Hallo!
Mir begegnet öfter, dass man sich zwar die Nutzlosigkeit des »Distanzierens« eingesteht, jedoch darauf Wert legt, dass zum Zeitpunkt der Verlinkung definitiv keine rechtswidrigen Inhalte auf den Zielseiten existierten und man im Rahmen der Möglichkeiten darum bemüht sei, die Links laufend zu überprüfen (was m.E. sowieso eine Zumutung ist).
Das kann ich im Gegensatz zu besonders witzigen Leuten, die einen Disclaimer ankündigen, um dann genüsslich und selbstverständlich sich wiederum in Widersprüche verlierend über die Unsinnigkeit von Disclaimern auslässt und zwar nicht differenziert wie die Standardseiten zu dem Thema (MIs beispielsweise), sondern sich einfach über die ach so dummen Newbies lustigmachend ohne die Materie selbst begriffen zu haben, verstehen.
Ich kann durchaus verstehen, dass die dahinterliegende Hauptmotivation das Verhindern von sinnlosen Abmahnungen, Klagen bzw. rechtlichen Schwierigkeiten ist, welche sicher niemand auf sich nehmen möchte, aber dann kann man nicht auf der anderen Seite argumentieren, dass das Web ohne freie Links abstirbt.
Ich könnte mir vorstellen, dass es auch um den Ruf geht, wie immer man den auch definieren mag. Ein Link auf eine Seite, die -- vielleicht vom Linksetzer unbemerkt -- in irgendeiner Weise zweifelhaft ist (und da meine ich nicht unbedingt straf- oder zivilrechtlich relevante Inhalte) wirft eben ein schiefes Licht auf den Linksetzer -- umso mehr, wenn der Kontext nicht verstanden wurde.
Schon die Annahme, dass sich theoretisch jemand daran stoßen könnte, egal ob die Zweifel richtig oder rechtens sind, ruft also ein reflexartiges Zusammenzucken hervor.
Sicher, alleine schon, weil niemand unbeabsichtigt anecken will und weil vieles falsch verstanden werden kann, s.o. Und im Prinzip kann aber auch niemand beurteilen, ob eine Klage vielleicht nicht doch Erfolg hätte.
Wenn etwas dem Web schadet, dann ist es das Hinnehmen solcher Angstzustände.
Bei mir ist diese »Selbstzensur«, wie du sie zu nennen beliebst, sehr ausgeprägt, ich habe schon fast fertige Seiten wieder verworfen, weil ich Bedenken hinsichtlich der Urheberschaftsrechte hatte.
Allerdings muss man auch eines bedenken -- Abmahnungen und Gesetze sind ja nicht unbedingt böse, sondern ermöglichen ja umgekehrt auch, dass man gegen Seiten, die die eigenen Rechte verletzen, vorgehen kann. Sicher, kostenpflichtige Massenabmahnungen an Privatpersonen und Vereine sind nicht fair, und manchmal werden absurde Fälle (sicher fallen jedem mindestens fünf solcher Fälle ein) konstruiert, die vor keinem Gericht halten würden, aber bei denen man hofft, dass die eingeschüchterten Seitenbetreiber auf einen Rechtsstreit verzichten, aber ich möchte meine Rechte -- beispielsweise in Hinblick auf Urheberschaftsrecht, Recht am eigenen Bild, etc. -- wahrnehmen und tue das auch -- natürlich ohne monetäre Forderungen, bei Privatpersonen auch freundlich.
emu