Moin,
http://forum.de.selfhtml.org/archiv/2004/7/t85885/). Und da kapituliere ich jetzt vor der mehrfach wiederholten Aussage:"cum tamen in sensu Ecclesiastico & genuino ..." - und das heißt nun:"es ist im Sinn der Kirche und des Backenzahns ..."
Korrekt. In den Apokryphen kommt eine Stelle vor, in der ein römischer Soldat einen Backenzahn, den Jesus durch die Geißelung veloren haben soll, an sich nimmt. Dieser wird kurze Zeit später von dem reuigen Soldaten zu Füßen des Kreuzes abgelegt. Jesus, der denVerlust des Zahnes bis hierhin noch bewusst wahrgenommen hat, ruft erstaunt: "Mein Zahn, mein Zahn, warum hast Du mich verlassen", realisiert sowohl Grund wie Grundlosigkeit seines Leidens und verstirb wenig später unter höllischen Zahnschmerzen. Er kehrt dann wenig später (Ostern) auf die Erde zurück um den Zahn zu holen. Die Schmerzen halten jedoch bis Pfingsten an. Aus der betäubenden, schmerzstillenden Getränk, welches er bei sich trug und das er bei einem akuten Schmerzanfall verschüttete, wurde dann durch Überlieferungfehler die Ausschüttung des heiligen Geistes (das spiritus in "spiritus sanctus" erinnert uns noch ein wenig an den ursprünglichen betäubenden Charakter. Auch in der Bezeichnung von Religion als "Opium für das Volk" schwebt diese bedeutung noch mit).
Noch heute leiden evangelische Christen unter dieser Frage: http://www.lutherisch.de/html/body_predigt53.html Zitat: "Nein, das ist ja gerade das erfreuliche Problem, was wir bei Jesus haben, daß der uns nicht als Leiche zur Verfügung steht, daß wir noch nicht einmal einen Backenzahn von ihm haben, seit er am Ostermorgen leibhaftig auferstanden ist und sein Grab verlassen hat."
Ethymologisch begegnet uns diese Geschichte noch in Aussprüchen wie "Einen Zahn zulegen" (der zurückgelegte Zahn hat quasi den Tod Jesu beschleunigt). Auch der Osterhase (wegen der großen Zähne) hat hier seine symbolische Herkunft.
Im obigen Zusammenhang hat der Autor mit dem bis in die Neuzeit gern benutzten Bild der "unter höllische Zahnschmerzen geborenen Vergebung der Sünden" deutlich machen wollen, dass es in Wirklichkeit _nicht_ im Sinne der Kirche sei, sie es aber aus leidenspolitischen Gesichtspunkten hinnehmen werde. Erst das erste Vatikanische Konzil(1896/70) strich die Textzeile aus dem (Lukas-?)Evangelium, die durch die dort verkündete Unfehlbarkeit des Papstes (wer nicht fehlt, der hat halt auch keine Schmerzen, wenn er Unsinn verkündet) obsolet wurde.
Viele Grüße
Swen Wacker