Sup!
Mord ist nun nicht Mord; die Beweggründe, die zu der Tat führten, können sehr unterschiedlich sein; jeder Fall ist unterschiedlich. Und ich schlage vor, dass wir uns ohne nähere Kenntnis der Täter nicht wirklich "ganz klar" darüber sind, dass die Persönlichkeit oder die Meinung der Täter nicht tolerabel sind - wir mutmaßen das aufgrund der Berichterstattung.
Wenn der Mord wirklich Mord war (niedere Beweggründe etc.), dann ist die Persönlichkeit und Meinung der Täter nicht tolerabel, ganz egal, was die Medien berichten.
Die Persönlichkeit. Sollte ein Defekt in der Persönlichkeit bestehen, fallen schon mir als Laien wenigstens zwei bzw. drei Möglichkeiten ein: Eine Krankheit bzw ein genetischer Defekt oder eine "erworbene" Persönlichkeitsprägung, die sich durch den Mord "entlädt" (Ich rechtfertige nicht, ich frage nach möglichen Ursachen). Für beide Fälle haben wir - soweit "nicht heilbar" - schon jetzt im Strafrecht u.a. die Möglichkeit der (anschließenden) Sicherheitsverwahrung oder aber, sofern "veränderbar", die Verpflichtung zur medizinischen Behandlung.
Und was die Meinung angeht - soweit jemand nur seine Meinung äußert, diesen oder jenen töten zu wollen, seine Handlung aber im Griff hat: ist das schon Anlaß genug für eine Rebooten der Persönlichkeit?
Habe ich sowas auch nur ansatzweise suggeriert?
Wo ich aber am meisten Schwierigkeiten habe, Dir zu folgen, ist der "Normbereich", in dessen Richtung jemand geformt werden soll. Das wirft ja immer zugleich die Frage auf, wie genau der Normbereich definiert ist und ab welchem Abstand die Formung zu erfolgen hat.
Der Normbereicht ist der Bereich der Nicht-Gewalt-Straftäter.
Monika Böttcher/Weimar, Ingrid v. Bergen, Marianne Bachmeier - diese Namen fallen mir spontan ein, wenn ich an umstrittene Mordprozesse denke. Hätten die (so sie denn Mörderinnen waren) Hirnwäsche bekommen sollen? Und wäre der Gesellschaft gedient, wenn sie gehirngewaschen worden wären. Im Fall Bachmeier läßt sich das noch tragischer diskutieren: Wäre sie überhaupt Mörderin geworden, wenn der Mörder ihrer Tochter gehirngewaschen worden wäre (Der Mann hat sich übrigens iirc kastrieren lassen um seinen krankhaften Trieb einzudämmen, diesen dann aber später durch Hormonbebhandlung wieder "erweckt".
Warum bekommen Leute, die sich haben kastrieren lassen, Hormone, wenn man weiss, dass sie sich haben kastrieren lassen, weil sie einen krankhaften Trieb haben?
Und last but not least: Was macht Dich so sicher, dass diese Gehirnwäschen tatsächlich weitere Taten verhindern?
Nichts, man sollte es aber ausprobieren, denn das Gefängnisstrafen weitere Straftaten nicht gut verhindern, ist bekannt, und probieren geht über studieren - oder zumindest über "Studien von woanders" lesen.
Nein, ich finde, die Möglichkeit der Sicherheitsverwahrung ist aus Sicht der Gesellschaft ausreichend. Selbst Gehirnwäsche wird Morde nicht verhindern. So oder so wird immer ein Spalt offen bleiben, aus dem ein vermeintlich geheilter oder schon vormals auffälliger Mensch schlußendlich mordet. Das muss man die Gesellschaft ertragen.
Es wäre aber doch für alle Beteiligten besser, wenn man die Leute wieder "hinbiegen" würde. Ausserdem wird Sicherheitsverwahrung nur sehr selten angeordnet - wollen wir die restlichen Mörder lieber einfach so rumlaufen lassen, mit uneingedämmter Rückfallgefahr, und nichtmal versuchen, ob es eine bessere Methode gibt, die Rückfallgefahr zu minimieren, als unser nicht sehr effizientes System von Gefängnis + Bewährungshelfer?
Beim US-Bootcamp ist es ja so, dass niemand teilnehmen *muss*, sondern man durch die Teilnahme seine Haftzeit erheblich verkürzen *kann*, wenn man bis zum Ende durchhält. So könnte man das ja hier auch machen. Es würde also niemand gezwungen. Deine ganzen Bedenken, ob den armen Mördern "Gehirnwäsche" zugemutet werden kann, sind darum völlig herbeikonstruiert und gehen an dem vorbei, was ich gesagt habe.
Gruesse,
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Never give up, never surrender!!!