Stefan Muenz: das Netz und sein SPIEGEL

Liebe Forumer,

hab vorhin in einer Kneipe gesessen, den SPIEGEL dieser Woche gelesen und so ein wenig nachgedacht. Dieses Magazin ist seit einiger Zeit dermassen voll mit Internet-Themen, dass es einem schon fast zum Hals raushaengt. Oder sagen wir so: die Gedanken, die dort aufblitzen, sind sehr anregend. Aber es ist halt das uebliche SPIEGEL-Gedanken-Stakkato, das man entweder mit sueffisantem Laecheln konsumiert, oder das man entnervt beiseite legt, wenn man ueber die Gedanken, die da angerissen werden, mal ernsthaft nachdenken will.

Noch vor wenigen Wochen hat der SPIEGEL die ganze E-Commerce-Szene in den Himmel gehoben und wilde Prophezeihungen ausgestossen, in welchem Ausmass all diese irren, hippen Startups die Weltwirtschaft umkrempeln werden. Nun haben irgendwelche angesehenen Boersianer Tacheles geredet, und es gibt erste Schnuppen bei den neuen Sternchen am Unternehmenshimmel. Der SPIEGEL bleibt hochaktuell und suhlt sich nun in vernichtenden Aussichten fuer den ganzen E-Commerce.

Ein Artikel weiter geht es um einen armen Bewohner des des Silicon Valley, der aufgrund seiner Programmierkuenste mittlerweile einige Millionen auf dem Konto und zwei Highspeed-Standleitungen sowie diverse andere Internet-Zugaenge besitzt, aber wegen Zeitmangel Frau und Hund mit Hilfe digitaler Surround-Sounds simulieren muss. Und diesen "typischen Internetter" laesst der SPIEGEL behaupten, er koenne nicht ohne E-Mail leben. Dabei weiss heute jedes Kind, dass E-Mail voellig ungefaehrlich ist, und dass die wahre Killerapplikation der Kommunikationswelt ICQ heisst. Schlecht recherchiert also.

Worauf ich hinaus will? Ich will meiner Zwiespaeltigkeit Ausdruck verleihen. Einerseits befriedigt es mich ungemein, dass Publikationsorgane wie der SPIEGEL, die sich ueber Jahrzehnte einen gewissen "Top-Down-Nimbus" ("wir sagen euch wo's brennt") erarbeitet haben, sich beim Berichten uebers Internet wie aufgeregte Papageien auffuehren. Andererseits zeigt dies, wie unsicher das Netz die Menschen macht, wie sehr es sie aufwuehlt, wie viele Fragen es unbeantwortet laesst, und vor allem: wie wenig es von den Massen, die in es hineindraengen, verstanden wird.

Die befuerchtende Frage, die sich mir stellt ist: frisst sein Spiegel das Netz auf? Tragen Organe wie der SPIEGEL dazu bei, das Bild des Netzes in der Oeffentlichkeit zu verzerren und es auf Einseitigkeiten aus dem Silicon-Valley und der Boersenwelt zu reduzieren? Der SPIEGEL behauptet in der gleichen Ausgabe unter anderem auch, dass die herkoemmliche, "elitaere" Nettiquette ausgedient habe, weil nun die grossen Mega-Konzerne den Netzausbau von der OSI-Schicht 1 an uebernehmen und in Zukunft entsprechend kontrollieren und regulieren werden. Frei nach dem Motto: du kannst deine IP-Pakete gerne ueber unsere superschnellen Leitungen transportieren - kostet nur extra (wobei angenommen wird, dass die anderen Leitungen schon laengst verschimmelt sind und keine sinnvolle Alternative zum Routing mehr darstellen).

Noch mal anders ausgedrueckt: Organe wie der SPIEGEL sorgen mit ihrer Schreibe zum Thema Internet fuer staendig erhoehten AdrenalinSPIEGEL beim Leser. Diese Art Schreibe existiert natuerlich auch laengst im Netz selber. Sogenannte Online-Redakteure, die noch nie was von HTML und anderen Web-Techniken gehoert haben, speisen taeglich etliche Megabytes ins Web, die den Leuten das Netz erklaeren. Was lernen diese Leser ueber das Netz? Mit welchen Vorstellungen und Anspruechen besuchen sie dann Inseln wie diese hier?

Oder noch anders ausgedrueckt: kann man Leuten, die ihre Ansichten uebers Netz aus dem SPIEGEL haben und nun irgendwie "drin sind", noch irgendwie helfen? Kann man ihnen begreiflich machen, dass es analog zum "Umweltschutz" einen "Netzschutz" geben muesste, um einen schnellen Exodus zu verhindern? Kann man den "grossen Massen" wirklich begreiflich machen, worin das besteht, was das Netz so faszinierend macht? (wobei die SPIEGEL-Leser ja noch die harmlosesten sind - andere Zeitschriften sind so schlimm mit ihrer Internet-Berichterstattung, dass ich mich weigere, hier ihre Namen zu nennen).

