Moin!
Wenn du es schaffst, irgendwo ein standardisierendes Dokument aufzutreiben und zu zitieren, welches eben diese Forderung aufstellt, lasse ich mich vom Gegenteil überzeugen.
Ich hatte eigentlich vor, die Angelegenheit von der Reiterei auf technischen Details etwas wegzubringen und insbesondere Fabians "absolut kein Problem" zu relativieren, denn was technisch möglich ist, muss für den Verbraucher noch lange nicht praktikabel sein. Mein Versuch, die Geschichte hinter der Frage aufzugreifen und mögliche Seitenproblematiken aufzudecken, die über rein technische Aspekte hinausgehen, ist offenbar gründlichst gescheitert. Anders kann ich mir insbesondere nicht erklären, wie man für eine seit Jahrhunderten praktizierte Schriftgestaltung (das nach Bedeutung abgestufte Herausstellen von Überschriften) ein standardisiertes Dokument fordern kann, bevor man es glaubt.
Es geht aber doch immer um technische Details, wenn man über HTML, CSS und die scheinbar richtige Verwendung desselben diskutiert.
Du argumentiert historisch, und zwar über das Web hinaus. Ok.
HTML sollte semantisch verwendet werden. Welche semantische Bedeutung hat dann ein H1-Element - auch im Vergleich zu einem H2-Element? Doch augenscheinlich die Bedeutung des Zusammenfassens von Unterabschnitten. Ein Dokument im klassischen Sinne, also beispielsweise ein Buch, besteht aus: Bänden, Teilen, Kapiteln, Unterkapiteln, Abschnitten, Paragraphen, Unterparagraphen. Das zumindest ist eine Auswahl möglicher Wortbezeichnungen für einzelne Elemente.
Diese Schachtelung (ein Dokument besteht aus Bänden, in denen Teile enthalten sind, die aus Kapiteln bestehen, in denen Unterkapitel sind...) ist abstrahiert und auf HTML übertragen worden, und so existiert zur Kennzeichnung der Bezeichnungen der einzelnen Schachtelungsstufen jetzt ein generisches Schema mit 6 Stufen, <h1> bis <h6>.
Deine Forderung ist nun, dass H1 größer gedruckt werden soll, als H2. Warum? Dies gibt auch die Historie nicht her, denn wenn man H1 als das höchste vereinzelbare Element eines Dokumentes betrachtet, also beispielsweise als ein Kapitel, dann verpflichtet das den Typographen noch lange nicht, die Kapitelüberschrift in der größten verfügbaren Schrift zu setzen. Vielleicht hebt er sie anders heraus, beispielsweise allein auf einer einzelnen Seite. Und vielleicht steht die Angabe des Kapitels auch auf jeder Seite klein drauf. Dort ist es immer noch die Kapitelbezeichnung, aber sie ist sicherlich kleiner, als die Bezeichnungen der Unterkapitel oder des Fließtextes.
Und schon hätten wir eine H1-Überschrift mit "font-size:100%".
Mit deinen unsinnigen Forderungen
Der Unsinn liegt eher dort, wo aus kritischem Hinterfragen Forderungen gemacht werden, wo aus deutlicher erkennbarem Text größere Schrift wird, wo auf die Aussage, dass Schriftgröße nicht das einzige Element zur Herausstellung ist und eh alles vom Kontext abhängt, die Frage kommt, ob ich mir keine kleinere <h1>-Überschriften vorstellen könne.
Die Frage zielte darauf ab: Darf man H1 von der Schriftgröße her kleiner machen, als H2. Die Antwort: Natürlich darf man. Die standardisierenden Dokumente geben nur rein technische Anforderungen vor, innerhalb derer man sich vollkommen frei bewegen und sein Dokument entsprechend der individuellen Anforderungen gestalten kann.
Insofern fand ich das reflexartige Auftreten der üblichen Bedenkenträger hinsichtlich Barrierefreiheit (wieso eigentlich - H1 ist doch besser als <font size="5">) und "So nutzt man CSS richtig[tm]" äußerst störend. Hier einen Genenstandpunkt zu beziehen, um Alternativen aufzuzeigen und die Befreiung vom Diktat der Über-Validatoren zu propagieren, war meine Absicht.
- Sven Rautenberg