Hallo Stefan,
es haben ja schon zahlreiche Vorredner sehr richtig zum Ausdruck gebracht, dass Du die Entscheidung, ob Du kandidieren sollst, nur ganz allein für Dich treffen kannst.
Was ich hinzufügen kann sind ein paar persönliche Erfahrungen - mir ist es ab und an passiert, dass ich für Sachen vorgeschlage wurde, von denen ich mir eigentlich sicher war, dass sie nichts für mich seien, da "ein paar Hausnummern" zu groß bzw. eigentlich die falsche Ebene für mich (natürlich alles auf sehr viel "niedrigem" Niveau als jetzt bei Dir). Tatsächlich habe ich mich trotzdem - wahrscheinlich mehr aus Eitelkeit - immer drauf eingelassen. Das Ergebnis war in der Regel: die Leute, die mich vorschlugen, wussten offensichtlich recht gut, zu was ich im Stande bin - es hat zwar bei weitem nicht alles geklappt und gab auch immer wieder mal Ärger, letztlich ging dann in der Summe - zumindest nach meinem Urteil - ganz gut. Eigentlich heißt das: "mit seinen Aufgaben wachsen", und das geht natürlich nur, wenn man neue Aufgaben für sich findet. Jetzt versteh mich um Gottes Willen nicht falsch, ich will nichts weniger als Dich zu überzeugen, dass Du SelfHTML & co. einstellen und aufgeben sollst. Aber war da nicht vor kurzem ein Posting von Dir, dass zumindest ich und ich glaube auch ein paar andere so verstanden haben, als würde bei Dir bezügl. SelfHTML, das Forum usw. wenn nicht Frustration oder Resignation so doch zumindest eine gewisse Langeweile (im Sinne von: man kennt es halt jetzt doch schon ne Weile und es passiert nichts strukturell Neues) eintreten? Für mich (aber bitte: nur für mich) hieße das: Warum nicht mal auf zu neuen Ufern? Meine Erfahrung ist: mit jeder neuen Aufgabe lässt man zwar viel zurück, gewinnt aber noch mehr für sich. Und alle, denen vor 15 Jahren prophezeit worden wäre, dass ich heute Vorsitzender eines wenn auch klitzekleinen Jugendverbandes sein würde, hätten sich an den Kopf gefasst - mich inklusive.
Und da ist natürlich noch ein völlig anderer Aspekt in meinem Kopf: Ich hielt die ganze ICANN-Sache immer für...ääähhh...Quatsch, ein Verfahren, um sich irgendwie eine Legitimation für ein "Regierungs"-Gremium abuzholen, in dem dann doch bloß Kommerz-Vertreter sitzen. Das Ganze kann jedoch nur dann einen Sinn machen, wenn dort möglichst viele VertreterInnen einer Bewegung, die ich jetzt mal unpassenderweise "Internet von unten" nenne, sitzen - Leute, die das Internet eben nicht primär als neuen Geschäftszweig sehen, sondern denen am zusehends verschwindenden "demokratischen Geist" des Mediums liegt. Leute wie Du eben. Wahrscheinlich gibt's da noch den Einen oder Anderen, den man da auch nehmen könnte; genau wie Du werden sich diese Leute aber vielleicht sagen: "Wo soll ich denn da? Da passe ich doch nicht rein". Und damit überlasst man ICANN dann halt jenen, die sich notorisch immer bei solchen Sachen aufdrängeln -entweder Leuten mit übergoßem Ego oder eben denen, denen es im wesentlichen um ihr eigenes finanzielles Interesse geht.
Schließen möchte ich mit einem (sinngemäßen) Zitat einer der Maximen der Pariser Kommune:
"Wählt nicht diejenigen, die sich um Eure Stimme bewerben. Wählt viel eher die, die sich nicht um Eure Stimme bewerben, denn nur die werden Eure Interessen vertreten"
Grüße,
Utz