Kirsten Evers: Horizontal scrollen der letzte Hip?

Moin ihr alle,

mir fällt in letzter Zeit auf, dass nicht nur privare Anbieter wie http://www.fb07.de/version2/index.htm oder http://www.megpalffy.org/thoreau/thoreau.html, sondern auch standhafte Agenturen wie http://www.triquart.de/ sich ganz bewusst des horizontalen Scrollbalkens bedienen, um sich von der Masse der "braven und angepassten" Webanbieter abzuheben.

Was haltet ihr denn davon? Ist es eigentlich nur eine Gewöhnungssache, von links nach rechts statt von oben nach unten zu scrollen? Ist das horizontale Scrollen nicht viel ursprünglicher und praktischer, weil mit Schriftrollen vergleichbar? Ist das vertikale Scrolling nicht eigentlich viel mühsamer, wenn man bedenkt, wieviel Papier bei einem sehr umfangreichen Dokument da so auf dem Boden herumliegt (Leporello in Mozarts Oper "Don Giovanni" macht es vor mit einem richtig langen Brief, und nach ihm sind heute die Falten in ganz bestimmten Rollos benannt, nämlich jenen mit Leporellofalten)? Naja, deswegen wurden die Seiten ja auch auseinandergeschnitten und zusammengebunden, und heraus kam das Buch, das von links nach rechts (in der morgenländischen Welt von rechts nach links, aber auf jeden Fall horizontal) geblättert wird.

Auf dem Bildschirm ist das eine wie das andere ungefähr gleich gut oder umständlich händelbar. Es müsste nur noch eine Maus mit kleinem Querrädchen erfunden werden *g*.

Welche Vorteile würde das Horizontale gegenüber dem Vertikalen bringen?

Auf den ersten Blick gar keine, im Gegenteil. Es umgeht halt erstmal alle Regeln der guten Praxis. Es widerspricht der gewohnheitsmässigen Aufbereitung eines Textes im Seitenformat.

Auf den zweiten Blick: Grosse Dokumente im Web, und davon gibt es nicht wenige, würden statt der oben-unten-Navigation die links-rechts-Navigation realisieren. Angepasst an die vor-zurück-buttons der Browser. Eigentlich navigiert der User durch das Web vor oder zurück. Warum nicht innerhalb von einzelnen Dokumenten? Warum muss bei langen Listen von oben nach unten gescrollt oder gesprungen werden anstatt von links nach rechts? Ist das nicht irgendwie inkonsequent? Vorausgesetzt, der Leser muss nicht jeden Satz erst nach 3000 Pixeln wieder zurückscrollen, um weiterlesen zu können ;-)

Viele Grüße,

Kirsten

  1. hi!

    Auf dem Bildschirm ist das eine wie das andere ungefähr gleich gut
    oder umständlich händelbar. Es müsste nur noch eine Maus mit
    kleinem Querrädchen erfunden werden *g*.

    Gibt es längst. Ein Freund von mir hat eine Maus mit vertikalem und
    horizontalem Scrollrädchen... ;)

    bye, Frank!

    1. Moin, Frank.

      Gibt es längst. Ein Freund von mir hat eine Maus mit vertikalem und
      horizontalem Scrollrädchen... ;)

      Ts... watt et allns givt... ;-)

      Viele Grüße,

      Kirsten

  2. hi,

    ...da muss was dran sein, selbst das dr.web-magazin schreibt in seinem newsletter:

    Eine schoene Layout Idee hat Chris Casciano da umgesetzt. Wer diesen
    Artikel aufruft, sieht erst einmal ein Logo und eine Navigation. Der
    eigentlich Inhalt wird durch scrollen erreicht. Klingt unpraktisch, ist es
    aber nicht.

    Hier die URL http://www.chunkysoup.net/opinion/boringcss/

    Sebastian

  3. hi,

    Was haltet ihr denn davon?

    nun, ein Grundsatz der Gestaltung ist, dass es "grundsaetzlich" nicht gibt.
    Im Beispiel schaut "quer" eigentlich ganz witzig aus, wenn das Konzept also konsequent ist und die Umsetzung lesbar bleibt - warum nicht.

