Hi,
Also sage, was Du unter Softwareentwickler verstehst oder besser, wie der Softwareentwickler sich selber versteht dann verstehe ich Dich vielleicht auch mal.
ja, die Kernfrage, die Frage nach dem Sinn des Lebens so zu sagen. War die letze offene konzeptionelle Frage, die ich mir beantworten konnte,
Wieviele hast Du denn dann noch offen? Kann man bei der Beantwortung behilflich sein?
Geschaefte sind die Folge, die in der Realitaet stattfinden und irgendwann kam man mal auf die Idee bestimmte Ablaeufe mit den Mitteln der IT (sagen wir mal ab 1940)
Na, sagen wir mal ziemlich genau ab 1890 mit dem US-Census vom gleichem Jahr.
zu unterstuetzen. Anfaenglich kam man da mit Halbloesungen, da konnte man z.B. wichtige Rechnungsdaten speichern waehrend andere Bereiche der Realitaet wegen hoher IT-Betriebskosten (Speicherplatz und CPU-Zeit z.B.) IT-seitig keine Nachbildung erfahren haben.
Um 1940 war die Technik hingegen bereits soweit fortgeschritten, das nur noch Geld die Nutzung einschränken konnte. Mit genügend davon ging hingegen alles. So waren bereits die Techniken des Datamining (schönes Wort bezeichnet aber nur die bekannte statistische Methode Extrema auszusieben, gefunden irgendwann so um die siebzehnhundertschlagmichdoht) inklusive relationeller und objektartiger Beziehungen gut bekannt. Externes Sortieren mit nicht mehr als 3 Registern, dementsprechend auch das Suchen und die Datenhaltung. Und wozu? Eine recht bittere Pille: für die Logistik des Holocausts.
So um 1975 kam der Professer Chen auf die Idee sich die Realitaet etwas genauer anzuschauen und kam mit seinem entity relationsship model, der "intellektuellen" Basis der relationalen Datenhaltung.
Der hat's auch nur beschrieben, nicht erfunden. Schau in seine Literaturliste.
Die Geschaeftslogik liess sich nun schoen modellieren.
Grundsätzliche Geschäftslogik: billig einkaufen, teuer verkaufen und sich nicht von Finanzamt erwischen lassen. Mehr ist da nicht, alles andere ist nur bunte Tapete.
Ja, genau: ich behaupte, das ein Großteil der bunten Klickmichs völlig überflüssig ist und teilweise sogar den Zweck der Geldvermehrung behindert.
Die Datenbanken werden mit riesigen Mengen, wirklich unvorstellbar großen Massen an Daten bestückt, nur um mit ausgefuchstem Datamining etwas an Information rauszuquetschen, um dem Filialleiter nachweisen zu können, das er zu blöd war zu sehen, das er den Umsatz um gnadenlose 0.01% hätte steigern können, hätte er nur rechtzeitig seine Glaskugel befragt.
Einziger Vorteil solcher Datenhaltung ist die Möglichkeit sein Firmengespinst derart zu verweben, das das Finanzamt vor Ablauf der Verjährungsfristen nicht mehr drankommt. Das nützt dem Geschäft, klar, aber nicht unbedingt auf die Weise, mit der die Hochglanzbroschüren werben.
Alles unterhalb großer Firmenkonglomerate und sonstiger Krimineller braucht den Kram einfach nicht -- weder die Daten noch den Bergbau.
Trotzdem sind die Siebziger markant: sie sind die letzten Jahre, die noch wirkliche Fortschritte in der Mathematik der Datenverarbeitung brachten. Seitdem ist -- nunja, ich sag's wie's ist: Ebbe. Alles wurde bunter, jede Einigung auf ein Protokoll wurde frenetisch gefeiert, als ob man eine neue Sortiermethode gefunden hätte, die mit O(0.5) arbeitet aber grundlegend passiert ist nix. Halt, nein, stimmt nicht ganz: es gibt mittlerweile serienreifen quantenkryptographischen Schutz für Netzverbindungen wenn auch nur in engen Grenzen. Aber das ist weniger eine mathematische denn eine reine Ingenieurleistung, die Theorie dafür wurde schon vor rund 80 Jahren gelegt (zu faul zum Nachschauen, wann genau).
Der Softwareentwickler sitzt da nun irgendwie mittendrin. Sein Augenmwek sollte darauf gerichtet sein die Architektur des ganzen brauchbar zu gestalten. So gibts nicht ohne Grund zurzeit solche Modewoerter wie SOA (soll wohl nach SOAP klingen) und Webservices. Man hat also so zu sagen als letztes den Austausch von Daten ueber XML sprechende Dienste optimiert.