Also Leute - das Neue am Netz ist, dass nicht nur der SPIEGEL oeffentlich sagen kann, wo's brennt. Wir koennen das auch - zum Beispiel in diesem Thread ... (wobei wir ganz nebenbei auch mal demonstrieren koennen, dass so ein Web-Angebot eigentlich unters Mediengesetz faellt und nicht unters Teledienstgesetz).

So, ich hoffe, das ist genug Gedankenfutter fuer's Wochenende ;-)

viele Gruesse
  Stefan Muenz

  1. Moin!

    Ein Artikel weiter geht es um einen armen Bewohner des des
    Silicon Valley, der aufgrund seiner Programmierkuenste mittlerweile
    einige Millionen auf dem Konto und zwei Highspeed-Standleitungen
    sowie diverse andere Internet-Zugaenge besitzt, aber wegen
    Zeitmangel Frau und Hund mit Hilfe digitaler Surround-Sounds
    simulieren muss. Und diesen "typischen Internetter" laesst
    der SPIEGEL behaupten, er koenne nicht ohne E-Mail leben.
    Dabei weiss heute jedes Kind, dass E-Mail voellig ungefaehrlich
    ist, und dass die wahre Killerapplikation der Kommunikationswelt
    ICQ heisst. Schlecht recherchiert also.

    den Artikel habe ich zufällig auch amüsiert gelesen. Man sollte
    aber nicht übersehen, daß in dem Artikel auch zu lesen ist, daß dieser
    Mann täglich um die 100 eMails erhält. Also Kommunikations*armut*
    wäre z.B. demnach definitiv nicht sein Problem. Da drängt sich
    höchstens die Frage auf, ob eMail-Kontakte ein vollwertiger
    Ersatz für leibhaftige Kontakte oder Telefongespräche sein kann,
    diese Frage wird im besagten Spiegel-Artikel jedoch nicht mehr
    erörtert. Kann man wohl auch nicht so pauschal beantworten.

    Beim Lesen dieses Artikels - insbesondere bei den Stellen, wo
    es darum geht, daß unser 'Internetter' ja immer noch Single ist,
    kam mir zu Bewußtsein, daß anscheinend viele Leute immer darüber
    jammern, was sie gerade alles *nicht* haben. Wäre er in einer
    festen Beziehung, würde er wahrscheinlich irgendwann anfangen,
    seinen durchchatteten Nächten hinterherzutrauern usw. Fazit -
    Glück kommt - wenn es denn kommt - von innen, aber das paßt wohl
    nicht mehr ganz zum Thema ;-)

    Die befuerchtende Frage, die sich mir stellt ist: frisst
    sein Spiegel das Netz auf? Tragen Organe wie der SPIEGEL dazu
    bei, das Bild des Netzes in der Oeffentlichkeit zu verzerren
    und es auf Einseitigkeiten aus dem Silicon-Valley und der
    Boersenwelt zu reduzieren? Der SPIEGEL behauptet in der gleichen

    Ich würde die Frage noch weiter formulieren. In Sachen Web
    kennst Du Dich so gut aus, daß Dir die Schräglage des Spiegel-
    Artikels sofort auffällt. Wie sieht es mit anderen Bereichen
    wie Politik, Weltwirtschaft usw. aus? Was gibt Dir die Sicherheit,
    daß diese Bereiche, die man (ich zumindest) nicht so schnell
    überblicken kann, nicht mindestens genauso verzerrt dargestellt
    werden?

    Noch mal anders ausgedrueckt: Organe wie der SPIEGEL sorgen
    mit ihrer Schreibe zum Thema Internet fuer staendig erhoehten
    AdrenalinSPIEGEL beim Leser. Diese Art Schreibe existiert
    natuerlich auch laengst im Netz selber. Sogenannte
    Online-Redakteure, die noch nie was von HTML und anderen
    Web-Techniken gehoert haben, speisen taeglich etliche
    Megabytes ins Web, die den Leuten das Netz erklaeren.
    Was lernen diese Leser ueber das Netz? Mit welchen Vorstellungen
    und Anspruechen besuchen sie dann Inseln wie diese hier?

    Ich vermute mal, diejenigen Leute, die bereit sind, sich
    selbst hinzusetzen und etwas zu lernen, werden die Presse
    in jenen Punkten schnell durchschauen. Die anderen eben nicht,
    und man wird sie erfahrungsgemäß auch nicht zu ihrem Glück
    zwingen können. Vielleicht kann ich den Spruch 'Glück kommt
    von innen' ja doch noch retten?!

    Oder noch anders ausgedrueckt: kann man Leuten, die ihre
    Ansichten uebers Netz aus dem SPIEGEL haben und nun irgendwie
    "drin sind", noch irgendwie helfen? Kann man ihnen begreiflich
    machen, dass es analog zum "Umweltschutz" einen "Netzschutz"
    geben muesste, um einen schnellen Exodus zu verhindern? Kann
    man den "grossen Massen" wirklich begreiflich machen, worin
    das besteht, was das Netz so faszinierend macht?

