Sup!
Die Mitglieder sämtlicher Parteien haben "ideologisch verfärbte Ansichten"
Wobei zu definieren wäre, was "ideologisch" heisst. Während Nationalismus und Sozialismus als gescheiterte Ideologien anzusehen sind, hat der Liberalismus sich bisher immer gut gehalten, hat nie zu einer Diktatur geführt, und ist darum möglicherweise weniger eine Ideologie als vielmehr die vernünftige Alternative zu Ideologien, die sich durch einen Alleingeltungsanspruch auszeichnen.
als die SPD sich wenigstens ein wenig den Realitäten stellen mussten, weil sie Regierungsverantwortung hatte
Hat sie nicht. Die SPD hat sich, ähnlich wie neulich eine gruppe von Professoren ("Hamburger Appell") zum Genossen der Großkopferten und Ackermänner gemacht. Eine Sanierung der Bundesrepublik und derer Finanzen hätte in der ersten Wahlperiode mit einer kräftigen und durchgreifenden Entschlackung des Staates und damit dieser geldverschlingenden Bürokratie beginnen müssen. Hat aber nicht. Grund: Die Vorstände der etablierten Parteien haben vom Eigennnutz verfärbte Ansichten. Dazu zählt das Pöstchenverschieben in einer Bürokratie, die sich fast auschließlich selbst verwaltet und Kommissionen zur Begrenzung des Kommissionsunwesens gründet. Mit Mitgliedern, die darin eine bezahlte Aufgabe des Nichtstuns haben und dafür später auch Pensionen bekommen.
Natürlich hätte die FDP mit einer absoluten Mehrheit mehr Reformen durchgeführt als es die SPD getan hat; dennoch muss ich die SPD verteidigen. Sie hat sich unter Schröder enorm zum positiven verändert und einige mutige und richtige Entscheidungen getroffen. Es ist gewissermaßen (auch wenn ich die SPD nicht mag) sehr schade, dass diese Entscheidungen nicht so schnell wie gewünscht zu den gewünschten Erfolgen geführt haben und die SPD-Basis weitere Reformen blockiert hat und jetzt die Nerven verliert.
Deine Ansichten in Ehren, aber ich bin auch "Ossi"- und ich habe das Ende der DDR mit 26 erlebt, nehme also in Anspruch die damaligen Realitäten zur Kenntnis genommen zu haben. Und dazu zählt: Längst nicht alle damaligen SED- Mitglieder propagierten einen "Unrechtsstaat mit Mauertoten, Stasi, Folterung, Stehgefängnissen, Umweltverschmutzung"
Sicher waren auch nicht alle Nazis für GeStaPo, Folterung, Konzentrationslager und Gaskammern. Dennoch hat jeder, der in einer solchen Organisation mitgemacht hat, nur um die Vorteile der Anbiederung an das System zu geniessen, ein kleines Stück Mitschuld an den Verhältnissen, die dieses System produziert hat.
Naja: Im Westen wählt ja keiner die Genossen, die scheinbar Du und ich auch kennen. Hier wird die aktuell letzte verbleibende Alternative zu jenen gewählt, die entweder Ihre Clientel verraten haben oder zu jenen, deren Clientel diejenige ist, zu deren Gunsten die aktuellen Machthaber (SPD und Grüne) ihre Clientel verraten haben.
Ja, Parteien sind eigentlich nur dazu da, ihre Klientel zu verraten. (Oh Mann!)
Im Osten sehen eben noch immer viele Leute gerade in der PDS die letzte Bastion gegen CDU, CSU und den wiederholten Verrat der SPD an der Arbeiterschaft.
Was heisst hier "Verrat an der Arbeiterschaft"? Wenn man der Arbeiterschaft sagt, dass sie wegen der Konkurrenz von Milliarden Menschen im Ausland nicht damit rechnen kann, dass sich die Lebensverhältnisse weiter so positiv entwickeln wie in den 50ern bis 70ern, ist das dann Verrat?
Genau dort sehen die Menschen, was ihnen versprochen wurde und was dann kam. Darüber kann auch die Fassade der tollen Autobahnen, mit denen man schnell (wenn man nicht Montags oder Freitags fährt) im Westen zum Arbeiten ist. Dort sehen die Menschen auch, dass gar nicht teure, in der DDR besser geregelte Dinge (Kindergärten, Schule(sic!), Horte) praktisch abgeschafft wurden.
Dass die Abschaffung der kostenlosen Kindergarten/Horte falsch war, hat aber mittlerweile fast jede Partei eingesehen. Sieh' mal in die Wahlprogramme.
Dort sehen die Menschen, dass keineswegs, wie im Grundgesetz verankert, nach der Wiedervereinigung eine Verfassung durch das gesamte Volk bestimmt wird. Dort sehen die Menschen nicht durch die rosarote Markenbrille des bröckelnden Wohlstandes: Die sehen den Verfall der hiesigen Gesellschaft direkt und unzensiert. Sollen die ausgerechnet die Vertreter dieser Gesellschaft wählen?
Vielleicht sollten die Menschen daran denken, dass auch vieles besser geworden ist nach der Wiedervereinigung, dass es vor 1990 keine Mikrowellen und DVD-Player gab und auch niemals gegeben hätte, und dass in der DDR immer nur die Straßen repariert wurden, wo der Staatsratsvorsitzender durchgefahren ist.
Dass Gesamtdeutschland in einer schwierigen Lage ist, ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass die Wiedervereinigung so teuer war. Und schließlich und endlich: Wer meint, er hätte die vorher in der Geschichte beispiellose Wiedervereinigung eines sozialistischen Staats mit einem demokratisch-martkwirtschaftlichen Staat viel viel besser gemacht als die Kohl-Regierung, der werfe den ersten Stein.
Sollten die Menschen, weil nicht alles perfekt gelaufen ist und Fehler gemacht wurden, die Vertreter einer Partei wählen, die Unmöglichkeiten fordert und quasi verspricht, per Goldesel jedem ein Leben in Saus und Braus zu ermöglichen, wo man nicht gekündigt werden kann, 35 Stunden in der Woche arbeitet, dafür ein fürstliches Gehalt bekommt (finanziert durch die Millionärssteuer oder so), danach im dicken Auto zum eigenen Haus in idyllischer Landschaft fährt, nach etwas Entspannung die Kinder um 19:00 aus dem Hort holt, und generell streß- und eigenverantwortungsfrei vor sich hinlebt?
Dazu folgender Lehrspruch:
Hammer, Feile, Säge, Schwanz benutzt man GANZ.
Und wie macht man das beim Hammer?
Gruesse,
Bio
Never give up, never surrender!!!