Hi dbenzhuser,
Es ist doch bloß eine technisch Norm, man kann seinem Leben dadurch keinen neuen Sinn geben *g*
Wie bitte sonst, wenn nicht durch den "Sinn" ist der Unterschied zwischen <b> und <strong> verständlich zu erklären? Wenn ich schon mit Trennung von Inhalt und Layout komme, dann sollte da ja ein Unterschied sein.
Bei Kant gibt es die strenge Unterscheidung zwischen "Seinsgrund" und "Erkenntnisgrund": Das Gewissen des Menschen, die Gefühle von Freiheit und Reue sind "Erkenntnisgründe" für die Exitenz menschlicher Freiheit.
Kommentar: "Und daraus schließt er messerscharf, dass nicht sein kann was nicht sein darf."
Von mir aus können wir auch festhalten:
<b> und <strong> machen den Text darin Fett. Das W3C findet strong aber lustiger, also schmeißen sie b vielleicht in einer späteren Version ihrer Norm raus.
Oder anders gesagt: Die Bestandteile von Sprachen beruhen auf bloßer Konvention, selbst wenn sie aus dem Koran oder von der W3C stammen, in deren Veröffentlichungen einige hier ihre Bibel sehen, vielleicht, weil aus Respekt vor den einflussreichen Firmen, die dort das sagen haben *g*
Nun wird an anderer Stelle im Thread der Unterschied zwischen b wie "bold" und "strong" philosophisch vertieft, indem das Wort "strong" nicht Fettdruck bedeute, sondern allgemein eine Hervorhebung bedeute, die je nach Sprache ganz verschieden ausfallen könne. Tatsächlich ist das schwer zu widerlegen, denn es könnte ja sein, dass im Japanischen besonders wichtige Wörter besonders klein und fisselig geschrieben werden, oder dass der Chinese sie mit unsichtbarer Tinte schreibt *g* Es steht zwar nichts davon im Wörterbuch, aber immerhin...
Eine schöne Zusammenfassung der Webphilosophie zu diesem Thema gibt's hier:
http://weblog.plasticthinking.org/item/1871
Das Ganze scheint die Logger zu faszinieren, denn es zieht sich wörtlich durch die ganze Szene.
Ich habe mich jetzt durch einen Haufen Wörterbücher gewühlt und all diese großen Gedanken zum kleinen Wort "strong" sind doch heftig wunsch- und phantasiegesteuert. Es fehlen weiterhin konkrete Beispiele dafür,
- dass ein Browser alte und neue Bezeichnung anders interpretiert;
- dass es eine sinnvolle andere Funktion gäbe, als eine Hervorhebung durch Fettdruck zu bewirken.
Weiterhin ist das eigentliche Problem nicht angesprochen: All diese tollen Argumente lügen sich nur darüber hinweg, dass "strong" im streng von der Formatierung getrennten HTML nichts zu suchen hat, und dass die einzige wahrhaftig philosophisch korrekte Lösung ein <span> mit entsprechendem CSS wäre, um zum Beispiel für bestimmte Sprachen die Verkleinerung der besonders wichtigen Inhalte zu bewirken, um ihre Bedeutung hervorzuheben.
Um zu zeigen, dass die philosphische Unterscheidung zwischen Fettdruck und Hervorhebung Sinn macht und zudem an die völlig andere Bedeutng des Wortes "strong" gegenüber dem kleinen Buchstaben "b" gebunden sein muss, wird häufig in postmodernen CSS Anleitungen gezeigt, wie man Überschriften klein, em's fett und Strongs kursiv setzen kann, etwa hier:
http://www.hafenpreppach.de/markup/raggett/style.html
"h2 { text-transform: lowercase; }"
Fortgesetzt wird die Debatte über den Unterschied von em und strong, wobei die semantische Bedeutung von strong den markierten Text in die Bedeutung von Schlüsselwörtern für den ganzen Text, em nur eine lokale Hervorhebung bewirken soll. Das wird untermauert, dass die Suchmaschinen das inzwischen so interpretieren.
"If you ask me, em is for local emphasis inside text whereas strong is for document-wide emphasis, to make some words or expressions keywords. But other views exist."
http://archivist.incutio.com/viewlist/css-discuss/26877
Natürlich werden jetzt alle Adepten der Form-ohne-Inhalt-Fraktion aufjaulen, dass mit der Philosophie sei ja nicht als eine bloße Unterstellung. Da hab ich was für Sie:
"> I still don't understand how it makes any practical difference.
It may not, yet. The difference is more philosophical. Learning <EM> and <STRONG> in favor of <I> and <B> allows one to focus on content and
structure rather than the superficial appearance of the document."
http://lists.w3.org/Archives/Public/w3c-wai-ig/1998OctDec/0207.html
Auch schön:
"> One needs to know the rationale or justification for the italics.
Converting I to EM does not provide this information.
Yep. That's why you should use <EM> <STRONG> <CITE> <SAMP> <H1> over <I> <B> <I> <FONT> <BIG>. That's why you should expect a browser to displayed all of the above a little differently. I sure wish mine did!"
Es wäre also wünschenswert, dass die Browser die Auszeichnungen <strong> und <b> verschieden darstellten, besser vielleicht noch immer verschieden, aber niemals gleich verschieden, denn sonst hängt die ganze Argumentation gegen den Zusammenhang zwischen den wertguten Tags und irgendwelchen Formaten in der Luft. Das würde allerdings die Gefahr heraufbeschwören, dass irgendwelche durchtriebenen Teufel daherkämen, und gerade die formatfreien Tags strong und em zur Formatierung ihrer vermaledeiten Texte mißbrauchen würden und dazu in Form von b und i noch Differenzierungsmöglichkeiten an die Hand bekämen *g*
Ich bitte euch um Verzeihung, aber ich bin sprachwissenschaftlich verseucht und glaube deshalb nicht eine Sekunde daran, man könne mit einem derart lächerlichen Beschreibungsinventar beliebige Arten von Texten semantisch (welch großes Wort) sinnvoll kategorisieren....
Viele Grüße
Mathias Bigge