Struppi: Wen wählen?

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... was aber eine Verbesserung für die Menschen darstellt, die vorher gar keine Arbeit hatten und sich gar nichts leisten konnten. Die Entwicklung, die Europa vor 150 Jahren gemacht hat, wird dort jetzt nachgeholt, mit allen unschönen Begleichterscheinungen wie Kinderarbeit, mangelnder Unfallversicherung etc.. Aber sie findet überhaupt statt, und das ist positiv, auch wenn es für uns hier vor Ort unschön ist, weil man gegen Menschen, die unter solchen Bedingungen arbeiten, natürlich schlecht konkurrieren kann. Wir können aber diese Entwicklung weder beschleunigen noch dürfen wir sie verhindern - darum müssen wir uns damit arragnieren.

Das heißt die Menschen in Mitteleuropa sollen auch unter diesen Bedingungen arbeiten, weil sie sonst ja nicht konkurrieren können?

Was heisst hier "Verrat an der Arbeiterschaft"? Wenn man der Arbeiterschaft sagt, dass sie wegen der Konkurrenz von Milliarden Menschen im Ausland nicht damit rechnen kann, dass sich die Lebensverhältnisse weiter so positiv entwickeln wie in den 50ern bis 70ern, ist das dann Verrat?

Positiv entwickeln tut sich für Arbeiter und Angestellte, in Westdeutschland zumindest, seit über 10 Jahren nichts mehr. Im gegensatz zu den Kapitalmärkte und Managergehältern.

Ist denn der Lebensstandard von 1995 nicht gut genug? Ist es nicht unrealistisch, dass es immer aufwärts geht? Die Kapitalmärkte haben sich übrigens nicht die gesamten letzten 10 Jahre positiv entwickelt, und die "Managergehälter" sind nun wirklich kein Indikator für irgendwas; außer vielleicht für den Glauben einiger Leute, teurer wäre gleich besser.

Sogar der Lebenstandard von 1975 ist gut.
Aber "Rückschläge" auf den Kapitalmärkten dienten in erster Linie dazu abzukassieren insgesamt dürfte sich die Menge an Kapital dass nur dazu dient mehr Kapital zu erzeugen um einiges vervielfacht haben in den letzten 10 Jahren.

Wie sollte die SPD denn in China für diese Rechte kämpfen? Sie muss schon warten, bis sich in China etwas wie die SPD von allein formt. Und das kann ein paar Jährchen dauern - wird aber kommen, da bin ich sicher.

Nein, die Mitteleuropäischen Regierungen müssen solche Staaten dazu verpflichten zumindest minimale Arbeitsanforderungen zu erfüllen. Genauso wie es mittlerweile sogar schon Firmen unter dem Druck von Verbrauchern tun.

Man kann ja soviele Freiheiten für die Wirtschaft fordern, aber wie erklärt ein FDPler einem Menschen der in Konkurrenz zu einem polnischen Arbeiter steht, wie er mit 5 Euro hier überleben soll? Werden dadurch die Mieten billiger?

Das ist der hypothetische FDPler in einer schlechten Situation... denn er kann darauf nur antworten, dass der hypothetische Arbeiter entweder auf einen besser bezahlten Job umschulen oder sich mit den 5 Euro arrangieren muss, weil es halt nicht möglich ist, jemandem nur deshalb, weil er ein Deutscher ist, mehr zu zahlen, als einem Polen.

Wie soll nachdem hier alle staatlichen Grundversorgungen privatisiert wurden jemand von solch einem Gehalt arrangieren. Betriebswohnungen, verkauft. Im Nahverkehr werden nur noch Prestigeobjekte gefördert, der Pendler kann schaun wo er bleibt und zahlt dafür auch noch den Preis.
Doch der Arbeiter hat sogar Glück, da in der EU die Landwirtschaft subventioniert wird, wird er sich das Brot noch eine Weile leisten können, aber das will die FDP sicher ach abschaffen.

Wie erklärt denn der hypothetische Arbeiter dem FDPler, warum nur aufgrund seiner Nationalität der Deutsche mehr Geld bekommen soll als der Pole, und wie die deutsche Autofabrik dann gegen die polnische konkurrieren soll? Glaubt denn der hypothetische Arbeiter wirklich, die geizigen deutschen Arbeiter würden nach der Parole "Kauft nur bei Deutschen" das teurere deutsche Auto kaufen? Unterm Strich ist das ganze doch ein Nullsummenspiel: Wenn es mehr Lohn gäbe, wäre das Auto, dass der Arbeiter kaufen will, ca. genau so viel teurer, wie er mehr Lohn hätte.

Aha, seit der Arbeiter weniger Lohn bekommt steigt die Zahl der verkauften Autos wieder?
Ich hab seit Anfang der 80'er einen Führerschein, mein Eindruck ist, das als die Lohne noch kräftig (in den 80'ern) stiegen auch der Verkehr rasant zunahm, aber das waren vermutlich polnische Autos.

Ich red auch nicht davon kauft bei deutschen, sondern kauft nur von Anbietern, die ihre Arbeiter gerecht bezahlen und gut behandeln, an allem anderen klebt Blut. Zumal sich die Lebenshaltungskosten nur an die Löhne anpassen wenn sie steigen, umgekehrt merkt man davon nichts. Der hypothetische Arbeiter muss diese Kosten ganz real bezahlen. Du kannst nicht mit 5 Euro Lohn mit einer Familie in Deutschland überleben.