    Die Grenzen duerften dort liegen, wo _viel_ Text lesbar dargestellt werden soll, denn bei dieser Quergestaltung muss der Text ja in Spalten aufgeteilt werden. Man muss dann beim Lesen von Spalte zu Spalte springen, und kann nicht peu a peu abwaertsscrollen - was deutlich unkomfortabler sein duerfte.

    Gruesse  Joachim

  4. Mir persönlich gefällt das gar nicht, ich bin inzwischen so an mein Mausrad gewöhnt das mich das einfach nur nervt wenn ich es nicht benutzen kann.

    Ich habe zwar auch ne mittlere taste auf meiner maus die ich drücken könnt aber ich habe diese function noch bie benutzt :)

    WIe gesagt mir gefallen beide seiten net...

    MFG

    1. Mir persönlich gefällt das gar nicht, ich bin inzwischen so an mein Mausrad gewöhnt das mich das einfach nur nervt wenn ich es nicht benutzen kann.

      Ich habe zwar auch ne mittlere taste auf meiner maus die ich drücken könnt aber ich habe diese function noch bie benutzt :)

      WIe gesagt mir gefallen beide seiten net...

      MFG

      Hallo AnalphaBestie,

      <tip>Wenn du den Mauszeiger in die horizontale Scrolleiste setzt und dann scrollst, geht die Scrollrichtung horizontal, wenigstens im IE.</tip>

      Gruß

      Kurt

      1. <tip>Wenn du den Mauszeiger in die horizontale Scrolleiste setzt und dann scrollst, geht die Scrollrichtung horizontal, wenigstens im IE.</tip>

        Hi Kurt!

        Bei mir geht es nicht IE5/Logitech-Maus. Welche Software/Hardware/Einstellungen hast Du?

        Clemens

        1. <tip>Wenn du den Mauszeiger in die horizontale Scrolleiste setzt und dann scrollst, geht die Scrollrichtung horizontal, wenigstens im IE.</tip>

          Hi Kurt!

          Bei mir geht es nicht IE5/Logitech-Maus. Welche Software/Hardware/Einstellungen hast Du?

          Clemens

          Ich glaube er meint das man die Maus _DIREKT_ auf den scrollbalken setzt...

          Wozu gibt es denn dann sone Praktischen erfindungen wie ein Mausrad?
          Ich bin verwöhnt!

          Ich will mit meinem Mausrad scrollen und nicht immer die Maus den weiten weg zum scrollbalken führen !!!

          so :)

          Analpha

  5. Hi Kirsten!

    Prinzipiell eine nette Idee, ich habe das vor ein paar Wochen auch schon mal auf einer Page gesehen, da wurde glaube ich ein Lebenslauf dargestellt. Auch für eine Fotosammlung kann ich mir so etwas gut vorstellen.

    Allerdings muss man aufpassen, wenn wie auf http://www.chunkysoup.net/opinion/boringcss/ zur horizontalen Srollleiste noch ein vertikale kommt hört der Spass (oder die usability) auf.

    Das schöne an Webpages - im Gegensatz zu print - ist auch der fehlende Seitenumbruch. Man kann schreiben so viel man will. Schusterjungen und Hurenkinder (woher kommen eigentlich diese besch... "Fachvokabeln") kann man da vergessen. Wenn man nun Text horizontal anordnet ist das wieder ein Problem.

    Clemens

  6. Moin

    Was haltet ihr denn davon? Ist es eigentlich nur eine Gewöhnungssache, von links nach rechts statt von oben nach unten zu scrollen? Ist das horizontale Scrollen nicht viel ursprünglicher und praktischer, weil mit Schriftrollen vergleichbar? Ist das vertikale Scrolling nicht eigentlich viel mühsamer, wenn man bedenkt, wieviel Papier bei einem sehr umfangreichen Dokument da so auf dem Boden herumliegt?

