Die Mitglieder sämtlicher Parteien haben "ideologisch verfärbte Ansichten"
Wobei zu definieren wäre, was "ideologisch" heisst. Während Nationalismus und Sozialismus als gescheiterte Ideologien anzusehen sind, hat der Liberalismus sich bisher immer gut gehalten, hat nie zu einer Diktatur geführt, und ist darum möglicherweise weniger eine Ideologie als vielmehr die vernünftige Alternative zu Ideologien, die sich durch einen Alleingeltungsanspruch auszeichnen.
Der Liberalismus hatte, genau wie sein Pedant der Anarchismus kaum Chancen gehabt zu scheitern.
Aber der Alleingeltungsanspruch in Bezug auf die Wirtschaft ist sehr wohl vorhanden und hatte auch durchaus Rückschläge erlebt. Wobei das was heutzutage als Globalisierung verstanden wird meiner Meinung auch dazu zählt, da er in erster Linie nur wenig Menschen nützt und vielen schadet (zumindest im heutigen Stadium). In den Ländern wo die Menschen sich Schutz vor Ausbeutung erkämpft haben werden diese einfach für den Profit Weniger auf die Strasse gesetzt um andere Menschen unter katastrophalen Bedingungen arbeiten zu lassen.
Wobei das sicher nicht lange gut gehen wird. wie lange werden wohl chinesische Frauen für einen Hungerlohn unsere Telefonbücher tippen, obwohl sie sich selber kein Telefon leisten können? Wie lange können in einem Land Millionen Autos verkauft werden, wenn gleichzeitig den Menschen die Grundlage sich dies überhaupt zu leisten genommen wird?
Im Osten sehen eben noch immer viele Leute gerade in der PDS die letzte Bastion gegen CDU, CSU und den wiederholten Verrat der SPD an der Arbeiterschaft.
Was heisst hier "Verrat an der Arbeiterschaft"? Wenn man der Arbeiterschaft sagt, dass sie wegen der Konkurrenz von Milliarden Menschen im Ausland nicht damit rechnen kann, dass sich die Lebensverhältnisse weiter so positiv entwickeln wie in den 50ern bis 70ern, ist das dann Verrat?
Positiv entwickeln tut sich für Arbeiter und Angestellte, in Westdeutschland zumindest, seit über 10 Jahren nichts mehr. Im gegensatz zu den Kapitalmärkte und Managergehältern.
Der Verrat besteht darin, das am Anfang des letzten Jahrhundert, die SPD Teil der Bewegung war, die für humane Arbeitszeiten, gerechte Löhne und sicheren Arbeitsbedingungen gekämpft hat und nun den Menschen die eben genau das nicht haben als Konkurrenz gelten lässt. Anstatt diese Grundrechte dort ebenfalls einzufordern.
Man kann ja soviele Freiheiten für die Wirtschaft fordern, aber wie erklärt ein FDPler einem Menschen der in Konkurrenz zu einem polnischen Arbeiter steht, wie er mit 5 Euro hier überleben soll? Werden dadurch die Mieten billiger?
Wem will der FDPler dann die Autos die in Polen gebaut werden verkaufen?
Dass die Abschaffung der kostenlosen Kindergarten/Horte falsch war, hat aber mittlerweile fast jede Partei eingesehen. Sieh' mal in die Wahlprogramme.
Die fast nie der Realität entsprechen.
Vielleicht sollten die Menschen daran denken, dass auch vieles besser geworden ist nach der Wiedervereinigung, dass es vor 1990 keine Mikrowellen und DVD-Player gab und auch niemals gegeben hätte, und dass in der DDR immer nur die Straßen repariert wurden, wo der Staatsratsvorsitzender durchgefahren ist.
Alles leere Versprechungen, ich habe auch keine Mikrowelle oder DVD Player und ich kenne viele die es sich auch nicht leisten können. Und momentan wird es für viele immer schwieriger sich überhaupt irgendetwas leisten zu können neben den Grundbedürfnissen (Wohnung und Essen).
Sollten die Menschen, weil nicht alles perfekt gelaufen ist und Fehler gemacht wurden, die Vertreter einer Partei wählen, die Unmöglichkeiten fordert und quasi verspricht, per Goldesel jedem ein Leben in Saus und Braus zu ermöglichen, wo man nicht gekündigt werden kann, 35 Stunden in der Woche arbeitet, dafür ein fürstliches Gehalt bekommt (finanziert durch die Millionärssteuer oder so), danach im dicken Auto zum eigenen Haus in idyllischer Landschaft fährt, nach etwas Entspannung die Kinder um 19:00 aus dem Hort holt, und generell streß- und eigenverantwortungsfrei vor sich hinlebt?
Das Bild des verwöhnten im Luxus lebenden Arbeiter mag es geben, aber die sind es bestimmt nicht die eine Alternative wählen wollen, sondern die Menschen die Jahre sich beworben haben um Absagen zu kassieren, denen mittlerweile jegliche Sicherheiten beraubt werden, dank Harz IV.
Und was Eigenverantwortung angeht, welche Chance hat jemand der nach den Wünschen von den meisten Parteien möglichst lang arbeitet und dann evtl. noch so flexibel ist einen langen Arbeitsweg in Kauf zu nehmen, vielleicht noch eine Familie (ist ja auch ganz wichtig) hat, Eigenverantwortung zu übernehmen. Weiterbildung wird in D nur rudimentär gefördert (im Gegensatz zu Dänemark beispielsweise) und ist in dem Falle gar nicht zeitlich möglich (ich weiß dass es ausnahmen gibt und kenne solche auch, aber nicht jeder bringt die Kraft auf nach 8 Stunden arbeiten sich abends für vier Stunden in einer Schule zu konzentrieren). Und alles was Rentenversicherung o.ä. angeht ist so kompliziert das es nur noch Experten verstehen.
Die Vorstellungen von vielen Politikern gehen Lichtjahre an der Realität vorbei, zumal diese Kaste kaum Eigenverantwortung braucht und oftmals noch nicht mal für ihre Fehler Verantwortung tragen muss.
Struppi.