    Ich denke, Du wirst das Netz den großen Massen nicht in der
    Weise schmackhaft machen können, wie Du es einst aufgenommen
    hast. Aber Du kannst mit Deinen Veröffentlichungen genau die
    Leute ansprechen, die auf einer ähnlichen Wellenlänge wie Du
    reiten. Und mal ehrlich - 5000 eMails am Tag willst Du nicht
    wirklich ;-)

    Bis dannundwann

    Andreas, der jetzt wieder onLeine gehen kann...

    1. Huhu Alteeeeer!!!

      Wäre er in einer
      festen Beziehung, würde er wahrscheinlich irgendwann anfangen,
      seinen durchchatteten Nächten hinterherzutrauern

      Hmmmh... erste Verschleisserscheinungen??? :-)

      Bis danndann
      Alteeeeer

    2. Hi,

      Die befuerchtende Frage, die sich mir stellt ist: frisst
      sein Spiegel das Netz auf? Tragen Organe wie der SPIEGEL dazu
      bei, das Bild des Netzes in der Oeffentlichkeit zu verzerren
      und es auf Einseitigkeiten aus dem Silicon-Valley und der
      Boersenwelt zu reduzieren? Der SPIEGEL behauptet in der gleichen

      Ich würde die Frage noch weiter formulieren. In Sachen Web
      kennst Du Dich so gut aus, daß Dir die Schräglage des Spiegel-
      Artikels sofort auffällt. Wie sieht es mit anderen Bereichen
      wie Politik, Weltwirtschaft usw. aus? Was gibt Dir die Sicherheit,
      daß diese Bereiche, die man (ich zumindest) nicht so schnell
      überblicken kann, nicht mindestens genauso verzerrt dargestellt
      werden?

      Ja, genau das wollte ich Stefan auch antworten. Auch im Journalismus ist Zeit Geld, deshalb fallen Recherchen eben nur so gründlich aus, dass es den meisten Lesern genügt. Mir sind die ersten Zweifel bei diversen SPIEGEL-Artikeln gekommen, in denen über das Leben in der ehemaligen DDR gesprochen wurde -- mindestens die Hälfte davon war völliger Hafer.

      Gruß
      Steffen

  2. Frag doch mal einen Techniker in der Entwicklungsabteilung eines beliebigen Automobilherstellers, was er von "auto motor sport" hält.
    Gruß
    Ivan

  3. Hallo Stefan,

    ich les' den Spigel schon gar nicht mehr. Entweder ich bin zu schwarz geworden oder ich lasse mich nicht mehr anstiften oder ich geb kein Geld mehr aus für das rote Kommunistenblatt (schätze mal, Du hast ca mein Alter, Dein weisst Du ja Bescheid).

    Fakt ist: Internet ist nicht Hype und leichtes Geld. Ich sehe zu, dass ich jetzt noch 1 Projekt fertig bekomme und dann wird wieder Sport getrieben. Kann die Knochen nicht mehr gerade bekommen, vom vielen sitzen. :-)

    Fakt ist (und das hast Du ja mitbekommen): Ausserhalb des Internets baut sich gerade in NRW eine Stimmung auf, die nicht gut ist. Und genau deswegen hole ich mir tagtäglich deswegen einen runter. Oder anders ausgedrückt: Ich koche vor Wut. Und die Presse hat momentan auch nichts anderes zu tun, als (speziell meine) Wut zu schüren. Da macht der Augstein-Verlag keine Ausnahme. (Bin gerade von einer Mörderfliege angegeriffen worden..., Ich war Sieger :-)

    Internet-Startups: Alleine der Begriff ist ne Lachnummer. Der gemeine Schlossermeister macht nach spätestens 18 Stunden Feierabend. Ich persönlich hänge manchmal -mit 5L Koffein- 48 Stunden am Puls der Zeit. Wehe du erzählst dann jemanden, dass Du 12 Stunden gepennt hast, oder das Du eine Auszeit nimmst, damit Du den Kopf wieder freibekommst.

    Ein Projekt noch, dann ist für mich dieses Leben vorbei. Ich merke, wie ich hops gehe. Ich kann keine 200m mehr rennen, mein Hund lacht sich kaputt.

    Pleitewelle bei Startups: Ach Gottchen, das war vorauszusehen. Die Banken haben es einem regelrecht leicht gemacht. "Wie? Nur 50 TDM? Nimm 100 TDM." Wir haben knapp kalkuliert und sind derzeit mit etwas über 2 TDM drüber. 2 TDM, was ist das? Nix. Knapp kalkuliert, Sparsam bis auf die Knochen (wenns mehr wird, ist es Geiz).

    Ist ja auch Hype: Ich mache in Internet. Heute Tellerwäscher, morgen Millionär. Der Spiegel sollte mal die richtigen Leute fragen. Die erzählen was anderes. Ach ja: Und Werbung in Zeitschriften ist so teuer geworden (die Startups haben es ja), dass man sich das _jetzt_ nicht leisten kann. Wohl dem der sich eine treue Kundeschaft aufgebaut hat.

    Und only for Stefan: Schon was Neues wegen dem Server?