Tja, man muß halt stets ein paar neue Kleider erfinden, sonst wird man arbeitslos.
Man muss also also IT-Fachkraft in komplexeren Umgebungen irgendwie den ganzen Mist am Laufen halten,
Ja, wurde denn nur Mist übersetzt?
Wenn das so komplex ist, das sich ganz merkwürdige Seiteneffekte ergeben, dann ist das ein Bug. Wahrscheinlich ist sogar die Komplexität selber der Bug. "Keep it simple, Dude!" ist eine eiserne Regel, wer dagegen verstößt darf sich nicht über Löcher in den Füßen wundern.
da scheint mir Deine Ausage ein Entwickler ist Uebersetzer eines mathematischen Modells in ein anderes mathematisches Modell (die Software) nicht ausreichend.
Dsa ist vollkommen ausreichend, das paßt überall, ist Dir lediglich nicht detailiert genug.
Bestimmte Leute schwaetzen davon, dass Projektarbeit Kunst ist. Gefaellt mir auch, obwohl ich lange an eine rein ingenieursmaessig gehaltene Taetigkeit geglaubt habe.
Kunst kann viel mit Mathematik gemein haben, aber umgekehrt auch? Ist eine gute Frage.
Mir schwebt uebrigens so eine "komponentenbaiserte"
Ist das ein freudscher Vertipper?
(Baiser = im Ofen getrocknete Masse aus gezuckertem und geschlagenem Hühnereiweiß. Süße Luft sozusagen)
Architektur vor mit so Sachen wie einem Geschaeftslogikteil und verschiedenen Kommunikationskomponenten (raus aus dem Firmennetz) und solchen Komponenten wie RDBMSe, die XML basiert kommunizieren und OODBMSe mittendrin.
Hübsch. Vollkommen redundant, aber hübsch.
Umgeben wird diese Gruppe, nennen wir sie mal back end, von Clientapplikationen wie websites ("Webapplikationen") oder "rich" Clients aus dem Hause Micro$soft an denen man manchmal nicht vorbeikommt.
Man kommt immer vorbei, ist mitunter nur mit Brachialgewalt zu schaffen, aber man kommt immer vorbei. Vor allem wenn es sich um fast vierzig Jahre alte Ideen handelt, die ein recht großer Softwarekonzern geklaut^Waufgenommen und zurück^Wweiterentwickelt hat. War es früher Mainframe mit dumb Terminals, so waren es später rich Clienst ohne Mainframe. Hat beides seine Vor- und Nachteile ist aber auch beides nicht grundsätzlich schlecht. Dann kommt besagter großer Softwarekonzern mit Mainframe plus rich Clients (Denn was sind "Webapplikationen" anderes?)? Nein, tut mir leid, aber das ist komplett hanebüchen.
Lustig und sicherlich erwaehnenswert der permanente (vielleicht auch nur vermeintliche) Interessenkonflikt zwischen ITlern und BWLern.
Ist wahrscheinlich recht ambivalent bei den BWLern: einerseits bringt die IT seit rund 30 Jahren nichts Neues mehr, andererseits verkauft sich das aber wie geschnitten Brot.
Weniger höfliche These: für den gemeinen BWLer reduziert sich der Rechner auf den möglichen Gewinn beim Verkauf, ansonsten kann er damit rein gar nix anfangen.
Da ich hauptsächlich klein- und mittelständische Betriebe betreue, kann ich Dir aus eigener Erfahrung sagen, das im Schnitt zwischen dem 50 und 250-fachen an benötigter Rechenleistung erworben wurde, etwa das 1.000-fache an Speicher und dazu noch Software mit rund 50.000 Funktionen zuviel. Das kostet mehr als es bringt, ist ein schlechtes Geschäft für den Benutzer.
Andererseits hat diese Rechenleistung auch, insbesondere in Verbindung mit der digitalen Videoamera aber auch im Bereich Audio und vor allem wegen der preiswerten Breitbandanschlüsse vieles im künstlerischem Bereich möglich gemacht, das vorher extrem kostenintensiv war. Und ohne den dringenden Bedarf oben beschriebener im Grunde vollkommen überflüssiger grellbunter Klickmichs an Rechenkraft hätte sich eben jene Rechenkraft nicht so rasant entwickelt.
"Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust" spricht Faust zu Wagner, mir geh's hier ähnlich.
so short
Christoph Zurnieden