Wem will der FDPler dann die Autos die in Polen gebaut werden verkaufen?

Hat der FDPler eine Autofabrik?

Nein er aber ich will dass die Autos in Polen gebaut werden.

Dass die Abschaffung der kostenlosen Kindergarten/Horte falsch war, hat aber mittlerweile fast jede Partei eingesehen. Sieh' mal in die Wahlprogramme.

Die fast nie der Realität entsprechen.

Wenn sie der Realität entsprechen würden, dann würde es keinen Sinn machen, die Forderung überhaupt zu stellen, weil sie ja schon realisiert wären.

Nein, die Wahlprogramme entsprechen fast nie der Realität die nach der Wahl herrscht.

Alles leere Versprechungen, ich habe auch keine Mikrowelle oder DVD Player und ich kenne viele die es sich auch nicht leisten können. Und momentan wird es für viele immer schwieriger sich überhaupt irgendetwas leisten zu können neben den Grundbedürfnissen (Wohnung und Essen).

Aber Du hast einen PC und Internet und kannst mit der ganzen Welt kommunizieren.

Ja, ich verdien mir damit ein paar Mark dazu, ansonsten würd mein Gehalt, das bis vor einigen Jahren genug war, nicht mehr reichen. Aber einige können sich diesen Luxus tatsächlich nicht mehr leisten. Zudem das tatsächlich der einzige Luxus den ich im Überfluss habe ist. Ansonsten kein Auto, keine Waschmaschine, eine Stereoanlage die ich in den 80'ern gekauft habe, einen geschenkten Fernseher, Fahrräder vom Sperrmüll (aber ich wollte nichts anderes), keinen Herd (Doppelkochplattte) und und und

Das ist keine Klage, ich komm Prima zu Recht und brauch davon auch nichts, aber ich könnte mir es auch nicht leisten wenn ich es wollte.

Das Bild des verwöhnten im Luxus lebenden Arbeiter mag es geben, aber die sind es bestimmt nicht die eine Alternative wählen wollen, sondern die Menschen die Jahre sich beworben haben um Absagen zu kassieren, denen mittlerweile jegliche Sicherheiten beraubt werden, dank Harz IV.

IMHO sollten die, die keine Arbeit haben, die stärksten Gegner derer sein, die als Arbeitsplatzbesitzer ihre Besitzstände gegen jede vernünftige Reform verteidigen. Denn es ist so: Die Sicherheiten, die die, die Arbeit haben, haben, hindern die, die keine Arbeit haben, welche zu bekommen. Der Kündigungsschutz etc. verhindert, dass neue Leute eingestellt werden, bzw. führt dazu, dass Leute nicht fest eingestellt werden, sondern nur Leute von Zeitarbeitsfirmen engagiert werden. Das wiederum verringert das Einkommen der Angstellten der Zeitarbeitsfirma, weil die Zeitarbeitsfirma dafür kassiert, dass sie die eigentlich die Leute beschäftigenden Firmen von den Kündigungsschutz-Regeln etc. quasi "entkoppelt". Das ist doch völlig verrückt. Oder?

Das ist durchaus ein Argument dem ich teilweise zustimmen kann, aber Menschen brauchen auch Sicherheiten und dass dieses Prinzip von hire and fire wenn man jung ist funktioniert glaube ich auch, wohin das dann aber führt wenn du 50 bist keine Ausbildung hast und kein Glück irgendwann einen Job zu finden der auch in einem höheren Alter noch durchführbar ist, sieht man in den USA.

Die Vorstellungen von vielen Politikern gehen Lichtjahre an der Realität vorbei, zumal diese Kaste kaum Eigenverantwortung braucht und oftmals noch nicht mal für ihre Fehler Verantwortung tragen muss.

Das denkst Du. Politiker zu sein erfordert eine Menge Einsatz von Zeit und Geld. Bevor man ganz oben ist, muss man sich gegen jede Menge innerparteilicher Konkurrenten durchsetzen, die nur darauf warten, einen zu stürzen. Und wenn man einen Fehler macht, der nachweisbar ist, dann wird man schneller abgesägt, als man bis drei zählen kann.

Was dazu führt, das unsere politische Elite kantenlose, ideenlose Schleimer sind, die sich in Parteigremien Freunde machen können, aber nicht politische Veränderungen durchführen. Je weiter oben umso mehr ist dies der Fall. Es gibt bestimmt unzählige Kommunalpolitiker die mit Fantasie und Ehrgeiz versuchen zu gestalten, doch aber einer bestimmten Ebene ist das vorbei.

Du kannst ja die Politikerhaftung für Politik fordern - dann wird aber überhaupt niemand mehr in die Politik gehen, schon gar nicht irgendwer, der auch in der Wirtschaft Erfolg haben könnte.

Wer offensichtlich und wissentlich falsche Entscheidungen trifft, muss dafür haften, egal was er tut. Das dieses Prinzip, je weiter oben man in einer Hierarchie steht, aufgeweicht wird ist sicher ein Grund für immer größeres Misstrauen gegenüber denen "da oben". Aber ich wüsste nicht warum sie nicht haften sollten. Und wenn solche Leute keine Verantwortung übernehmen wollen - sehr gut, es gibt bestimmt genug die trotzdem tun würden.

Struppi.

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Tobias
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