Hallo Stefan,
Icann steht fuer "The Internet Corporation for Assigned Names and Numbers"... ... Es geht jedoch um nichts Geringeres als um die Letzt-Herrschaft ueber alle IP-Nummern und Domain-Namen im Internet. Anders ausgedrueckt, um jeden Rechner, der Zugang zum Internet hat, und um jedes Angebot, das sich im Internet mit eigenem Domain-Namen praesentiert.
Icann soll jedenfalls die oberste Internet-Behoerde werden ... ... , und wenn man sich die Bedeutung des Internet fuer die Zukunft vergegenwaertigt, kann man auch gleich sagen "Welt-Regierung".
Derzeit erscheint es mir jedoch so, als wuerde der Icann noch das Zeug dazu fehlen. Das oben verlinkte Popelforum ist nur ein Beispiel. Das doch recht unprofessionelle Vorgehen bei der Direktorenrekrutation ist ein weiteres Beispiel. Jeder Download einer neuen Netscape-Browser-Version ist besser organisiert. Auch an Geldern scheint es zu fehlen. Die geplanten Direktoren, also die Ausueber der Icann-Macht, sollen nicht mal ein Gehalt erhalten. Die Frage, die sich mir bei alledem stellt ist: warum wird das alles so halbherzig angegangen? Hat das Internet kein Interesse an so einer Organisation? Ist das alles zu abstrakt fuer den normalen Internet-Alltag?
Je mehr ich über ICANN lese desto mehr erscheint es mir das Problem im System selbst zu liegen.
1.) Das Internet kommt aus den USA. Somit sind historisch alle Regelungen dafür entweder amerikanisch oder stark amerikanisch dominiert.
--> These Nr. 1: Die Amerikaner haben kein großes Interesse daran, dass sich ihre "Weltmachtstellung" in dieser virtuellen Welt ändert, wo sie schon in der echten Welt allweil so ihre Probleme haben.
2.) Um möglichst hohe Unabhängigkeit bei der Festlegung von technischen und administrativen (nicht was jetzt alle denken - Verwaltungshandeln ist hier gemeint) Grundregeln, die ja dann für das
gesamte WWW Geltung erlangen, zu haben, soll es sich um eine Non-Profit-Organisation handeln.
-->These Nr. 2: Solange keine eigenständige und ausreichende Finanzierung gesichert ist, hat die Organisation nur Feigenblatt-Charakter.
3.) Durch diese Problem der fehlenden Finanzierung müssen die Direktoren ihr Gehalt selbst mitbringen, so dass durch die Hintertür die unerwünschte Beeinflussung der ICANN durch Kommerzielle Interessen dadurch erfolgt, dass die Firmen IHRE Direktoren plazieren werden, so dass die Unabhängigkeit der ICANN zur Farce wird. Und um es für "Reveluzzer" noch zusätzlich unattraktiv zu machen, sich mit Kompetenz einzubringen, plaziert man den "Verein" in einem US-Staat mit möglichst abwegiger Rechtssprechung.
-->These Nr.3: Solange sich also (und jetzt kommt die Quadratur des Kreises) die Politikter in der realen Welt der Bedeutung dieses Vereins, der Tragweite einer kompetenten Beteiligung und Vertretung ihrer Internet nutzenden Landsleute in ihm nicht bewußt sind und damit diesen "Direktoren-Posten" rechtlich und finanziell absichern, wird dieser Verein ein kommerziell-abhängiger und amerikanisch dominierter Laden (werden/bleiben).
(Microsoft wird schon jemanden plazieren ;-(( )
Da man aber in Deutschland schon an wesentlich bedeutungsloseren Problemen scheitert (z.B. einer modernen Gesetzgebung UND Rechtsprechung in Fragen Neue Medien) sehe ich da wenig Hoffnung -zumindest für die jetzt anstehenden Wahlen.
Lösen wir also erstmal die Probleme in unserem Dorf, bevor wird die Welt retten. (Es sei denn, der Explorer-Prozess wird in allen Instanzen glorreich gewonnen, wovon ich fest ausgehe, dann sind ja ein paar Gelder frei - könnte man ja eine Direktorenversicherung für abschliessen - wg. dieser beknackten Haftungsfrage bei ICANN.)
Gruß
Andreas