Christoph Schnauß: was darf "veröffentlicht" werden ?

hallo Forum ;-)

in letzter Zeit erhalte ich zunehmend mails von Forumsteilnehmern. Manchmal antworte ich, manchmal nicht (wenn der Thread, auf den sich die mail bezieht, noch im Forum vorhanden ist), aber jetzt kamen dreimal Nachfragen, ob man meine mails auch an beliebiger Stelle zitieren dürfe.

Ich kann hier nur für mich sprechen, glaube aber, daß die Frage auch für andere interessant ist: ich gehe grundsätzlich davon aus, daß meine mails genauso zitiert werden dürfen wie postings hier im Forum  -  es sei denn, ich hätte extra einen "Sperrvermerk" angebracht, also im Text der mail ausdrücklich darauf hingewiesen, daß sie nicht zitiert werden darf. Wenn das nicht der Fall ist, dürfen meine mail-Äußerungen an beliebiger Stelle zitiert werden.

Wie seht ihr das ?

nächtliche Grüße

Christoph S.

  1. Hallo.

    ich gehe grundsätzlich davon aus, daß meine mails genauso zitiert werden dürfen wie postings hier im Forum  -  es sei denn, ich hätte extra einen "Sperrvermerk" angebracht

    RFC1855 besagt das Gegenteil. Private Mails sind nichtöffentlich, höfliche Mitnetzer holen immer Erlaubnis zur Wiederverwertung ein.

    Ich füge hinzu: Ablehnung ist implizit, Erlaubnis nur ausdrücklich.

  2. ich gehe grundsätzlich davon aus, daß meine mails genauso zitiert werden dürfen wie postings hier im Forum  -  es sei denn, ich hätte extra einen "Sperrvermerk" angebracht, also im Text der mail ausdrücklich darauf hingewiesen, daß sie nicht zitiert werden darf. Wenn das nicht der Fall ist, dürfen meine mail-Äußerungen an beliebiger Stelle zitiert werden.

    Also persönlich wäre ich nicht so begeistert, wenn ich -mal übertrieben gesagt- meine persönlichen Briefe an Fräulein XY in der Zeitung mit den vier Buchstaben wiederfinden würde.

    Andererseits: Wenn man jemandem einen Brief schreibt, ist das in gewisser Weise ein Geschenk, also man übereignet dem Empfänger sozusagen den Text. Und damit kann der dann mit dem Werk machen, was er will.
    Gleiches gilt für ein Gespräch. Da kann auch jeder Dinge weitererzählen, die ihm von irgendjemandem erzählt wurden.

    Zudem bekommt man auch immer wieder mal Briefe zu sehen, in denen ausdrücklich drinsteht "nicht veröffentlichen", das wird sicher seinen (rechtlichen) Grund haben.

    So gesehen ist es wohl eher eine Frage der Höflichkeit. Ein Brief ist schon eher eine persönliche Angelegenheit als ein Gespräch und somit sollte man gerne mal vorher nachfragen, muß es aber wohl nicht.

    Gruß,
      soenk.e

  3. Hallo,

    in meiner eigenen (moralischen) Entscheidungsfindung schaue ich "immer" erst einmal nicht nach dem Gesetz, sondern danach, was mir mein Bauch sagt. Und der sagt mir, daß Briefe, die ich jemanden sende, in der Regel(!) einem persönlichen Gespräch gleich kommen. Ich würde es erst einmal nicht mögen, wenn Teile meiner Aussagen isoliert und ohne meine Kontrollmöglichkeit, veröffentlicht werden. (Unter "Teilen" sehe ich auch Teile eines Briefes oder "ein Brief" aus einem längeren Briefaustausches an.)

    Das ist natürlich eine "grundsätzliche" Regel, also eine, mit Ausnahmen. Die zu kennen und einzuschätzen wiederum macht unsere Fähigkeit im menschlichen Umgang aus. Wenn ich Briefe mit Dingen schreibe, die mich eben beim zitieren wirklich stören würden, dann schreibe ich die normalerweise an Menschen, denen ich eine gewisse Sensibilität zutraue. Schreibe ich also an Freunde, die ich hier im Forum kenne, Briefe, und die zitieren etwas daraus im forum, dann gehe ich schon davon aus, das es Teile sind, die ich "eh erlaubt hätte".... das macht die "nichtjuristische Rechtslage" natürlich komplizierter, aber so ist unser leben eben. (kompliziert und voller unsichtbarer zwischenmenschlicher regeln und Ausnahmen....)