    Gute Nacht, nach fast 2 x 48 Stunden (3 Stunden Schlaf dazwischen) mache ich jetzt Feierabend

    Hunold

  4. Hallo, Forum, hallo Stefan!

    Junge, Junge, das ist mal wieder eine Frage zum 'reinbeissen. *G* Also denn:

    Neue Medien sind für den Menschen an sich immer schon unheimlich gewesen. Man denke nur mal an die
    heute nur noch müde belächelten wilden Gerüchte um die Eisenbahn ("bei der Geschwindigkeit muss doch
    die Lunge platzen!"). Ich kann mich auch gut erinnern, dass meine Oma jedesmal furchtbar erschrocken ist,
    wenn das Telefon klingelte und den Hörer nur mit ganz spitzen Fingern anfasste. Jetzt ist es also das Inter-
    net, das die Aufregung verursacht. Ich denke, dass auf lange Sicht ein Internetanschluss ebenso selbstver-
    ständlich in jedem Haushalt zu finden sein wird wie ein Telefon oder ein Fernseher. Der Knackpunkt ist die
    Interaktivität - die Möglichkeit zur Teilnahme an dem, was einem dort geboten wird, ja sogar selbst zum An-
    bieter von Information werden zu können. Das ist der Punkt, der, rein wirtschaftlich gesehen, nachgerade
    gefährlich ist.

    Bis uns das Internet beschert wurde, waren wir ja alle auf der Konsumentenseite gefangen. Eigene Gedan-
    ken an die Öffentlichkeit zu bringen war schier unmöglich, weil zu teuer. So waren wir alle Re-Agierende,
    andere handelten, wir haben darauf geantwortet - durch verändertes Verhalten oder, wesentlich direkter,
    durch die Leserbriefe, die zu schreiben uns nur das Porto kostete. Die Erziehung hin auf den Konsum der
    Produkte, Leistungen, Gedanken Anderer macht uns manipulierbar und somit ausgesprochen bequem für
    jeden Anbieter. Das ist selbstverständlich ein sehr unerwünschter Nebeneffekt. Und also werden die Anbie-
    ter von Produkten, Leistungen, Gedanken immer eine Möglichkeit suchen, uns, die Nutzer dieser "neuen
    Technologie", wieder in's Konsumentenkorsett zu zwingen. Medienredakteure, vor allen Dingen diejenigen,
    die eben nicht "vom Fach" sind, sind für diesen Zweck ausgesprochen geeignete Helferlein. Denn eine Story
    ist nur dann eine Story, wenn man sie als erster bringt. Also wird nichts richtig ausrecherchiert, sehr, sehr
    selten hinter die Kulissen geguckt und nachgeplappert. Zum Teil auch bewusst in die Richtung berichtet,
    die vom Auftrag-(Arbeit-)geber gewünscht wird.

    Ob diese Rechnung der Anbieter aufgeht - ich weiss es nicht. Natürlich wollen sie diese Plattform für ihre
    Zwecke nutzen und auf jeden Fall wollen sie den Nutzern des Internet ihre Bedingungen auferlegen. Klar,
    denn hier kann viel Geld verdient werden. Und diese Leute haben Macht in Form von Geld. Also ahne ich,
    dass sie gute Chancen haben, das Internet für sich zu vereinnahmen bevor die Mehrheit der ach so mündigen
    Bürger aus dem Konsumdornröschenschlaf erwacht. Denn wir, die wir hier und jetzt schon aktiv teilnehmen,
    sind ja nur eine ganz kleine Anzahl potentieller Konsumenten. Die Frage ist: Werden wir es schaffen, so
    öffentlich zu werden, dass wir eine signifikante Anzahl von Dornröschen aus dem Schlaf küssen können?
    Und da liegt nun unsere Verantwortung: Wir müssen laut sein, wir müssen sichtbar werden - und wir dürfen
    trotzdem um Himmels willen nicht albern und bzw. oder unglaubwürdig wirken. Gratwanderung. Aber wenn
    wir das nicht schaffen, werden wir es auf lange Sicht wohl mit zwei Internetzen zu tun haben: Dem
    "Indianernetz" für die unverbesserlichen, informationswütigen Nutzer, die auf Schleichpfaden auf die Server
    rund um die Welt zugreifen, weil sie so gerne etwas wissen wollen und dem "Konsumentennetz" für die
    ebenso unverbesserlichen "ich-kauf-mir-was"-Konsumenten, die um jeden Preis haben wollen, was sie
    kriegen können, ohne sich von der Stelle bewegen zu müssen.

    So, das denke ich mir mal so zum Thema. Schönes Wochenende zusammen!

