Pepe: das Netz und sein SPIEGEL

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Hallo Stefan, hallo Forumers !

Tragen Organe wie der SPIEGEL dazu bei, das Bild des Netzes in der Oeffentlichkeit zu verzerren und es auf Einseitigkeiten aus dem Silicon-Valley und der Boersenwelt zu reduzieren?

Der "Spiegel" scheint da noch das kleinere Übel zu sein.. vielmehr Publikationen deren Namen Du nicht nennen magst, allen voran die ewig up-to-daten Tageszeitungen mit den netten Damen vorne drauf (deren Namen unverschämterweise auch noch frei erfunden sind ;), aber auch vermeintliche "Profi-PC-Interent-für-Einsteiger" Blättchen bedienen sich des Themas _Internet_ doch nur um Auflage zu machen - das hat noch nichtmal annähernd etwas mit "WWW-für-Dummies-in-21-Tagen" o.ä. zu tun.

In meinem gesamten Freundeskreis verfügt nur ein einziger über einen Internetanschluss, der Rest kennt den Begriff _Internet_ aus den eben angesprochenen Boulevardblättern oder dem Fernsehen. Da ich selbst seit über einem Jahr kein Privatfernsehen mehr habe, war ich geschockt, als ich vor kurzem bei einem Kumpel vor der Glotze sass: Prime Time - Big Brother, RTL 2 - In den ganzen Werbeblöcken lief mehr Werbung für "blablabla.DE-Startup-Firmen" als für herkömmliche Produkte à la "Omo - nix wäscht weisser" oder "Du Schuft Du, die Lätta".

Um die Einschaltquote zu steigern, wird in "99-Akten" über die rechtliche Grauzone _Internet_ berichtet, auf Pornosites aufmerksam gemacht und onlinesüchtige Hacker mit verzerrter Stimme/unkenntlichem Gesicht berichten über die unsäglichen Gefahren des Onlinebankings. Zu alldem machen dem Otto-Normalbürger vermeintlich seriöse öffentlich rechtliche Programme in ihren "langen-ZDF-@-Nächten" weiss, das künftige Geld- und Aktiengeschäfte nur noch über das Web vonstatten gehen, und blubbern alle 10 Wörter was von "Brokern", "E-Commerce" und "Online-Banking".

Das Internet wird also in den herkömmlichen Medien gehyped wo es nur geht und der Bürger fühlt sich geradezu dazu genötigt online zu gehen um wie Bobberle "drin zu sein". Ansonsten entspricht man nicht dem Zeitgeist, ist out und darf auch nicht mit der "sexy-AOL-Tante-die-jeden-Tag-den-Kasten-voll-hat" chatten.

Auf der anderen Seite schüren die Medien aber auch die Angst oder zumindest das Unbehagen vor dem Netz. Ich errinere mich noch gut, als ich vor ein paar Wochen nach Hause kam; auf dem Anrufbeantworter meine total verstörte Mutter mit der hastigen Nachricht ich dürfe heute, wenn ich von der Arbeit komme, auf keinen Fall den Computer einschalten, weil ein unheimlich gefährlicher Virus das ganze Netz kaputtmacht. Ok, es war gut gemeint und ich fand es echt süss - woher hätte sie auch ahnen können, dass wir uns am selben morgen auf der Arbeit halbtotlachten, dass I LOVE YOU komplette Firmennetze weltweit lahmgelegt hatte (mit Lotus wäre das nicht passiert *g*).. was ich damit sagen will: meist beschränken sich die Berichterstattungen auf Themen wie "gefährliche Viren" oder "T-Online Hacking", so dass _nicht Internettern_ das ganze doch ein wenig suspekt vorkommt.

Ähnlich läuft's in meinem Bekanntenkreis wenn ich wie kürzlich versuche jemanden zu erklären, dass er nach Einrichtung seines neuen ISDN Anschlusses doch getrost das Modem zwischen PC und der analogen Schnittstelle des "Teledat USB 2a/b" entfernen könne, weil dies a) absolut keinen Sinn macht und b) er sich dann tatsächlich schneller einwählen und surfen kann (nebenbei: das Modem wollte er partout nicht entfernen). Wie soll ein _nicht Internetter_ das WWW wirklich verstehen, ohne zu wissen, was eigentlich alles dahintersteckt ?

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Ok, auch mir als "heavy User" fällt es manchmal noch schwer mir zumindest die Dimensionen bewusst zu machen. So fragte ich mich neulich bei einer Radtour, wie lange ich noch zu dem nächstgelegen Dorf brauche, welches einige km weiter über die Felder zu sehen war.. und da rege ich mich auf, wenn eine USA-Site mal länger als 5 sek. aufbaut *g*.
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Nun ja, Trendbewusste denen es nicht mehr reicht bei TV-Maraton-Shows wie "NBC Giga" - oder zur Stunde den "InternetNights@hannover" auf VOX - hippen Moderatoren beim sörfen zugucken zu dürfen, folgen irgendwann in den "AOL" und "T-Online" Lockrufen nach einem schnelleren, besseren und erfolgreicherem Leben im virtuellen Gefilde und wissen eigentlich gar nicht wovor sie da sitzen wenn sie der festen Überzeugung sind, das _Internet_ befindet sich genau dort in ihrem Monitor..

Das Netz werden wahrscheinlich nur diejenigen verstehen wollen, welche sich auch über einen längeren Zeitraum damit tiefergehend auseinandersetzen und den Berichterstattungen der Medien, zumindest im Bezug aufs Web, keine Bedeutung beimessen - sie wissen es ja mittlerweile besser. Aber, wie Stonie es schon sagte, ein Internetanschluss wird mit Sicherheit eine Selbstverständlichkeit in jedem Haushalt werden und dazu ist eigentlich nicht zwingend notwendig dass ein jeder, sofern er das WWW lediglich als Medium zur Informationssuche, Chatten oder Einkaufen nutzt, begreifen muss worauf er sich beim Einschalten des Rechners einlässt.

"Ich will auch so ein Internet" - Mel B, Spice Girls  ;)

mfg pepe