    Ich weiss ja nicht wie du das hältst, aber ich lese für gewöhnlich von links nach rechts, oben nach unten. Das heisst ich springe häufiger links-rechts als hoch-runter. Das ist genau das was ich mit einem vertikalen Scrollbalken ausdrücke: links-rechts einfach mit den Augen, hoch-runter etwas mühsamer mit der Maus/Tastatur. Ein horizontaler Scrollbalken bringt dieses seit der Grundschule antrainierte Muster durcheinander. Also: Nein, das horizontale Scrollen ist nicht viel ursprünglicher.

    Und: Nein, das horizontale Scrollen ist auch nicht viel praktischer. Schau dir deinen Bildschirm mal an. Ich wette er ist breiter als hoch, richtig? Das bedeutet aber dass du mit einem horizontalen Scrollbalken sehr viel länger brauchst, um den gesamten Bildschirm mit neuen Information (von links) zu bedecken als du bräuchtest um den ganzen Bildschirm mit einem vertikalen Scrollbalken (von unten) neu zu befüllen.
    Scrollgeschwindigkeit erhöhen? Na das macht den Augen dann aber keinen richtigen Spaß mehr, wenn sie nur noch durch die Gegend springen müssen um den Inhalt zu verfolgen.

    Um einen horizontalen Scrollbalken vernünftig zu nutzen müsste ich also meinen Monitor austauschen, und dass wo ich noch nicht mal gewillt bin einen anderen Browser anzuwerfen, bloß um eine Webseite zu betrachten.

    Apropos Bildschirmgröße: Du musst deinen Fließtext ja in Seiten aufteilen um diese dann nebeneinander zu legen. Welche Bildschirmhöhe nimmst du dabei an? Ist sie zu groß, müssen die Leute mit kleineren Bildschirmen/Browserfenstern _zusätzlich_ vertikal scrollen und du hast verloren. Ist sie zu klein, beschweren sich die Leute mit den großen Bildschirmen dass da so ein dicker Rand ist.

    Warum muss bei langen Listen von oben nach unten gescrollt oder gesprungen werden anstatt von links nach rechts?

    Gegenfrage: Warum muss ich, nachdem ich eine von dir (in einer hoffentlich passenden Größe) gewählte Seitenlänge bis nach unten gelesen habe, ziemlich weit (eine Bildschirmbreite halt) nach links scrollen _und_ mit meinen Augen die linke obere Ecke der nächsten Seite suchen und anspringen. Bei einem vertikalen Scrollbalken lasse ich die Augen einfach da wo sie sind, drücke einmal auf Pfeil-nach-unten und voila: die nächte Zeile ist da.

    Fazit: Texte haben gefälligst eine definierte Zeilenbreite zu haben und sind nach oben und unten potentiell unendlich. Wenn du mich dazu bringen willst, einen horizontalen Scrollbalken als angenehm zu empfinden,
    m e v u n s d u
    u r o n a c a n
    s s n t c h s g
    s t   e h r   e
    t   o n   e i w
      b b , r i s o
    d e e   e b t h
    u i n l c e   n
      b   i h n v t
    m r n n t . e ,
    i i a k s   r
    r n c s   U d g
      g h   z n a e
      e     u d m l
      n         m l
                t ?

    PS: Das Bücher trotzdem von links nach rechts gehen, hat wohl sehr verschiedene Gründe. Schriftrollen entsprächen noch am ehesten dem Verhalten des vertikalen Scrollbalken bezüglich der Einfachheit des Weiterlesens, da man da auch bloss ein bisschen weiterdrehen muss und die Augen auf der Zeile behalten kann. Da aber, wie du schon gesagt hast, das sehr ungünstig zu bedienen ist, musst man es in Seiten aufteilen (eckige Bücher lassen sich auch besser stapeln :). Die könnte man jetzt zwar trotzdem so anlegen dass die Seiten oben bzw. unten zusammenhalten, aber das bedient sich auch nicht so toll. Also kleben wir sie halt an der Seite zusammen.

