Moin,
ich würde es begrüßen, wenn in der hinsicht jetzt mal etwas mehr nach vorne geschaut würde, anstatt immer nur zurück mit diesem "die kirche hat aber im mittelalter ..." usw. usf.
Ein "Vorn" gäbe es nicht ohne ein "hinten". Und die Vergangenheit _ist_ nun mal unveränderlich da. Deshalb muss die katholische Kirche sich mit ihren Sünden und Verfehlungen auseinandersetzen (JPII hat da ja schon erste Schritte gemacht) _und_ ihre (die der kath. Kirche) Zukunft gestalten.
Ratzingers Credo, wenn ich es recht verstehe, war ja nicht die Ablehnung des Modernen schlechthin sondern die Bewahrung der innersten Glaubens. Er ist also nicht strukturkonservativ sondern wertkonservativ. Wertkonservative können nun durchaus treibende Kräfte bei gesellschaftlichen Änderungsprozessen sein, eben weil sie bestimmte Werte auch in der Zukunft erhalten wollen wissen. Oskar Lafontaine hat sich iirc als wertkonservativ bezeichnet.
So gesehen _könnte_ Benedikt XVI. ja durchaus jemand sein, der sich - aus der Erkenntnis, dass sich die Kerngedanken des Glaubens in der Zukunft nicht aufrecht erhalten lassen wird, wenn es nicht auch ein Bekenntnis zu begangenen Fehlern gibt - zunächst auch der Vergangenheitsbewältigung widmet. Für die Kirche hätte das bestimmt befreiendes - wobei mir gerade einfällt, dass Ratzinger ja Problme mit dem Wort Befreiung hatten :-)
Viele Grüße
Swen Wacker