Sven Rautenberg: dot.com Graphics, neuartiger WYSIWYG-Editor auf Applet-Basis

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Moin!

Guten Morgen,

auf der Seite http://www.zaxxspeed.com/ wird ein neuartiger Webseiten-Editor angeboten.

Mit diesem Programm erstellt man Seiten auf Applet-Basis, d.h. eine Java-Engine rendert die komplette Seite im Browserfenster.

In meinem Opera (Java ist aktiviert) sieht das ja auf den ersten Blick ganz nett aus. Der Teufel liegt im Detail: Es gibt z.B. bei der Downloadseite Rendering-Probleme, indem Textblöcke einfach länger sind, als geplant, und somit nicht vollständig zu lesen.

Das System ist der Traum für alle, die auf einer Seite gerne "verhindern, unterdrücken oder abschalten" wollen: Rechtsklicke gehen nicht (selbst in Opera nicht), Mausgestiken gehen nicht, Textmarkierung geht nicht. Wenn ich sehr böse wäre, würde ich sagen: Das ist die personifizierte Unzugänglichkeit für die gesamte Welt.

Laut Hersteller lassen sich damit echte WYSIWYG-Seiten erstellen, die auch in verschiedenen Browsern wirklich so aussehen, wie man sie erstellt hat. DTP-Layout mit Ebenen, Effekten, etc. Das ist ja alles schön und gut, aber eine Webseite die 100% aus Javacode besteht? Ich weiß nicht...

Da kann man besser Seiten komplett als Grafik erstellen. Oder Flash benutzen. Das ist ungefähr genauso sinnvoll - Flash sogar noch sinnvoller, weil das wenigstens in allen Browsern gleich funktioniert. Aber das ist natürlich auch wieder nur Profis zugänglich.

Was haltet Ihr davon? Macht eine solche Technologie überhaupt Sinn? Das Hauptproblem dabei dürfte Java sein, dass IMHO längst nicht in jeden Browser eingebunden ist. Außerdem sind Probleme mit Suchmaschinen und ähnliches vorprogrammiert.

Das System macht Sinn - unter gewissen Voraussetzungen.

1. Jemand, der von HTML keine Ahnung hat, kann dennoch gutes Webdesign, damit er mit dem Tool ansehnliche Webseiten gestalten kann.
2. Die Eintragung in Suchmaschinen ist demjenigen vollkommen egal, denn er wird so garantiert nicht gefunden. Ich kann mir vorstellen, dass Google irgendwann mal Flash-Seiten indizieren kann, weil das eine weit verbreitete Technik ist. Aber es wird unmöglich sein, für jedes Feld-Wald-und-Wiesen-Applet einen Import-Filter zu basteln.
3. Er ist mit dem Tool schnell fit und kann produktiv arbeiten.

In allen anderen Fällen (und ich würde mal behaupten, dass das 99% der Fälle sind) ist es mit dieser Technik entweder unmöglich, in Suchmaschinen gut aufzutauchen, oder es ist unmöglich, eine ordentliche Webseite zu haben, oder es ist unmöglich, eine Webseite für weniger Geld zu kriegen, als wenn man eine Agentur beauftragt, weil der auserkorene Mitarbeiter erstmal das Programm lernen muß.

Die Idee ist nicht schlecht. Und wie die Seite beweist, funktioniert sie schon ganz gut. Aber es ist leider so, dass man für gute Seiten immer mindestens zwei Experten benötigt: Einen für die grafische Gestaltung, und einen für die gute Umsetzung in HTML. Es ist nach meiner Erfahrung einfach unmöglich, beide Experten oder auch nur einen davon einzusparen, ohne das Resultat deutlich zu verschlechtern. Computer schreiben keine Webseiten - Menschen schreiben Webseiten.

- Sven Rautenberg

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