Elektronisches Spielzeug oder moderne Kunstform?
Ole
- meinung
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Nabend
unter der genannten Überschrift habe ich einen sehr interessanten Artikel gefunden den ich hier zitieren möchte um eure Meinungen zu diesem Thema zu lesen.
Thema: Computerspiele
<zitat>
"Würden Sie bitte mal Ihren Rucksack aufmachen?" Die Augen des jungen Touristen weiten sich, die Strin beginnt zu glänzen. "Das hier ist beschlagnahmt!"
Weg ist es, das im Auslandsurlaub erstandene US-Original von Return to Castle Wolfenstein. Ortswechsel: Flughafen Frankfurt. Dort fischen Zollbeamte Pakete mit amerikanischen Spieleversendern als Absender aus der Übersee-Post. Es besteht der Verdacht auf Verbreitung von Kennzeichen nationalsozialitischer Organisationen nach §86a des Strafgesetzbuches.
Während sich in diesen Tagen bei bundesrepublikanischen Zollbehörden konfiszierte Return-to-Castle-Wolfenstein-Packungen stapeln, sehen PC-Spieler im Abendprogramm deutscher Privatsender den Indiana-Jones-Dreiteiler und verstehen die Welt nicht mehr. Denn im kultigen Archäologen-Kampf gegen die dumm-bösen Nazis flimmern Hakenkreuze im Minutentakt ganz ungestraft über die Mattscheibe. Diese ungleiche Behandlung von Computerspielen und bespielsweise Kinofilmen hat ihren Ursprung in der "Sozialadäquanzklausel" des dritten Absatz des §86 StGB, die die filmische Darstellung als staatsbürgerlich aufklärend oder der Kunst dienend ansieht. Vor dem Gesetz aber gelten PC-Spiele als Spielzeug und werden deshalb wie Modellbausätze oder Zinnsoldaten behandelt.
So weit, so gut, aber ist das noch zeitgemäß? Ich finde, in der modernen Gesellschaftskultur des Jahres 2002 muss die Frage erlaubt sein, ob so eine Definition des Medienbegriffs noch zutreffend ist. Uneingeschränkt nachvollziehbar ist das für mich jedenfalls nicht. Dass wir und richtig verstehen, bei Return to Castle Wolfenstein oder Medal of Honor geht es um die authentische Darstellung einer Spielumgebung, nicht um eine Verherrlichung verfassungsfeindlicher Inhalte. Und wer möchte heute noch allen Ernstes behaupten, PC-Spiele seien keine Kunstform?
</zitat>
Quelle: PC-Games 02/2002
Autor: Christian Müller
Ich finde das Thema sehr interressant und habe schon häufig in Diskussionsrunden ähnliche Bedenken geäußert wie diese hier.
Ich hoffe auf eine nette Diskussion :)
Alles liebe
Ole
(8-)>
PS: Ich bitte darum Rechtschreibfehler zu überlesen, immerhin ist es schon recht spät ;)
Hallo,
Und wer möchte heute noch allen Ernstes behaupten, PC-Spiele
seien keine Kunstform?
ich. Aber davon abgesehen, daß ich die Einschränkung der Verwendung diverser Symbole unserer unrühmlichen Vergangenheit auch nicht immer verstehen kann, und schon eine Gleichbeurteilung analog von Spielfilmen (zugunsten der Spiele) befürworten würde, mag ich den Begriff "Kunst" nicht einfach pauschal über alles drüber bügeln. Es gibt sicherlich PC-Programme, die an Kunst herankommen oder sogar das Medium PC in die Kunst mit einbeziehen. Allerdings ist weder Iniana Jones noch ein Egoshooter Kunst.
Ich denke, da wird auch das Pferd falsch herum aufgezäunt. nicht eine Klasifizeirung von Egoshootern als Kunst zwecks freier Verwendung von Nazisymbolen sollte das Ziel sein, sondern eine Neubewertung des Verbotes. Damit wir IndianaJones nicht mehr als Kunst bezeichnen müssen um ihn genußreich (inklusive aller Symbole) sehen können. (Wa ich jedesmal eben genußreich tue ;-))
Chräcker
Hallo,
So weit, so gut, aber ist das noch zeitgemäß? Ich finde, in der modernen Gesellschaftskultur des Jahres 2002 muss die Frage erlaubt sein, ob so eine Definition des Medienbegriffs noch zutreffend ist.
»» Und wer möchte heute noch allen Ernstes behaupten, PC-Spiele seien keine Kunstform?
Entscheidend für das, was Kunst ist, bzw. was die Gesellschaft/Kritiker oder wer auch immer dafür hält, ist nicht das Medium. Und da sollte es meiner Ansicht nach keine Grenzen geben. Kunst kann alles sein. Es sei mal dahingestellt, ob es objektive Kriterien dafür gibt.
Aber im Zusammenhang mit nazionalsozialistischen Inhalten geht es eher darum, ob es sich um gewalt- bzw. Nazionalsozialismus unterstützende Spiele/Kunst handelt oder nicht. Im Einzelfall ist das schwer zu beurteilen und ob Verbote besser sind als Aufklärung ist auch nicht sicher. Nur verharmlosen sollte man Spiele, die in solche Welten eintauchen nicht. Der kritische Abstand ist bei einem Buch und evtl. auch Film sicher größer als in einem Ego-Shooter-Spiel, das per se von der virtuellen Gewaltanwendung lebt.
Beim der ähnlich gelagerten Frage Kriegs/oder Anti-Kriegsfilm halte ich mich an die Daumenregel: "Ein Anti-Kriegs-Film, ist ein Film, der nicht vom Krieg handelt, sondern vom Leben, das der Krieg zerstört. Ein Film, der nicht von Soldaten erzählt, sondern von Menschen, die Soldaten werden und dabei aufhören, Menschen zu sein. Ein Film, in dem der Ausgang eines Gefechts, einer Schlacht, eines Krieges unwichtig ist, weil auch die Sieger zu den Opfern zählen"
Gruß
Franz