    --
    Henryk Plötz
    Grüße aus Berlin

    1. Re: Moin

      Schriftrollen entsprächen noch am ehesten dem Verhalten des vertikalen Scrollbalken bezüglich der Einfachheit des Weiterlesens, da man da auch bloss ein bisschen weiterdrehen muss und die Augen auf der Zeile behalten kann. Da aber, wie du schon gesagt hast, das sehr ungünstig zu bedienen ist, musst man es in Seiten aufteilen (eckige Bücher lassen sich auch besser stapeln :).

      Und der "Datenzugriff" ist so auch einfacher, vgl. "sequenziell" Schriftrolle oder Magnetband vs. Buch,  CD-Rom

      Clemens

  7. Nun ja, es gibt ja ohnehin zwei Paradigmen
    1. nur ja nicht scrollen ... und alles mit vielen, vielen
       Seitenwechseln realisieren (wie am guten(?) alten Groß-
       rechnerterminal;)
    2. ... scrollen

    Ich gehöre zur Scroller-Fratkion, denn IMVHO ist das Scrollen
    gerade einer der herausragenden Grundeigenschaften der Web-Brwoser,
    die das Betrachten von zusammenhängenden Dokumenten(-Teilen) so
    praktisch macht.

    Auch wenn http://www.megpalffy.org/thoreau/thoreau.html
    schon seinen Reiz hat - ganz im Gegensatz zu http://www.triquart.de/ -
    lehne ich das horizontale Scrollen rundweg ab. Ich benutze die
    Maus so selten wie möglich und gerade wenn es um Texte geht,
    benutze ich AUF, AB / SPACE, BACKSPACE zum Navigieren. Wenn
    ich mir erst mit der Maus und dem Scrollbalken den Bildschrim-
    auschnitt zurechtfummeln muß, dann nervt mich das nur. Originalität
    hin "ich mach's anders!" her.

    Es müsste nur noch eine Maus mit kleinem Querrädchen erfunden werden *g*.

    Gibt es bereits zu kaufen! - Besonders bei "Photoshop-Kreativen"
    anzufinden.

    Grüße
       K@rl
         --- dem Thoreau auch sehr nahe steht
             http://www.eserver.org/thoreau/thoreau.html
             http://www.mobilixnet.dk/~mob75301/pcb/c002.htm

  8. Hi Kirsten!

    Ist das horizontale Scrollen nicht viel ursprünglicher und praktischer, weil mit Schriftrollen vergleichbar?

    Hm, also mein Bild von der mittelalterlichen Schriftrolle ist, dass die von oben nach unten gehalten (/ausgerollt) wird.

    Naja, deswegen wurden die Seiten ja auch auseinandergeschnitten und zusammengebunden, und heraus kam das Buch, das von links nach rechts (in der morgenländischen Welt von rechts nach links, aber auf jeden Fall horizontal) geblättert wird.

    Ja, es wird horizontal geblättert, aber das wäre im Web mit einem Link auf die nächste Seite vergleichbar. Die Seiten an sich werden immer noch links->rechts, oben->unten gelesen. Und wären die Seiten in einem Buch nicht auseinandergeschnitten, dann würden sie untereinander hängen ("Wie Sie weiter unten lesen können.").
    Ein Problem des horizontalen Lesens ist es, die nächste Zeile zu erwischen. Das fällt dem Auge leichter, je kürzer die Zeilen sind (weshalb ich in letzter Zeit neu geöffnete Browserfenster hier im Forum nicht mehr maximiere). Man kann natürlich auch alles in eine horizontale Zeile schreiben (ein "Leseband"), aber dann kämen die Schwierigkeiten mit der Positionsangabe (nix mehr mit Seite X, Zeile Y). Und was wäre das Äquivalent zum Absatz? Mehrere Leerzeichen?

    Eigentlich navigiert der User durch das Web vor oder zurück. Warum nicht innerhalb von einzelnen Dokumenten?

    Wie gesagt: Du musst das mit dem Buch vergleichen.

    Ist das nicht irgendwie inkonsequent?

    Die von Dir genannten Beispiele übrigens umgehen diese ganzen Probleme, indem sie Text als einzelne Blöcke auf die Seite setzen. Ist das nicht irgendwie inkonsequent? ;-)

    VG Simon