    Also "Christoph S. ist aber ein Depp" würde ich nicht gerne zitiert sehen ;-)

    Fazit: es gibt keine feste regel. bei Freunden kann man, wenn man mutig ist, versuchen, ohne Erlaubnis zu zitieren, es wird sich schnell zeigen, wie gut man meinte, den freund zu kennen ,-) Aber ein "Fehltritt" sollte eine gute freundschaft aushalten. (ich habe letzten gar eine Stelle einer E-Mail bewust isoliert an eine dritte Person schicken wollen, (dadurch wirkte die Stelle stark kompromentierend....) dummerweise habe ich sie ausversehen an die Ursprungsautorin geschickt.... es hat sich gezeigt, das ich immerhin soweit richtig lag, daß sie über meinen peinlichen Schnitzer und meinem roten Kopf herzlich lachte.... ich gebe aber gerne zu, daß ich danach kurz überlegte, meiner "Sensibilität" mit PGP etwas abzufedern ;-))))

    Chräcker

    <img src="http://www.stempelgeheimnis.de/diverses/werbung.gif" border=0 alt="">

    1. Hallo Chräcker!

      <img src="http://www.stempelgeheimnis.de/diverses/werbung.gif" border=0 alt="">

      Wow, ich muss sagen: da ist Dir mal wieder was tolles gelungen.
      Schon Deine Stempelseite hat mich damals fasziniert, aber Kühlschranktexte: ja, darauf habe ich gewartet :)
      Im Design der Seite ist an alles gedacht ("Wie funktioniert das? Achja, da steht es ja!", "Kann ich auch eigene Wörter einfügen? Achso, hier klicken!"). Erst dachte ich: kann man die Wörter nicht sortieren? Aber gerade, dass die Wörter da so durcheinander stehen, macht den Besuch der Seite mal wieder zu einer Entdeckungsreise.
      Besonders lobenswert ist übrigens der Text, welcher meinen Opera begrüßt hat. Wenn doch nur alle soviel Rücksicht zeigen würden ;)

      VG->Cologne
      Simon

  4. Moin!

    Ich kann hier nur für mich sprechen, glaube aber, daß die Frage auch für andere interessant ist: ich gehe grundsätzlich davon aus, daß meine mails genauso zitiert werden dürfen wie postings hier im Forum  -  es sei denn, ich hätte extra einen "Sperrvermerk" angebracht, also im Text der mail ausdrücklich darauf hingewiesen, daß sie nicht zitiert werden darf. Wenn das nicht der Fall ist, dürfen meine mail-Äußerungen an beliebiger Stelle zitiert werden.

    Wie seht ihr das ?

    Ich moechte mich da den Vorgaengerpostern anschliessen - aber IMHO sollte noch hinzugefuegt werden, dass rein rechtlich gesehen Zitate erlaubt sind, solange die E-Mail nicht verschluesselt ist. Ist sie verschluesselt, faellt die Sache unter das Briefgeheimnis.

    Alle Angaben natuerlich ohne Gewaehr :-)

    Ciao!
    Sebastian

    1. Hallo!

      Ich moechte mich da den Vorgaengerpostern anschliessen

      dito

      • aber IMHO sollte noch hinzugefuegt werden, dass rein rechtlich gesehen Zitate erlaubt sind, solange die E-Mail nicht verschluesselt ist. Ist sie verschluesselt, faellt die Sache unter das Briefgeheimnis.

      Gibt es dazu Gesetze oder Urteile? So eine Rechtslage erscheint mir nämlich etwas eigenartig.

      emu
      [...]

  5. Hallo Nachbar,

    ich denke - ohne hinreichende juristische Sachkenntnis - dass es einen wesentlichen Unterschied zwischen Forums-Postings und Mails gibt: Forums-Postings sind für jeden/jede einsehbar (das Zitat kann mittels eines Links eingesehen und überprüft werden), Mails sind das nicht. Würde aus einer Mail zitiert werden, kann ein Unbeteiligter/eine Unbeteiligte nicht überprüfen, ob richtig zitiert wurde.

    Beispiel: Wenn ich behaupte: Christoph Schnauß sagte im SelfHTML-Forum: "Utz ist ein netter Kerl", kann jeder überprüfen, dass Du das nie im Forum geschrieben hast und ich Dich falsch zitiere. Behaupte ich: Christoph Schnauß sagte in einer Mail an mich: "Utz ist ein netter Kerl" - dann ist das unüberpüfbar.

    Daher denke ich - wie gesagt ohne juristische Kenntnisse zu dem Thema -, dass Zitate aus Mails mindestens unseriös sind und eine explizite Zitat-Genehmigung den Fall zwar mindert, aber nicht löst (die Einsehbarkeit der Quelle wird bei E-Mails wohl nie der Quellenlage bei postalischen Schriftwechseln gleichkommen können).

    Grüße von zwei Querstraßen weiter westlich,

    Utz

  6. hallo Forum ;-)

    in letzter Zeit erhalte ich zunehmend mails von Forumsteilnehmern. Manchmal antworte ich, manchmal nicht (wenn der Thread, auf den sich die mail bezieht, noch im Forum vorhanden ist), aber jetzt kamen dreimal Nachfragen, ob man meine mails auch an beliebiger Stelle zitieren dürfe.

    Ich kann hier nur für mich sprechen, glaube aber, daß die Frage auch für andere interessant ist: ich gehe grundsätzlich davon aus, daß meine mails genauso zitiert werden dürfen wie postings hier im Forum  -  es sei denn, ich hätte extra einen "Sperrvermerk" angebracht, also im Text der mail ausdrücklich darauf hingewiesen, daß sie nicht zitiert werden darf. Wenn das nicht der Fall ist, dürfen meine mail-Äußerungen an beliebiger Stelle zitiert werden.