    Stonie

    1. Hallo Stonie!

      Bis uns das Internet beschert wurde, waren wir ja alle auf der Konsumentenseite gefangen. Eigene Gedanken an die Öffentlichkeit zu bringen war schier unmöglich, weil zu teuer. So waren wir alle Re-Agierende, andere handelten, wir haben darauf geantwortet

      Das ist schon richtig - und ich bin hoch erfreut, dass Begriffe wie "Push-Dienste" oder "Channels" auch schon wieder auf dem Friedhof der Internet-Umkrempelversuche gelandet sind. Es ist allerdings nicht ganz leicht, das Netz richtig einzuordnen in der Skala zwischen 1:n-Medium (ein Sender, viele Empfaenger, so wie Fernsehen) und n:m-Medium (viele Sender, viele Empfaenger, so wie Telefon). Denn es hat sowohl 1:n-Elemente (Homepages etwa) als auch n:m-Elemente (normale, persoenliche E-Mails etwa). Sogar innerhalb eines Web-Angebots kann es beides geben - siehe hier z.B. die normalen, statischen Seiten, auf die nur die Redaktion Einfluss hat (1:n), und aber gleichzeitig das Forum, das seine Dynamik durch das Einwirken aller Beteiligten gewinnt (n:m). Das Verwirrende fuer viele Neu-User ist wohl vor allem, nicht mehr nur ein "n" oder ein "m" zu sein, sondern auch mal selber eine "1" werden zu koennen. Dieses Forum hier ist ja voll von Bekundungen des Rauschzustandes, die das 1:n-Gefuehl bei frischgebackenen Homepage-Besitzern erzeugt ;-)

      Aber wenn wir das nicht schaffen, werden wir es auf lange Sicht wohl mit zwei Internetzen zu tun haben: Dem "Indianernetz" für die unverbesserlichen, informationswütigen Nutzer, die auf Schleichpfaden auf die Server rund um die Welt zugreifen, weil sie so gerne etwas wissen wollen und dem "Konsumentennetz" für die ebenso unverbesserlichen "ich-kauf-mir-was"-Konsumenten, die um jeden Preis haben wollen, was sie kriegen können, ohne sich von der Stelle bewegen zu müssen.

      Diese Gefahr sehe ich auch. Wobei ich mich auch schon mal gefragt ist, ob es wirklich eine Gefahr ist. Denn wenn die Mehrheit der Online-Gaenger die nackte Vielfalt des Netzes nicht verarbeiten kann, dann ist es wohl besser, sie bleiben gleich in ihrem umzaeunten Burgfrieden und lassen sich von ihrem Burgherrn erzaehlen, wie die Welt aussieht. Und die "Indianer" koennen endlich wieder in Ruhe ihren eigenen Pfaden folgen. Viel mehr als HTML5.0, DOM2.0, XML2.0, CSS3.0, Perl6.0 und zwei, drei ordentliche Browser brauchen sie ja eh nicht ... ;-)

      viele Gruesse
        Stefan Muenz

  5. Hallo Stefan,

    Die befuerchtende Frage, die sich mir stellt ist: frisst sein Spiegel das Netz auf?

    Nein...umgekehrt: Das Netz _ist_ der Spiegel. Und wenn ein Spiegel sich widerspiegelt, kann es passieren, dass auf einmal ein Spiegelkabinett daraus wird, in dem niemand sich mehr zurechtfindet und nur noch mit tastenden Händen und unsicheren Schrittes und wirren Blickes versucht, einen Ausgang zu finden ;-)

    Ich wollte eigentlich noch vielvielmehr dazu sagen, muß es nur noch in Worte fassen, aber irgendwie kriege ich es wiedermal nicht hin, mich konzentriert an diese Sache zu setzen und sie zuende zu bringen...

    Viele Grüße,

    Kirsten

  6. Moin,

    du beschreibst zutreffend das Elend mit den Medien.

    Ich denke, in unserer Generation (ich bin 37) war der Glaube an die Wahrheit in den Medien schon allein wegen der Ablehnung der Bildzeitung und ihrer Machenschaften wichtig. Wallraff und Böll wurde verschlungen, "Report" und "Monitor" waren die Hüter der Wahrheit, das "ZDF-Magazin" (Der Name des Moderators war irrsinigerweise Löwenthal oder so ähnlich) repräsentierte den Klassenfeind.

    Für den "Spiegel" habe ich sogar auf Zigarettentabak verzichtet (ja, ich habe mal geraucht, reichlich sogar) "Konkret", "Titanic" und andere Zeitungen gingen von Hand zu Hand.

    Und irgendwann haben wir alle ein Erlebnis, wo wir feststellen, dass auch unsere Vorbilder und unerreichbar erscheinenden Analytiker nur mit Wasser kochen: Dass ihre Geschichten immer wieder schlecht recherchiert sind, dass sie die Welt häufig genug nur aus der Sicht ihres bequemen Redaktionsstuhles bewerten, dass jede Zeitung ihren Aufmacher nicht nach der Wahrheit, sondern nach der Leserwirksamkeit aussucht - was auch mal übereinstimmen kann, aber nicht sein muss), dass auch die ö.-r. Sender Beiträge nach ihrer "Attraktivität" kaufen. Und dann trifft man eben so seinen Entscheidungen, bestellt den "Spiegel" ab, hält Ulrich Meyer und Klaus Bednarz für Brüder im Geiste, fängt an die "FAZ" zu lesen und hält die "Zeit" inclusive Redaktion für Schloß Alzheimer. Und wenns gut mal läuft, wird die "taz" aus alter Solidarität weiter gelesen.

