrigsten Stuehlesaeger von Microsoft und Cisco einen Bammel kriegen, weil er eine Geldmacht vertritt, die noch viel riesiger ist als deren popelige Unternehmen. Tja, und so einen Kampfhund sehen wohl einige Menschen in mir ... oder haben sie sich einfach getaeuscht?
Ja, haben sie wohl. Sie dachten, es geht einfach nur darum, eine "integre Persoenlichkeit" vorzuschlagen. Sie haben nicht bedacht, dass es um einen Kamikaze-Job geht, wie man hier nachlesen kann:
http://www.spiegel.de/netzwelt/politik/nf/0,1518,84125,00.html
Also - was wollt ihr lieber? Einen herumjettenden, gefaehrlich lebenden Kampfrichter, der leider keine Zeit mehr hat fuer sein Web-Projekt und die Verzeichnisse /selfhtml und /selfaktuell einfach loescht und niemanden von euch mehr kennt? Oder lieber doch die beiden Verzeichnisse, den ganzen Raum hier, und eine "Energie des Verstehens", die in viele Koepfe dringt und dadurch auf ihre eigene Weise Netzpolitik macht? Zugegeben, ganz objektiv gestellt ist diese Frage nicht ... ;-)
viele Gruesse
Stefan Muenz