    Hallo,

    ich denke, das ist keine rechtliche, sondern eine soziale Frage. Das Briefgeheimnis gilt meines Wissenes nur gegenüber Dritten, es besagt also, daß außer dem Sender und dem Empfänger niemand ungefragt einen Brief lesen darf. Hingegen hat der Empfänger die Wahl, was er damit macht, er kann es auch veröffentlichen. Im Wissenschaftsbetrieb sind Zitate nach "persönlicher Mitteilung" durchaus verbreitet. Eine Verschlüsselung ist m.E. auch nicht als "Veröffentlichungsverbot" zu werten, sie besagt nur, daß keine zufälligen Dritten den Text lesen können sollen. Auch explizite Verbote sind nicht unbedingt bindend (es sei denn, im Arbeitsvertrag steht darüber eine Klausel...).

    Höflicher ist es natürlich, erst zu fragen, ob man einen Text veröffentlichen (und sei es im Forum) darf. Als Schreiber einer Mail oder eines Briefes sollte man sich aber bewußt sein, daß der Empfänger mit dem Text machen kann, was er will. Der Schreiber ist gefordert, sich zu überlegen, wem er was mitteilt und wie vertrauenswürdig der Betreffende ist. Stillschweigen kann er nicht automatisch annehmen oder verlangen.

    (Ich persönlich würde fragen, bevor ich zitiere...)

  7. Hi, Christoph

    hallo Forum ;-)

    Wir sind Forum. Sie werden assimiliert. ;-)

    in letzter Zeit erhalte ich zunehmend mails von Forumsteilnehmern. Manchmal antworte ich, manchmal nicht (wenn der Thread, auf den sich die mail bezieht, noch im Forum vorhanden ist), aber jetzt kamen dreimal Nachfragen, ob man meine mails auch an beliebiger Stelle zitieren dürfe.

    Hm, ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, kann dir aber als Lektüre http://www.weblaw.ch/jusletter/Artikel.jsp?ArticleNr=922%26Language=1 (Punkt 3.2) empfehlen.

    Ich persönlich würde auf jeden Fall nachfragen und die Mails gut sichern. Man kann nie wissen...

    LG Orlando

  8. Hallo Christoph S.,

    ich hatte mal ein ganz interessantes Problem auf einer Zwischenebene: In einer Mailingliste hatte ich mich an einer relativ brisanten Diskussion über Hochschulzugangsprüfungen für deutsche Universitäten im Ausland beteiligt. Meine und andere pointierte Stellungnahmen wurden dann auf einem Kongress in einem Paper als Diskussionsgrundlage verwurstet, und ich habe aufgrund meiner Kritik am Verfahren zum Teil heftige Briefe von denen erhalten, die das System mit öffentlichen Mitteln entwickelt hatten, zum Teil natürlich auch zustimmende Post. Auf jeden Fall fand ich die Verwendung meiner Mails in einem anderen Kontext ohne meine Genehmigung schon etwas befremdlich, wie's juristisch zu bewerten ist, weiß ich nicht. Ich bin äußerst skeptisch gegenüber der Tendenz in unserer Gesellschaft, mit jedem Problem irgendwelche Juristen reich zu machen.

    Im literarischen und historischen Bereich gibt es ja zahlreiche Briefsammlungen und ich nehme an, dass es dementsprechend auch Gesetze und Urteile darüber gibt. Wer kassiert hier etwa Tantiemen: Der Schreiber oder der Empfänger? Ich will das mal in einer Liste fragen, wo's um die deutsche Sprache geht, vielleicht wissen die mehr.

    Der Versuch, Nachfragen zu im Forum diskutierten Problemen per privater Mail zu beschleunigen, ist mir auch schon einige Male begegnet. Das finde ich eigentlich nicht OK, weil's den Sinn des Forums ad absurdum führt. Mein Ziel hier ist ja die Teilnahme an einer öffentlichen Diskussion, von der ich auch profitiere, nicht die Einrichtung einer kostenlosen EDV-Beratung.... Ich gebe allerdings zu, dass ich mich auch schon einmal an einen unserer Server-Experten mit einer Nachfrage gewandt habe, weil ich bestimmte Angaben nicht im Forum veröffentlichen wollte. Ich kam mir aber reichlich blöd dabei vor. Vielleicht sollte das wirklich die absolute Ausnahme bleiben.

    Ganz anders und schön finde ich, wenn sich jemand mal persönlich äußert, mit dem man häufiger im Forum diskutiert hat. Da entwickeln sich dann manchmal interessante Kontakte. Ich glaube, wir hatten auch schon einmal einen kurzen e-mail-Briefwechsel, lieber Christoph, in bezug auf Deine interessante Homepage, die mir hier im Forum mal begegnet war.

    Viele Grüße
    Mathias Bigge