    Die Medien sind keine öffentliche Meinung, sie sind _ver_öffentlichte _Meinung_. Sie sind so schnöde subjektiv wie wir alle auch. Sie sind kein deut besser als wir. Auch die FAZ irrt immer wieder mal. Ich habe für mich klare Entscheidungen getroffen: Ich lese den Spiegel nicht mehr, halte Franz Alt für eine tragische Figur und lese zwei Tageszeitungen (FAZ und taz, neben der SZ imho die einzig erträglichen Zeitungen in D) sowie das hiesige regionale Blättchen (Kieler Nachrichten), bei Arztbesuchen schau ich in die GALA. Ich denke jetzt selbst. Und zunehmend merke ich, das mein Menung sich nicht mehr in drei Buchstaben oder auf einen Button pressen lässt.

    Und was das mit dem Internet zu tun hat? Hier ist Meinung und Information direkt erfahrbar. Ich kann, wenn ich denn will, zu dem Informationsproduzenten hingehen und den O-Ton der Presseerklärung nachlesen. Ich kann in Foren öffentliche Meinung lesen (nicht repräsentativ, aber waren das die - gefilterten - Leserbriefe an die Herausgeber denn je?) und abgeben. Das Netz gibt uns die Möglichkeit, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, ohne die gewohnt gewordenen Zensur der Auslese durch andere. Diese unmittelbare Direktheit braucht natürlich auch Disziplin und Werte. Die Freiheit endet auch hier immer zunächst bei der Freiheit der anders Denkenden. Deshalb sollten wir sie uns auch nicht nehmen lassen.

    Und wenn die Massen das WWW erdrücken, die "binaries" dciwam und dag aus dem usenet verdrängt haben, dann gehen wir halt alle zu gopher - und bilden eine neue Elite. Okay?

    Viele Grüße

    Swen
    video-kills-the-radiostar.de ist übrigens noch frei

    1. Hallo Swen

      Ich lese den Spiegel nicht mehr, halte Franz Alt für eine tragische Figur und lese zwei Tageszeitungen (FAZ und taz, neben der SZ imho die einzig erträglichen Zeitungen in D) sowie das hiesige regionale Blättchen (Kieler Nachrichten), bei Arztbesuchen schau ich in die GALA. Ich denke jetzt selbst.

      Ein schoenes Statement, das ausdrueckt, wie sich ein "muendiger Medienmensch" verhalten kann, der denn auch in der Lage ist, das Internet richtig zu nutzen. So einer nutzt diverse Mediendienste, seien es nun Zeitungen oder Web-Sites, aber er steht im Verhaeltnis der Freiheit dazu. Eben anders als der klassische Abonent, der sein Weltbild aus einem einzigen taeglichen Organ bezieht, dass seine grossen und kleinen Buchstaben als ganze Wahrheit fuer ne knappe Mark pro Ausgabe verkauft.

      Natuerlich hat es schon immer Menschen gegeben, die mehrere Medien nutzten, und die sich der Relativitaet der Berichterstattung und dem dichten Nebel der dort vermittelten Wirklichkeit bewusst waren. Aber es muessen mehr werden im Zeitalter des Internets, viel mehr! Das Netz verlangt muendige Nutzer und Leute, die mehrere Stimmen zu einem Thema verarbeiten koennen. Andernfalls wird es am Ende doch kein richtiges Netz mehr geben, sondern wieder nur bestimmte Online-Dienste, die aboniert werden fuer die Weltbildfuetterung und fertig. Das Netz verlangt also Selberdenker, um bestehen zu koennen. Wenn ich irgendwann mal viel Zeit habe, schreibe ich eine SELF-Anleitung zum Selberdenken ;-)

      viele Gruesse
        Stefan Muenz

      1. Moin,

        ... Wenn ich irgendwann mal viel Zeit habe, schreibe ich eine SELF-Anleitung zum Selberdenken ;-)

        so nach dem Motto - Du brauchst nur die Kapitel 1-5 der
        Reihe nach zu befolgen, und schon kannst Du *selbständig*
        denken?! In der Psychologie gibt es dafür einen treffenden
        Begriff, das sog. 'Sei Spontan! - Paradoxon' ;-)
        Ich vermute, am ehesten wird das selbständige Denkvermögen noch
        dadurch aktiviert, daß man Leute mit unerwarteten Überraschungen
        oder unerwarteten Situationen konfrontiert, wobei letztere
        oft zufällig und von selbst eintreten. Eben alles, was vom
        geraden vorgeplanten Weg bzw. von als gesichert geglaubten
        Binsenweisheiten abweicht. Bin momentan zu träge, um mir
        dazu jetzt selbständig Fallbeispiele auszudenken ;-)

        Bis dannunwann

        Andreas

  7. Hallo Stefan, hallo Forumers !

    Tragen Organe wie der SPIEGEL dazu bei, das Bild des Netzes in der Oeffentlichkeit zu verzerren und es auf Einseitigkeiten aus dem Silicon-Valley und der Boersenwelt zu reduzieren?

