Moin Reni,
Also, ich bin belustigt darüber, daß es immer noch Männer gibt, die sich darüber aufregen, daß Frauen sich männerfreie Freiräume schaffen.
ich glaube, dieser Satz geht leider ziemlich am Thema vorbei. "Männerfreie Freiräume" (schöne Wortschöpfung übrigens) sind ja vollkommen OK, teilweise vielleicht auch unumgänglich, aber in diesem Zusammenhang...?
Ich (als Mann) denke, dass ich (als virtuelle Frau) mich diskriminiert fühlen würde durch Frauenquoten, VHS-Kurse "Computer für Frauen" und erst recht durch einen Studiengang "Informatik für Frauen"! Ich (vF) würde dann immer einen Unterton hören (ob nun vorhanden oder nicht), der mir (vF) entgegenschreit "Du, Frau, bist ja zu dumm, um gemeinsam mit Männern klarzukommen; mit Leistung schaffst du's nie, also fördern wir dich mal!"; vielleicht sogar noch erweitert um ein "Dann sehen wir ja hinterher, wie du scheiterst und dass das alles nichts nützt und du einfach zu schlecht bist, um dich wirklich durchzusetzen..."
Nee, ich (M) möchte wirklich nicht _so_ gefördert werden.
(Wo es doch gaaaar keine frauenfreien Räume für Männer gibt!)
Gerade das Informatikstudium stellte lange einen frauenfreien Raum dar, es muss doch darum gehen, das zu ändern und nicht noch mehr zwischen den Geschlechtern zu trennen!
Der Artikel, auf den Moldawian hinweist, ist doch selbst ein Beispiel dafür, dass Frauen hier diskriminiert werden: "Manuela Schumann etwa hat schon als kleines Mädchen mit ihrem Vater, einem Elektrotechniker, vor dem guten alten "Amiga" gesessen oder den Videorecorder programmiert. "
Toll, sie konnte schon damals einen Joystick und einen Videorecorder bedienen. Das klappte aber nur, weil ihr Vater, als Elektrotechniker, sich natürlich viel besser als Otto Normalverbraucher mit Technik auskannte und es ihr beibringen konnte...
Und: Männer und Frauen sind doch gar nicht sooo verschieden, was das Lernen angeht. "Der Lehrplan ist strikt anwendungsbezogen, alle fachwissenschaftlich-abstrakten Strukturen werden auf konkrete Probleme in der Praxis abgeklopft und in Gruppenarbeit gelöst. (...) Und der Stoff wird in der Form vermittelt, in der sich Frauen Wissen am besten aneignen - richtig praktisch. "
Mensch, was wäre ich froh gewesen, wenn mein Informatik-Studium so ausgesehen hätte...
Erst war ich an der Uni Dortmund, da war das Studium so praxisbezogen, dass ich im 4. Semester zum ersten Mal einen Computer einschalten durfte (hätte ich in der Zeit nicht hobbymässig weiterprogrammiert, hätte ich es wahrscheinlich mangels Übung vollkommen verlernt).
Dann bin ich zur FH Dortmund gewechselt, was den Praxisbezug um ...% (mir fällt gerade auf, dass Prozente hier nicht passen, x mal Null bleibt Null), also: was den Praxisbezug überhaupt erstmal ins Spiel brachte und das in nicht unerheblichem Maße. Aber vielleicht liegt das ja auch nur daran, dass ca. ein Drittel der dort Studierenden Frauen waren...
Wenn das der Grund ist: danke, dass ihr mit mir studiert habt!
Wenn nicht: danke, dass ihr mit mir studiert habt, ohne euch wär's nur halb so schön gewesen, denn "(...) auch der Umgangston ist gelassener und toleranter als an mancher Massenuni."
Bis zum letzten Absatz des Artikels, fragte ich mich dann noch, ob man den Frauen hinterher auch ein männerfreies Berufsleben bieten möchte, damit sie um den oben erwähnten Satz "Dann sehen wir ja hinterher, wie du scheiterst ..." herumkommen, aber der Artikel endet so, wie er begonnen hat: diskriminierend:
"Und wenn die Studentinnen dann richtig fit sind, dürfen sie ihr Wissen auch mit männlichen Kommilitonen teilen." klingt für mich (vF) wieder mal so: "Jetzt haben wir dich so fit gemacht, dass du sogar versuchen kannst, es mit MÄNNERN" - hier zuckt mein virtuelles Ich zusammen - " aufzunehmen! Also, zeig, was du kannst!"
Gerade hier in der SelfCommunity zeigt sich doch, dass es nicht so sein muss! Wer gibt denn z. B. die fundiertesten Antworten zum Thema "Javascript"? Mir fällt da spontan Antje ein und, aus früheren Zeiten, natürlich Christine Kühnel.
Übrigens finde ich, dass der Text, der sich hinter Tims Link (http://fsinfo.cs.uni-dortmund.de/Arbeitskreise///beaver//beaver93/BB93Frauen.html) verbirgt, hervorragend meine Meinung wiederspiegelt, ob er nun von einer virtuellen oder realen Frau geschrieben ist, spielt dabei keine Rolle.
Glück auf
Dirk
PS:
Offenbar haben 30 Jahre Frauenbewegung es nicht bewirken können, daß dafür eine Sensibilität entsteht.
Die Aussage verstehe ich in diesem Zusammenhang nicht.
Vielleicht findet sich ja sogar jemand, der dir das genauer erklärt ;-)
Ich bitte darum.
Schönen Tag noch,
Wünsche ich dir auch, Reni.