Stefan Muenz: das Netz und sein SPIEGEL

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Hallo Stonie!

Bis uns das Internet beschert wurde, waren wir ja alle auf der Konsumentenseite gefangen. Eigene Gedanken an die Öffentlichkeit zu bringen war schier unmöglich, weil zu teuer. So waren wir alle Re-Agierende, andere handelten, wir haben darauf geantwortet

Das ist schon richtig - und ich bin hoch erfreut, dass Begriffe wie "Push-Dienste" oder "Channels" auch schon wieder auf dem Friedhof der Internet-Umkrempelversuche gelandet sind. Es ist allerdings nicht ganz leicht, das Netz richtig einzuordnen in der Skala zwischen 1:n-Medium (ein Sender, viele Empfaenger, so wie Fernsehen) und n:m-Medium (viele Sender, viele Empfaenger, so wie Telefon). Denn es hat sowohl 1:n-Elemente (Homepages etwa) als auch n:m-Elemente (normale, persoenliche E-Mails etwa). Sogar innerhalb eines Web-Angebots kann es beides geben - siehe hier z.B. die normalen, statischen Seiten, auf die nur die Redaktion Einfluss hat (1:n), und aber gleichzeitig das Forum, das seine Dynamik durch das Einwirken aller Beteiligten gewinnt (n:m). Das Verwirrende fuer viele Neu-User ist wohl vor allem, nicht mehr nur ein "n" oder ein "m" zu sein, sondern auch mal selber eine "1" werden zu koennen. Dieses Forum hier ist ja voll von Bekundungen des Rauschzustandes, die das 1:n-Gefuehl bei frischgebackenen Homepage-Besitzern erzeugt ;-)

Aber wenn wir das nicht schaffen, werden wir es auf lange Sicht wohl mit zwei Internetzen zu tun haben: Dem "Indianernetz" für die unverbesserlichen, informationswütigen Nutzer, die auf Schleichpfaden auf die Server rund um die Welt zugreifen, weil sie so gerne etwas wissen wollen und dem "Konsumentennetz" für die ebenso unverbesserlichen "ich-kauf-mir-was"-Konsumenten, die um jeden Preis haben wollen, was sie kriegen können, ohne sich von der Stelle bewegen zu müssen.

Diese Gefahr sehe ich auch. Wobei ich mich auch schon mal gefragt ist, ob es wirklich eine Gefahr ist. Denn wenn die Mehrheit der Online-Gaenger die nackte Vielfalt des Netzes nicht verarbeiten kann, dann ist es wohl besser, sie bleiben gleich in ihrem umzaeunten Burgfrieden und lassen sich von ihrem Burgherrn erzaehlen, wie die Welt aussieht. Und die "Indianer" koennen endlich wieder in Ruhe ihren eigenen Pfaden folgen. Viel mehr als HTML5.0, DOM2.0, XML2.0, CSS3.0, Perl6.0 und zwei, drei ordentliche Browser brauchen sie ja eh nicht ... ;-)

viele Gruesse
  Stefan Muenz