    Der "Spiegel" scheint da noch das kleinere Übel zu sein.. vielmehr Publikationen deren Namen Du nicht nennen magst, allen voran die ewig up-to-daten Tageszeitungen mit den netten Damen vorne drauf (deren Namen unverschämterweise auch noch frei erfunden sind ;), aber auch vermeintliche "Profi-PC-Interent-für-Einsteiger" Blättchen bedienen sich des Themas _Internet_ doch nur um Auflage zu machen - das hat noch nichtmal annähernd etwas mit "WWW-für-Dummies-in-21-Tagen" o.ä. zu tun.

    In meinem gesamten Freundeskreis verfügt nur ein einziger über einen Internetanschluss, der Rest kennt den Begriff _Internet_ aus den eben angesprochenen Boulevardblättern oder dem Fernsehen. Da ich selbst seit über einem Jahr kein Privatfernsehen mehr habe, war ich geschockt, als ich vor kurzem bei einem Kumpel vor der Glotze sass: Prime Time - Big Brother, RTL 2 - In den ganzen Werbeblöcken lief mehr Werbung für "blablabla.DE-Startup-Firmen" als für herkömmliche Produkte à la "Omo - nix wäscht weisser" oder "Du Schuft Du, die Lätta".

    Um die Einschaltquote zu steigern, wird in "99-Akten" über die rechtliche Grauzone _Internet_ berichtet, auf Pornosites aufmerksam gemacht und onlinesüchtige Hacker mit verzerrter Stimme/unkenntlichem Gesicht berichten über die unsäglichen Gefahren des Onlinebankings. Zu alldem machen dem Otto-Normalbürger vermeintlich seriöse öffentlich rechtliche Programme in ihren "langen-ZDF-@-Nächten" weiss, das künftige Geld- und Aktiengeschäfte nur noch über das Web vonstatten gehen, und blubbern alle 10 Wörter was von "Brokern", "E-Commerce" und "Online-Banking".

    Das Internet wird also in den herkömmlichen Medien gehyped wo es nur geht und der Bürger fühlt sich geradezu dazu genötigt online zu gehen um wie Bobberle "drin zu sein". Ansonsten entspricht man nicht dem Zeitgeist, ist out und darf auch nicht mit der "sexy-AOL-Tante-die-jeden-Tag-den-Kasten-voll-hat" chatten.

    Auf der anderen Seite schüren die Medien aber auch die Angst oder zumindest das Unbehagen vor dem Netz. Ich errinere mich noch gut, als ich vor ein paar Wochen nach Hause kam; auf dem Anrufbeantworter meine total verstörte Mutter mit der hastigen Nachricht ich dürfe heute, wenn ich von der Arbeit komme, auf keinen Fall den Computer einschalten, weil ein unheimlich gefährlicher Virus das ganze Netz kaputtmacht. Ok, es war gut gemeint und ich fand es echt süss - woher hätte sie auch ahnen können, dass wir uns am selben morgen auf der Arbeit halbtotlachten, dass I LOVE YOU komplette Firmennetze weltweit lahmgelegt hatte (mit Lotus wäre das nicht passiert *g*).. was ich damit sagen will: meist beschränken sich die Berichterstattungen auf Themen wie "gefährliche Viren" oder "T-Online Hacking", so dass _nicht Internettern_ das ganze doch ein wenig suspekt vorkommt.

    Ähnlich läuft's in meinem Bekanntenkreis wenn ich wie kürzlich versuche jemanden zu erklären, dass er nach Einrichtung seines neuen ISDN Anschlusses doch getrost das Modem zwischen PC und der analogen Schnittstelle des "Teledat USB 2a/b" entfernen könne, weil dies a) absolut keinen Sinn macht und b) er sich dann tatsächlich schneller einwählen und surfen kann (nebenbei: das Modem wollte er partout nicht entfernen). Wie soll ein _nicht Internetter_ das WWW wirklich verstehen, ohne zu wissen, was eigentlich alles dahintersteckt ?

    <intermediate>
    Ok, auch mir als "heavy User" fällt es manchmal noch schwer mir zumindest die Dimensionen bewusst zu machen. So fragte ich mich neulich bei einer Radtour, wie lange ich noch zu dem nächstgelegen Dorf brauche, welches einige km weiter über die Felder zu sehen war.. und da rege ich mich auf, wenn eine USA-Site mal länger als 5 sek. aufbaut *g*.
    </intermediate>

    Nun ja, Trendbewusste denen es nicht mehr reicht bei TV-Maraton-Shows wie "NBC Giga" - oder zur Stunde den "InternetNights@hannover" auf VOX - hippen Moderatoren beim sörfen zugucken zu dürfen, folgen irgendwann in den "AOL" und "T-Online" Lockrufen nach einem schnelleren, besseren und erfolgreicherem Leben im virtuellen Gefilde und wissen eigentlich gar nicht wovor sie da sitzen wenn sie der festen Überzeugung sind, das _Internet_ befindet sich genau dort in ihrem Monitor..

