Hi Bogardo,
Es wäre natürlich schon ein Dingen, wenn all diese Götter, (...) einfach nicht existierten.
Die Möglichkeit, dass nur _du_ (naja - in Gemeinschaft mit 99,99 % der Menschheit) nichts davon weißt, ziehst du nicht ernsthaft in Betracht?
Ich sehe nicht, wo ich in dem von Dir zitierten Satz über meine persönlichen Irrationalitäten gesprochen hätte und über meine besonderen Beziehungen zur spirituellen Welt. Im Übrigen weiß ich natürlich, dass ich nichts weiß.
Der Rest, die 0,01 % oder noch weniger, könnte dir etwas ganz anderes erzählen - wenn er Worte für eine solche _undenkbare_ Erfahrung des „lebendigen Lichtes“ hätte.
"Letzte Nacht um viertel vor vier
da hatte ich eine Erscheinung
plötzlich stand ein Engel in der Tür
und der fragte mich nach meiner Meinung
er war kreidebleich - mit 'm weißen Gewand
und er hob seine silbrig schimmernde Hand
und er sagt: Guten Tag, du bist auserkoren
die Welt braucht einen neuen Messias
Und dann hat er mir noch den Kopf geschoren
und gesagt: Du heißt jetzt nicht mehr Udo
du heißt jetzt Jeremias
Halleluja, Halleluja! "
Udo Lindenberg
Erweckungs- und Erleuchtungserlebnisse gibt es natürlich, siehe das oben zitierte Beispiel. Dennoch scheint mir die Frage weiterhin berechtigt, welche Folgen es hätte, wenn die Götterwelten in ihrer Gesamtheit oder doch nur ein großer Teil derselben nicht existierte. Natürlich nur spekulativ und als heuristischer Gedanke. Dass nun all die Religionen auf eine oder verschiedene jenseitige "Realitäten" verweisen, erscheint ja auch durch ihre massiven Differenzen und konträren Handlungsanweisungen unwahrscheinlich. Natürlich hatte der Inka-Priester vor dem Menschenopfer seine Visionen, ebenso wie das Orakel von Delphi, Mohammed, Buddha und der Dalai-Lama.
(Dass falsch verstandener Glaube oder auch Aberglaube viel irrsinnige Taten hervorbrachte und immer noch hervorbringt, kann nur dann ein (scheinbares) Argument gegen die uns alle tragende Kraft - und damit Gott - sein, wenn eine eigene Erfahrung fehlt und man sich einem „glaubenen“ Glauben (Joh 20,27!) versagt.)
Macht der wiedersprüchliche Gehalt der zahllosen großen Visionen nicht doch manchmal Sorgen? Gehen wir einmal davon aus, dass die großen Religionsstifter tatsächlich göttliche Offenbarungen erlebten, warum sind deren Inhalte derart gegensätzlich?
Es ist schon beeindruckend, von der Versuchung Jesu oder Mohammeds Reise nach Jerusalem zu lesen. Enttäuschend ist dann der Regelkanon, der darus erwächst. Ein höheres, universales Wesen, der HERR, der uns alle tröstet, der alles wieder in Ordnung bringt, soll sich Vorschriften ausdenken, welche Art von Kopftuch die Damen tragen sollen, was man essen darf und was nicht, welchen Schuh man zuerst zumachen sollte, wie oft oder ob man onanieren darf, ob Priester heiraten dürfen, ob Homosexuelle in Sünde leben usw. Dann erlässt er ein Bilderverbot, gestaltet die sixtinische Kapelle, segnet Waffen aller Parteien, macht einen Bayern zum Papst usw.
Für welche Offenbarung hast Du Dich entschieden? Sind damit die anderen Offenbarungen obsolet? Magst Du über die von mir genannten Probleme diskutieren oder macht Dein persönliches Erweckungserlebnis solche Diskussionen überflüssig?
Viele Grüße
Mathias Bigge