molily: Sinnfreiheit - Un-Wort des Jahres 2003

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Hallo,

Das ist exakt der Hintersinn. Du wirst es nicht glauben, aber dieser Bruch existiert absichtlich. Wieso ist das aus sich selbst heraus bereits verabscheuungswürdig? Bitte darlegen.

a) Ich glaube es.
b) Un-Worte werden gekürt, weil sie auf destruktive und kontradiktive Art einen Sachverhalt darstellen. Ursprünglich entstehen diese Gebilde in dem Wunsch, einen subjektiv schwerwiegenden Sachverhalt herauszustellen und gleichzeitig zu werten bzw. den Standpunkt des Schreibenden herauszustellen.

Das gilt in dem Fall, in dem das betreffende Wort dermaßen subjektiv gefärbt ist, dass es eine Sprachverkleidung ist, welche sich auf einen bestimmten Aspekt fixiert und andere verfälschend außer Acht lässt. »Sinnfrei« als Steigerung von »sinnlos« ist jedoch keine solche Verhüllung. An sich liegt der Wortwahl jederzeit die subjektive Gewichtung bzw. den Standpunkt des Sprechers zugrunde und ist entsprechend pointiert und letztlich verzerrt. Das kann man »sinnfrei« unterstellen, da es durch den bewussten Bruch eine drastische Übertreibung und gewiss inszenierte Empörung aussagen will. Somit wäre man bei einer bekannten und verbreiteten rhetorischen Figur, die man in sich natürlich auf Sachlichkeit und Angemessenheit überprüfen kann, aber sicherlich nicht per se als Fauxpas abstempeln lässt.
Genauso verhält es sich damit, einen Sachverhalt »destruktiv« darzustellen. Hier würde ich zwischen vergleichsweise harmlosen Sarkasmus und plump bösartigen und verachtungsvollen Zynismus unterscheiden. Zwar ist der Hohn und Spott des Sarkasmus' nicht die feine Art in einem Gespräch und kann auch Ausdruck von Überheblichkeit und Feindseligkeit sein, aber geradeheraus destruktiv ist er m.E. nicht, und das sehe ich auch in der Wortverwendung bestätigt, bei welcher der Kontext zumindest unter der Oberfläche einer offenbar auf persönlicher Ebene anfeindenden Sprache nicht destruktiv gemeint ist. Hier wiederhole ich meine Aussage, dass sich die Wirkung nicht an ein, zwei Wörtern festmachen lässt und respektvoller Umgang nicht einfach am Fehlen dieser Wörter.
An einer »kontradiktive Art« (<beckmesser> kontradiktorisch</beckmesser>) sehe ich nichts Negatives, höchstens im Einzelfalle eine mit der Holzhammer-Methode gebildete Paradoxie, die der prägnanten, auffälligen Aussage wegen Sprache auf rücksichtslose und unbeholfene Art malträtiert.

»Intelligenzfrei« habe ich noch nirgendwo im Selfraum gelesen, und wenn Cheatah die Bedeutung von »wertfrei« nicht kennt und es als Synonym von »wertlos« verwendet, sehe ich keine Notwendigkeit, es als Unwort des Selfraums zu küren.

So, jetzt wird's interessant.
Wie kommst Du auf Cheatah?

Das Wort »wertfrei« lässt sich mit der Bedeutung »wertlos« im Forumsarchiv der letzten Jahre nur in </archiv/2003/6/50108/#m274165> nachweisen.

Mathias