    Das Netz werden wahrscheinlich nur diejenigen verstehen wollen, welche sich auch über einen längeren Zeitraum damit tiefergehend auseinandersetzen und den Berichterstattungen der Medien, zumindest im Bezug aufs Web, keine Bedeutung beimessen - sie wissen es ja mittlerweile besser. Aber, wie Stonie es schon sagte, ein Internetanschluss wird mit Sicherheit eine Selbstverständlichkeit in jedem Haushalt werden und dazu ist eigentlich nicht zwingend notwendig dass ein jeder, sofern er das WWW lediglich als Medium zur Informationssuche, Chatten oder Einkaufen nutzt, begreifen muss worauf er sich beim Einschalten des Rechners einlässt.

    "Ich will auch so ein Internet" - Mel B, Spice Girls  ;)

    mfg pepe

    1. Hallo Pepe

      Das Internet wird also in den herkömmlichen Medien gehyped wo es nur geht und der Bürger fühlt sich geradezu dazu genötigt online zu gehen um wie Bobberle "drin zu sein"...
      Auf der anderen Seite schüren die Medien aber auch die Angst oder zumindest das Unbehagen vor dem Netz.

      Ja, diese ambivalente Vermittlung des Netzes in den Nicht-Netz-Medien ist mir auch schon aufgefallen. Es ist auch nicht mehr so wie anfangs, dass bestimmte Organe nur den Hype preisen und bestimmte andere alles verteufeln. Es ist fast immer so, dass beide Tendenzen oft nur ein, zwei Artikel voneinander entfernt Ausdruck finden. Naja, ich denke mal, so lange das Netz so beunruhigend verwirrend ist, ist es weiter auf dem Vormarsch ;-)

      Ich errinere mich noch gut, als ich vor ein paar Wochen nach Hause kam; auf dem Anrufbeantworter meine total verstörte Mutter mit der hastigen Nachricht ich dürfe heute, wenn ich von der Arbeit komme, auf keinen Fall den Computer einschalten, weil ein unheimlich gefährlicher Virus das ganze Netz kaputtmacht.

      Oh ja, meine Mutter hat mich auch darauf hingewiesen ;-)
      Wenn es um Viren geht, die ihre Kinder bedrohen, verstehen Muetter nun mal keinen Spass - auch nicht, wenn es recht mysterioese, elektronische Viren sind ...

      "Ich will auch so ein Internet" - Mel B, Spice Girls  ;)

      Das ist wirklich ein wunderbares Zitat, merk ich mir ;-))

      viele Gruesse
        Stefan Muenz

  8. nur spektakulaeres, emotionen weckendes reizt die medien. und so ist das internet bis heute fuer die breite masse (eben auch der konsumenten des netzes) ein unbekanntes abstraktum geblieben, mit dem man jedoch tagtaeglich umgeht. zu gering die bereitschaft sich mit dem was man tut auseinander zu setzen. heutzutage kauft man eben lieber ein tamagotchi (heisst doch so, oder?), als sich in ein haustier hineindenken zu muessen.
    der reiz des netzes fuer die medien ist die unwissenheit derer die im internet surfen. und das sind wohl noch immer die erhebliche mehrzahl. die gleiche, die sich mit jeglichen beteuerungen zu sicherheit, anwenderfreundlichkeit und preis-leistungsverhaeltnismaessigkeit zufriedengibt und diverse produkte eines amerikaners fast schon wie die lemminge kaufen.
    deshalb ist auch die bestuerzung ueber z.b. sich schnell verbreitende computerviren so immens. jeder benutzt etwas, von dem er gerdae mal weis, wo er vielleicht die url eingeben muss, und er den knopf zum abrufen und senden der mail findet.
    diese unwissend- und auch unbekuemmertheit ist der grund, weshalb das internet auch ein recht dankbares thema in jeglichem presseprodukt ist. obwohl man oft das schmunzeln beim lesen nicht verkneifen kann, da man den eindruck nicht loswird, dass die schreiberlinge, nicht viel mehr ahnung haben, als ihr angepeiltes klientel. die seit jeher diskutierte krux der presse ist ja, dass sie zwar einerseits informationen liefert, aber auch in der lage ist, meinungen gezielt beeinflussen zu koennen. und solange die mehrheit derer, die eine artikel ueber das internet lesen unwissend ist, wir das internet gefaehrlich oder genial (es geht ja primaer um polarisierende meinungsbildung) bleiben.
    schadet also ein artikel im spiegel? bestimmt nicht. der muendige anwender, weiss, das was er tut zu bewerten. und die masse? ich habe noch niemanden gesehen, der wegen des i love you viruses deshalb sein outlook geloescht haette. es ist wie immer, die opfer sind schnell vergessen und das leben geht weiter.
    das netz hat sich schon so verselbstaendigt, das es nicht mehr ernsthaft zu kontrollieren ist. und einige schmaehrufe werden an dieser tatsache nichts aendern. jeder, der als persoenlichen anspruch hat zu wissen, was er tut, wird von selbst interesse finden, sich mit der materie zu beschaeftigen und landet vielleicht vom chatten, ueber seine erste frontpage-homepage einestages hier. und die anderen. ist es um die schade?