Moin!
Ein Artikel weiter geht es um einen armen Bewohner des des
Silicon Valley, der aufgrund seiner Programmierkuenste mittlerweile
einige Millionen auf dem Konto und zwei Highspeed-Standleitungen
sowie diverse andere Internet-Zugaenge besitzt, aber wegen
Zeitmangel Frau und Hund mit Hilfe digitaler Surround-Sounds
simulieren muss. Und diesen "typischen Internetter" laesst
der SPIEGEL behaupten, er koenne nicht ohne E-Mail leben.
Dabei weiss heute jedes Kind, dass E-Mail voellig ungefaehrlich
ist, und dass die wahre Killerapplikation der Kommunikationswelt
ICQ heisst. Schlecht recherchiert also.
den Artikel habe ich zufällig auch amüsiert gelesen. Man sollte
aber nicht übersehen, daß in dem Artikel auch zu lesen ist, daß dieser
Mann täglich um die 100 eMails erhält. Also Kommunikations*armut*
wäre z.B. demnach definitiv nicht sein Problem. Da drängt sich
höchstens die Frage auf, ob eMail-Kontakte ein vollwertiger
Ersatz für leibhaftige Kontakte oder Telefongespräche sein kann,
diese Frage wird im besagten Spiegel-Artikel jedoch nicht mehr
erörtert. Kann man wohl auch nicht so pauschal beantworten.
Beim Lesen dieses Artikels - insbesondere bei den Stellen, wo
es darum geht, daß unser 'Internetter' ja immer noch Single ist,
kam mir zu Bewußtsein, daß anscheinend viele Leute immer darüber
jammern, was sie gerade alles *nicht* haben. Wäre er in einer
festen Beziehung, würde er wahrscheinlich irgendwann anfangen,
seinen durchchatteten Nächten hinterherzutrauern usw. Fazit -
Glück kommt - wenn es denn kommt - von innen, aber das paßt wohl
nicht mehr ganz zum Thema ;-)
Die befuerchtende Frage, die sich mir stellt ist: frisst
sein Spiegel das Netz auf? Tragen Organe wie der SPIEGEL dazu
bei, das Bild des Netzes in der Oeffentlichkeit zu verzerren
und es auf Einseitigkeiten aus dem Silicon-Valley und der
Boersenwelt zu reduzieren? Der SPIEGEL behauptet in der gleichen
Ich würde die Frage noch weiter formulieren. In Sachen Web
kennst Du Dich so gut aus, daß Dir die Schräglage des Spiegel-
Artikels sofort auffällt. Wie sieht es mit anderen Bereichen
wie Politik, Weltwirtschaft usw. aus? Was gibt Dir die Sicherheit,
daß diese Bereiche, die man (ich zumindest) nicht so schnell
überblicken kann, nicht mindestens genauso verzerrt dargestellt
werden?
Noch mal anders ausgedrueckt: Organe wie der SPIEGEL sorgen
mit ihrer Schreibe zum Thema Internet fuer staendig erhoehten
AdrenalinSPIEGEL beim Leser. Diese Art Schreibe existiert
natuerlich auch laengst im Netz selber. Sogenannte
Online-Redakteure, die noch nie was von HTML und anderen
Web-Techniken gehoert haben, speisen taeglich etliche
Megabytes ins Web, die den Leuten das Netz erklaeren.
Was lernen diese Leser ueber das Netz? Mit welchen Vorstellungen
und Anspruechen besuchen sie dann Inseln wie diese hier?
Ich vermute mal, diejenigen Leute, die bereit sind, sich
selbst hinzusetzen und etwas zu lernen, werden die Presse
in jenen Punkten schnell durchschauen. Die anderen eben nicht,
und man wird sie erfahrungsgemäß auch nicht zu ihrem Glück
zwingen können. Vielleicht kann ich den Spruch 'Glück kommt
von innen' ja doch noch retten?!
Oder noch anders ausgedrueckt: kann man Leuten, die ihre
Ansichten uebers Netz aus dem SPIEGEL haben und nun irgendwie
"drin sind", noch irgendwie helfen? Kann man ihnen begreiflich
machen, dass es analog zum "Umweltschutz" einen "Netzschutz"
geben muesste, um einen schnellen Exodus zu verhindern? Kann
man den "grossen Massen" wirklich begreiflich machen, worin
das besteht, was das Netz so faszinierend macht?
Ich denke, Du wirst das Netz den großen Massen nicht in der
Weise schmackhaft machen können, wie Du es einst aufgenommen
hast. Aber Du kannst mit Deinen Veröffentlichungen genau die
Leute ansprechen, die auf einer ähnlichen Wellenlänge wie Du
reiten. Und mal ehrlich - 5000 eMails am Tag willst Du nicht
wirklich ;-)
Bis dannundwann
Andreas, der jetzt wieder onLeine gehen kann...